Bell ist der Nächste
sagt, dass wahrscheinlich ein Metallrohr oder ein Montierhebel verwendet wurde.« Wieder lächelte Delacorte, während er seine Hand auf das Manuskript legte. »Das gefällt Ihnen vermutlich, weil es zu dem passt, was hier geschrieben steht. Aber ich muss Ihnen sagen, dass unser Gerichtsmediziner gern mit der Presse redet. Wer immer das geschrieben hat, könnte die Idee mit dem Montierhebel aus der Zeitung bekommen haben.«
»Und ich nehme an, Sie werden mir jetzt erzählen, dass Kyle Scudder einen Montierhebel besaß.«
Dieses Mal mischte sich das Lächeln mit einem Hauch von Selbstzufriedenheit.
»Jeder hat einen Montierhebel, richtig? Wir hatten einen Durchsuchungsbefehl für sein Haus, das Komische aber ist, wir haben keinen Montierhebel gefunden. Im Übrigen auch in seinem Laster nicht. Er sagt, er hätte einen gehabt, ihn aber verloren. Er hätte vor ein paar Wochen angehalten, um einer Frau zu helfen, die einen Platten hatte. Er glaubt, dass er ihn vielleicht aus Versehen bei ihr in den Kofferraum gelegt hat. Den Namen der Frau weiß er natürlich nicht.«
»Sie glauben, dass er lügt«, sagte Elizabeth.
»Ich glaube, dass er genügend Zeit hatte, den Montierhebel loszuwerden. Charlie Dawtreys Leiche wurde erst am nächsten Tag gefunden. Sein Sohn kam vorbei, um ihn zu besuchen. Sein und Madelyns Sohn – Nick. Kam mit seinem Fahrrad vorbei. Sie wollten zusammen angeln gehen.«
Elizabeth beugte sich vor, und ich betrachtete ihr Profil. Sie musterte Delacortes Gesicht, als versuchte sie, seine Gedanken zu lesen.
»Sie machen sich also keine Sorgen«, sagte sie schließlich, »dass Sie einen Fehler machen – dass Kyle Scudder vielleicht unschuldig ist?«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Delacorte. »Aber das ist wirklich nicht meine Sache. Ich habe die Sache dem Bezirksstaatsanwalt übergeben. Ich werde ihm Ihre Geschichte mitteilen, auch wenn er überzeugt ist, dass wir hier eine klare Angelegenheit haben.«
Elizabeth holte tief Luft, und ich wusste, dass sie beschlossen hatte, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.
»Lassen Sie uns über Terry Dawtrey reden«, sagte sie.
Delacorte nickte.
»Er hatte eine Strafe von dreißig Jahren abzubüßen«, sagte Elizabeth. »Kommt es Ihnen merkwürdig vor, dass man ihn rausgelassen hat, und sei es nur für ein paar Stunden?«
»Die Entscheidung lag bei dem Gefängnisdirektor, aber ich kann nicht sagen, dass sie mich überrascht hat. Wenn der Vater eines Gefangenen stirbt, dann ist man doch bereit, Zugeständnisse zu machen.«
»Aber Dawtrey war ein prominenter Gefangener. Er war eingebuchtet worden, weil er auf Harlan Spencer geschossen hat, und jetzt tritt Callie Spencer gerade für einen Sitz im Senat an.«
Delacorte nahm einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete. »Nach dem, was ich gehört habe, war es so, dass der Gefängnisdirektor bei Harlan Spencer hat anfragen lassen, und der hatte nichts dagegen. Das überrascht mich nicht. Ich habe für Harlan gearbeitet, als er noch Sheriff war. Ich könnte nicht sagen, dass er Dawtrey verziehen hat, aber er hat seinen Frieden gemacht mit dem, was geschehen ist.«
»Zwei Ihrer Deputys haben Terry Dawtrey im Gefängnis abgeholt, ihn zur Kirche gefahren und dann zum Friedhof.«
»Das ist das übliche Vorgehen. Ich habe Sam Tillman und Paul Rhiner dafür eingeteilt. Sie haben früher schon einmal Gefangene eskortiert – ohne Zwischenfall.«
»Was ist diesmal schiefgelaufen?«
Der Sheriff blickte sich um. Ich dachte schon, er wolle die Kellnerin herbeiwinken, um noch mehr Kaffee zu bestellen, aber er wollte lediglich sichergehen, dass niemand mithörte.
»Das bleibt jetzt aber unter uns«, sagte er.
»Natürlich«, versprach Elizabeth.
»Tillman und Rhiner sind im Moment suspendiert, und der ganze Vorfall wird untersucht. Aber behalten Sie das bitte für sich.«
»Selbstverständlich«, sagte Elizabeth.
Delacorte warf mir einen warnenden Blick zu, und ich sah ihn offenherzig an. Ich glaube, von da an hielt er mich für harmlos.
»Die beiden haben die Sache verbockt«, fuhr er fort. »Terry Dawtrey hat sich beim Gottesdienst absolut nichts anmerken lassen. Auf dem Friedhof wurden Tillman und Rhiner nachlässig. Sie hätten die ganze Zeit dicht an Dawtreys Seite bleiben müssen. Tillman gehört zur Kirchengemeinde von Saint Joseph’s. Er blieb stehen, um am Grab noch ein bisschen mit dem Priester zu plaudern. Rhiner ließ Dawtrey vorausgehen. Dawtrey hatte ihm gesagt, dass er noch das Grab
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