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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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seiner Großmutter aufsuchen wolle. Rhiner folgte ihm, aber mit einigem Abstand. Sie hatten Dawtrey Fußfesseln angelegt. Wo sollte er denn schon hin?«
    »Aber Dawtrey gelang es, sich von den Fußfesseln zu befreien«, sagte Elizabeth.
    »Er hatte Helfer. Jemand hat eine Vase mit Rosen auf das Grab seiner Großmutter gestellt, und daneben im Gras einen Schlüssel für die Handschellen hinterlegt.«
    Ich zeigte auf das Manuskript. »Auch dieses Detail steht hier drin.«
    »Es stand auch in der Zeitung«, sagte Delacorte. »Wir wissen nicht genau, woher dieser Schlüssel gekommen ist. Angeblich soll der Zugang eingeschränkt sein, aber ich habe sie sogar bei eBay im Angebot gesehen.« Um mir einen Gefallen zu tun, fügte er hinzu: »Die Schlösser von Handschellen sind mehr oder weniger alle gleich.«
    Die Kellnerin kam erneut mit dem Kaffee, und Delacorte vollzog sein Ritual mit Milch und Zucker.
    »Was ist mit den Rosen?«, fragte ich. »Haben Sie versucht, herauszufinden, woher sie kamen?«
    »Eine Rose ist eine Rose. Wir konnten sie nicht einem bestimmten Blumenladen zuordnen. Keine Fingerabdrücke auf der Vase.«
    Er hob die Augenbrauen, als wollte er mich auffordern, weitere Fragen zu stellen. Als ich der Aufforderung nicht nachkam, wandte er sich wieder Elizabeth zu und fuhr dort fort, wo er abgebrochen hatte.
    »Kaum war Dawtrey die Fußfesseln los, rannte er auf den Friedhofszaun zu. Rhiner befahl ihm, stehen zu bleiben. Aber Dawtrey kletterte über den Zaun. Er wäre weg gewesen, wenn Rhiner nicht geschossen hätte. Jemand hatte einen Wagen für ihn auf der anderen Seite abgestellt. Einen alten Camaro, der einem Pizzaausfahrer gehörte. Er war am Abend zuvor gestohlen worden. Der Fahrer hatte ihn mit laufendem Motor vor einem Mietshaus stehen lassen, solange er eine Pizza auslieferte. Und als er wieder rauskam, war der Wagen weg.«
    »Irgendwelche Hinweise darauf, wer den Wagen geklaut haben könnte?«, fragte Elizabeth.
    »Natürlich hat niemand irgendwas gesehen«, antwortete Delacorte. »Und der Wagen war so poliert worden, dass keine Fingerabdrücke mehr zu finden waren. Die Schlüssel haben wir über der Sonnenblende gefunden, etwas Bargeld im Handschuhfach und frische Kleidung und Schuhe im Kofferraum.«
    »Das ist schon ein ziemlich ausgetüftelter Plan.«
    »Stimmt. Und dann war da noch dieser Zwischenfall. Zwei Jungs auf Fahrrädern, die auf dem Parkplatz des Friedhofs Knallkörper gezündet haben. Sie haben genau im richtigen Moment die Aufmerksamkeit von Dawtrey abgelenkt, sodass er die Handschellen aufschließen konnte.«
    »Und sie konnten bislang nicht identifiziert werden?«
    Er zögerte, blickte auf seine Kaffeetasse. »Sie müssen die Situation richtig verstehen. Meine Deputys hatten alle Hände voll zu tun. Rhiner hasste es, auf Dawtrey zu schießen. Er ist sofort danach über den Zaun geklettert und hat versucht, Dawtrey wiederzubeleben. Tillman stand zwischen all den Trauergästen, um die er sich kümmern musste. Er hat über Funk Verstärkung angefordert. Keiner der beiden hatte Zeit, zwei Teenagern auf Fahrrädern nachzurennen.«
    »Und keiner der Trauergäste konnte Ihnen helfen, die Jugendlichen zu identifizieren?«
    Delacorte seufzte.
    »Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne Sie zu beleidigen, Detective Waishkey.«
    »Nur keine Hemmungen.«
    »Hier in der Nähe haben wir eine Bucht, die Waishkey heißt. Sie heißt so nach einem Chippewa-Häuptling. Haben Sie Chippewa-Vorfahren, Detective?«
    »Waishkey ist der Name meines Exmannes.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte Delacorte. »Aber egal. Charlie Dawtrey war halb Chippewa. Sein Sohn Terry war es zu einem Viertel. Ich möchte wetten, dass jeder, der bei der Beerdigung war, etwas Chippewa-Blut in sich hat. Ich habe die ganze Zeit mit Chippewas zu tun, und die meisten sind so kooperativ wie alle anderen Menschen auch. Aber in diesem Fall hat ein weißer Deputy einen Chippewa erschossen – es spielte keine Rolle, dass er ein Gefangener auf der Flucht war. So etwas macht die Leute einfach wütend. Und dann kommt der Sheriff zu ihnen und bittet sie, ihm zu helfen, ein paar Chippewa-Jungen ausfindig zu machen. Keiner derer, die auf dem Friedhof waren, wollte mir auch nur die geringste Auskunft geben.«
    »Dann hat also niemand einen Mann mit einem Gewehr auf dem Hügel gesehen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Und niemand hat einen weiteren Schuss gehört, neben dem, den Rhiner auf Dawtrey abgegeben

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