Bell ist der Nächste
die Stufen der Veranda vor dem kleinen Holzhaus hinaufstiegen, bellte uns vom Garten her ein Hund an. Die Frau, die an die Tür kam, sah erschöpft aus. Sie trug ein Baby mit Schleifchen im feinen Haar auf der Hüfte. Ein weiteres Mädchen klammerte sich an ihren Rocksaum. Und im Hausinneren war ein drittes Mädchen zu sehen, vielleicht sechs Jahre alt. Es rannte im Kreis herum und sang zu einer CD mit Kinderliedern.
Die Frau, Tillmans Ehefrau, hatte keine Geduld für Elizabeths Fragen. Sie erklärte, dass ihr Ehemann unterwegs sei und dass sie nicht genau sagen könne, wann er zurückkomme. Sie nahm die Visitenkarte entgegen, die Elizabeth ihr reichte, und schloss die Tür vor unserer Nase.
Gegen Mittag waren wir schließlich beim Friedhof. Fuhren durchs offene Tor und stellten den Wagen an der einzigen schattigen Stelle des Parkplatzes ab. Wir brauchten ein paar Minuten, bis wir Charlie Dawtreys Grabstein fanden. Wir schlenderten den Pfad entlang, auf dem Terry Dawtrey gegangen war, und entdeckten einen Grabstein mit dem Namen AGNES DAWTREY – das Grab seiner Großmutter, das er, so seine Äußerung gegenüber dem Deputy, hatte besuchen wollen.
Die Vase mit den Rosen war nicht mehr da, aber klar war jetzt, wo sich Terry Dawtrey ins Gras gekniet und den Schlüssel für die Handschellen aufgehoben hatte. Von hier aus war er auf den Zaun zugerannt.
Wir konnten sehen, wo er zur Strecke gebracht worden war. Die Stelle auf der anderen Seite des Zauns war mit Absperrband markiert. Und an einer Zaunstange wehte noch ein gelber Stoffstreifen.
»Das ist eine Markierung«, sagte Elizabeth.
Sie holte ein Blatt Papier aus ihrer Tasche und faltete es auseinander – einen Übersichtsplan, den sie aus dem Internet hatte. Er zeigte den Friedhof und die ihn umgebenden Straßen.
»Die Rosen haben Dawtrey den Hinweis gegeben, wo er den Schlüssel finden würde«, sagte sie, »und dieser Stoffstreifen zeigte ihm, in welche Richtung er laufen sollte.« Sie sah auf den Plan. »Wenn er geradeaus und hier über diesen Hügel hätte laufen können, dann wäre er an der Portage Road herausgekommen, wo der gestohlene Camaro auf ihn wartete.«
Ich stand da, Agnes Dawtreys Grab im Rücken, und begann auf den Zaun zuzugehen, der mit dem gelben Stoffstreifen markiert worden war. Elizabeth lief neben mir her.
»Im Manuskript heißt es, dass Dawtrey auf den Hügel zugerannt ist«, sagte ich. »Der Unbekannte müsste also dort oben unter einer der Kiefern Stellung bezogen haben.«
Als wir uns dem Zaun näherten, packte Elizabeth mich am Arm. Ich blieb stehen. »Er hat einen Schuss auf Dawtrey abgegeben und danebengeschossen«, sagte sie.
»Ja, das stimmt«, antwortete ich, obwohl sie gar keine Frage gestellt hatte.
Sie zeigte auf den Boden vor uns, wo ein Stück Rasen herausgerissen und dann wieder in den Boden gepresst worden war.
»Jemand hat die Kugel ausgegraben.«
Der Wind ließ die Gräser auf dem Hügelabhang wogen. Vom Hügelkamm oben blickte ich auf das Absperrband um den Tatort, das sich durchs Gras schlängelte.
»Das ist die Stelle«, sagte ich.
Elizabeth stand dicht neben mir. Wir waren außenherum gegangen, durch das Friedhofstor hinaus, außen am Zaun entlang und dann bis zu dieser Stelle den Hügel herauf.
Eine Weymouth-Kiefer und darunter ein dicker weicher Nadelteppich – genau die Lage, wie der Mann sie im Manuskript beschrieben hatte. Wenn man auf dem Bauch unter der Kiefer lag, konnte man genau beobachten, was dort unten vor sich ging, und niemand konnte einen sehen, es sei denn, jemand war regelrecht auf der Suche.
Elizabeth kniete sich hin und strich mit der Handfläche über den von Nadeln bedeckten Boden. »Dem Manuskript zufolge hat das Gewehr beim ersten Mal geklemmt, und er musste die Patrone herausnehmen. Sie landete zwischen den Kiefernnadeln. Beim zweiten Versuch feuerte das Gewehr ab, und die Patronenhülse muss herausgeflogen und ebenfalls in den Nadeln gelandet sein. Er sagt allerdings nichts darüber, dass er hinterher irgendetwas aufgesammelt hat.«
»Stimmt«, sagte ich.
Ich kniete mich zu ihr, und wir suchten den Boden ab, fanden aber nichts.
»Vielleicht hat er die Kugel und die Hülse doch mitgenommen«, sagte Elizabeth. »Das hätte zumindest ein Profi getan. Vielleicht hat er es nur für überflüssig gehalten, dies im Einzelnen zu beschreiben.«
»Glaubst du, er ist ein Profi?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er verhält sich wie jemand, der je nach Lage der Dinge
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