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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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dass die Krankheit noch in ihrem Anfangsstadium sei. So weit seien die Symptome noch harmlos – kleine Probleme mit seinem Erinnerungsvermögen, mehr nicht.
    Es war nicht schwer, das zu glauben. Er hatte sich gut im Griff, sprach flüssig. Ich wusste allerdings, dass er nicht die Wahrheit darüber sagte, wie gravierend die Symptome bereits waren – denn eine Woche zuvor hatte er sich aufgemacht, um seine tote Frau zu finden. Aber ich nahm ihm seine Lüge nicht übel. Es ging niemanden etwas an.
    Als er zum Schluss seiner Erklärung kam, machte er eine Pause und wischte sich eine silbrige Locke aus der Stirn. »Dies ist nicht mein Ende«, sagte er. »Aber es ist das Ende meines Dienstes für diesen wunderbaren Bundesstaat. Ich hätte die verbleibenden Monate meiner Amtszeit gerne noch absolviert, aber das scheint nicht länger möglich. Und so trete ich voller Trauer von meinem Amt zurück, und zwar mit sofortiger Wirkung.«
    Es wurden Fragen gerufen, aber der Senator beantwortete sie nicht. Er winkte ernst in die Kameras und verließ das Podium, mit Jay und Callie an seiner Seite, und einer seiner Ärzte trat ans Mikrofon.
    Alan Beckett war nirgendwo zu sehen, aber ich hatte keinen Zweifel, dass er alles arrangiert hatte. Das Timing für diese Erklärung war perfekt. Es lenkte die Aufmerksamkeit weg von Lark und wieder zurück auf das Rennen um den Sitz im Senat. Die nächsten paar Tage waren gefüllt mit Spekulationen darüber, wer kurzfristig für den verwaisten Sitz des Senators einspringen würde. Ende der Woche hatte der Gouverneur einen allgemein angesehenen ehemaligen Kongressabgeordneten dazu bestimmt. Jeder wusste, dass er nur ein Platzhalter war, der das Amt so lange versehen würde, bis Callie Spencer gewählt und eingeschworen werden konnte. Die Umfragen sprachen verlässlich und deutlich für sie.

    Die letzten Julitage wichen dem August. Da Lark nun tot war, holte Sutton Bell seine Frau und seine Tochter wieder zurück nach Hause. Elizabeth zeigte ihm ein Bild von Matthew Kenneally aus Collegezeiten. Bell sagte, er erkenne ihn nicht wieder. Vielleicht sagte er die Wahrheit, aber ich dachte, er würde ohnehin immer dasselbe behaupten. Sutton Bell wollte, dass der Great-Lakes-Bankraub Vergangenheit blieb.
    Der Bezirksstaatsanwalt verzichtete darauf, Anklage gegen Matthew Kenneally wegen Mordes an Anthony Lark zu erheben, da er der reellen Meinung war, dass keine Geschworenenjury ihn verurteilen würde.

    Am Donnerstagabend, den sechsten August, blickte ich in den Badezimmerspiegel und merkte, dass ich mich seit über einer Woche nicht mehr rasiert hatte. Ich schob eine neue Klinge in meinen Rasierer und machte mich an die Arbeit. Als ich ein paar Minuten später ins Bett kletterte, blickte Elizabeth von den Unterlagen auf, die sie auf dem Laken ausgebreitet hatte, und strich mir mit der Handfläche über die Wange. »Besser«, erklärte sie.
    »Du hättest ja vielleicht mal etwas sagen können«, gab ich zurück.
    Sie lächelte. »Ich mag es, wenn du von allein auf etwas kommst.«
    Ich griff aufs Geratewohl nach einem Blatt Papier, und sie schlug mir sanft auf den Handrücken. »Ich habe mir die genau so hingelegt, wie ich die haben will.«
    Die Unterlagen waren Kopien der alten Akten von den ursprünglichen Ermittlungen zum Überfall auf die Great Lakes Bank. Eine Menge davon hatte mit Floyd Lambeau zu tun. Ich wusste, dass Elizabeth versuchte, eine Verbindung zwischen Lambeau und Matthew Kenneally zu finden.
    Ich griff nach einem anderen Blatt. »Weiß McCaleb, dass du das hier hast?«, fragte ich.
    »Wen schert’s, was McCaleb weiß«, sagte sie.
    Owen McCaleb hatte beschlossen, dass es wenig Sinn hatte, den Versuch zu machen, Matthew Kenneally mit einem siebzehn Jahre alten Verbrechen aus einem anderen Zuständigkeitsbereich in Verbindung zu bringen. Er hatte Elizabeth davon abgeraten, weitere Nachforschungen anzustellen, aber er hatte es ihr nicht direkt verboten.
    Und so fuhr sie in ihrer Arbeit fort. Die Seite, nach der ich gegriffen hatte, enthielt Aufzeichnungen über Kenneallys Hintergrund. Er war in Steven’s Point, Wisconsin geboren. Seine Eltern waren Richard J. Kenneally und Mary M. LaFleur. Elizabeth hatte sein Geburtsdatum und das Datum der Hochzeit seiner Eltern notiert. Am Rand stand hingekritzelt: Wichtig?
    »Was bedeutet das?«, fragte ich.
    Sie blickte hinüber. »Es bedeutet, dass du faul bist.«
    Ich blickte wieder auf die Daten und fand den Zusammenhang selbst. »Kenneally

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