Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
erwartet wurde, blieb Bella zunächst ruhig sitzen. Zafid wandte sich zu ihr um. „Das Meditations-Zentrum hat dein Gepäck hierher geschickt. Pass und Reiseunterlagen sind in Ordnung. Dein Wunsch ist dir erfüllt … du bist zurück in der Zivilisation. Repressalien wegen des Pferdediebstahls musst du nicht befürchten. Es steht dir also frei zu gehen.“ Damit wandte er sich ab.
Zu gehen?
Bellas Herz sank. Er schickte sie weg? Das konnte doch nicht sein. In den letzten Tagen waren sie einander so nahegekommen, dass es sich für sie wie ein Herz und eine Seele angefühlt hatte. Sie hatten alles geteilt und …
Das stimmte nicht so ganz, musste sie sich eingestehen. Viel Privates wusste Zafid immer noch nicht über sie – oder doch? War das vielleicht der Grund für seine starre Miene und die ablehnende Haltung?
Doch sie fühlte sich absolut nicht danach, die neu gewonnene, kostbare Freiheit – weit weg von gierigen Pressehyänen, falschen Freunden und missbilligenden Familienangehörigen – so schnell schon wieder aufzugeben. Nie hatte sie sich glücklicher gefühlt als hier und jetzt.
Vielleicht ahnte Zafid ja gar nicht, wie sehr sie sich in die Wüste verliebt hatte!
Und in ihn.
Verliebt in Zafid?
Nein, das war unmöglich! Männer verliebten sich in sie und machten sich ihretwegen zum Narren, nicht umgekehrt!
„Miss Balfour?“
Automatisch drehte sie sich um und begegnete dem forschenden Blick eines älteren Mannes. Er weiß, wer ich bin! dachte sie und schaute nervös zu Zafid hinüber, der inzwischen von Menschen umringt war, die alle gleichzeitig auf ihn einzureden schienen.
Bis zu diesem Moment waren ihr sein Status und seine Bedeutung als Herrscher gar nicht wirklich bewusst gewesen. In der Wüste hatte sie ihn nur als extrem maskulinen Mann erlebt, hier war er der Scheich.
Ihre Gedanken wanderten zu dem harschen, kalten Zafid zurück, der sie vorm Verdursten gerettet hatte. Dann sah sie den glutäugigen Verführer vor sich, der sie in seinen starken Armen gehalten hatte … mit dem sie frühmorgens ausgeritten war … angeregt geplaudert und gelacht hatte …
„Ich bin Omar, der Großwesir des Scheichs“, brachte sich der ältere Mann in Erinnerung. „Wenn Sie mir folgen, werde ich die notwendigen Arrangements für Sie treffen.“
Bella reckte den Hals, um über die Leute hinwegschauen zu können, die Zafid immer noch umringten. „Notwendige Arrangements?“, fragte sie geistesabwesend, „… wofür?“
„Für Ihre Heimreise.“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie hatte verstanden.
Arrangements , um eine Frau aus dem Weg zu schaffen, die nicht für einen Scheich taugte. Die sich offensichtlich nicht einmal in der Öffentlichkeit mit ihm zusammen zeigen durfte.
„Danke.“
Wohl wissend, dass ihr gar keine Wahl blieb, wollte sie wenigstens ihre Würde wahren. Geschmeidig stieg sie vom Pferd und übergab die Stute einem wartenden Bediensteten. Omar führte sie in eine beeindruckende Eingangshalle. Von dort aus ging es weiter in einen hellen, luftigen Raum, den ein massiver antiker Schreibtisch dominierte. An den Wänden hingen riesige, kostbare Teppiche, auf denen in leuchtenden Farben Wüstenszenen dargestellt waren.
„Hier sind Ihre Sachen, Miss Balfour.“
Bella starrte ihren Designerkoffer an, als würde er gar nicht ihr oder in ein ganz anderes Leben gehören. Und so war es ja auch. Wortlos klappte sie ihn auf. All die Dinge, ohne die zu leben sie inzwischen gelernt hatte, waren noch da: Laptop, iPod, Handy, Spiegel und Make-up.
Sie besaß alles, nur nicht das, wonach sie sich wirklich sehnte. Das Gefühl, gewollt zu sein … zu jemandem zu gehören.
Omar räusperte sich leise. „Ihr Lehrer aus dem Meditations-Zentrum hat mir noch eine Nachricht für Sie aufgetragen, Miss Balfour.“
„Eine Nachricht?“, wiederholte sie wie betäubt. „Was für eine Nachricht?“
„Er drückte seine Hoffnung aus, Sie mögen Ihren Seelenfrieden finden.“
„Bombige Chance!“, murmelte Bella grimmig und knallte den Kofferdeckel zu.
„ Bella Balfour! Und wieder … Bella Balfour!“
Fassungslos warf Zafid den Stapel Zeitschriften auf seinen Schreibtisch. Das oberste Titelblatt zeigte eine umwerfende Blondine im gewagten Abendkleid. Überschrieben war das Titelfoto mit: Ankunft von La Bella Balfour in Balfour Manor, anlässlich des jährlichen Charity Balls …
Sie wirkte so unglaublich mondän und glamourös, dass er in ihr kaum das verrückte Mädchen erkannte, das seine
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