Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
wilde helle Mähne beim Reiten energisch mit einem geflochtenen Band aus den Blattstreifen einer Dattelpalme bändigte.
Omar räusperte sich dezent. „Wie Sie sehen, Eure Hoheit, ist Miss Balfour weit über England hinaus … bekannt.“
Zafid lachte hohl und blätterte das Magazin durch. „Das kann man kaum leugnen!“
Fashion-Idol! Party-Queen! Wild Bella Balfour …
Mehr brauchte er nicht zu sehen und zu lesen, um zu erkennen, dass die Frau, von der er regelrecht besessen war, sich offenbar kein bisschen von seiner verhassten Stiefmutter unterschied. Ohne jegliches Schamgefühl hatte Bella Balfour auf Teufel komm raus mit ihm geflirtet und war nur zu bereitwillig mit ihm ins Bett gegangen.
Und ebenso falsch wie ihr Name waren natürlich auch sämtliche Emotionen gewesen, die sie ihm vorgespielt hatte. Zafid fühlte sich wie betäubt, bis auf den sengenden Schmerz in seinem Innern. Es war das erste Mal, dass er eine Frau so dicht an sich herangelassen hatte.
Nein, nicht eine Frau! … diese Frau!
„Wo ist Miss Balfour jetzt?“
„Ich habe sie in einem der Gästezimmer untergebracht, Eure Hoheit, eingedenk des unglücklichen Umstands, dass vor morgen Nachmittag kein Flug nach England geht. Miss Balfour schien ziemlich deprimiert zu sein.“
Zafid hob die dunklen Brauen. „Deprimiert? Reden wir von derselben Frau?“
Omar zögerte. „Sie wirkte auf mich sehr blass nach dem anstrengenden Wüstenritt. Darum habe ich mir die Freiheit erlaubt, den Hofarzt um seine Meinung zu bitten.“
Die Nachricht, dass sie immer noch im Palast war, ließ Zafids Puls beängstigend in die Höhe schnellen. Womöglich stand sie gerade unter der Dusche, um den Wüstenstaub von ihrem atemberaubenden Körper zu spülen und ihr seidiges blondes Haar …
„Danke, Omar. Ich möchte Sie nicht länger von Ihren Aufgaben fernhalten.“
„Eure Hoheit …“ Der Großwesir verneigte sich ehrerbietig und zog sich zurück.
Kaum, dass sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, griff Zafid erneut nach dem Blatt, das Bellas bezaubernde Erscheinung am Abend des Balls zeigte. Das vertraute Ziehen in den Lenden und das kaum zu bezwingende Begehren, das ihn jedes Mal bei ihrem Anblick überfiel, entlockten ihm ein bitteres Auflachen. Wie sollte er es zukünftig ohne diese Frau aushalten?
Dabei waren es nicht allein ihre Schönheit und ihr Sex-Appeal, die ihn so unwiderstehlich angezogen hatten, sondern genauso ihr wacher Geist, ihre Vitalität und ihr völliger Mangel an Ehrerbietung und Fügsamkeit.
Sie bezauberte und erregte ihn wie keine Frau zuvor, und sie hatte nicht die geringste Scheu, sich ihm zu widersetzen.
Oder ihn anzulügen! Nicht einmal in ihren intimsten Stunden hatte sie ihm verraten, wer sie in Wirklichkeit war.
Und das sagte im Grunde genommen schon alles, was er über sie wissen musste. Bella Balfour war ein verwöhntes Society-Girl ohne Verantwortungs- oder Pflichtgefühl. Diese ernüchternde Erkenntnis fest in seinem Bewusstsein verankert, zog Zafid sich in seine Privatsuite zurück, wo er duschte und sich für das anstehende Meeting mit der europäischen Delegation umzog.
Das Wissen um BellasAnwesenheit im Palast nötigte ihm seine ganze Selbstbeherrschung ab. Ich werde nicht zu ihr gehen! nahm er sich vor. Was für ein unwürdiges Bild! Ein Scheich, der durch den eigenen Palast schleicht und versucht, den eigenen Leuten aus dem Weg zu gehen, um peinlichen Erklärungen zu vermeiden.
Morgen, nachdem sie abgereist war, gab es nichts mehr, das ihn zu einem derart unsinnigen Tun verleiten könnte. Denn wenn er irgendetwas gar nicht in seinem Leben gebrauchen konnte, dann war es Wild Bella Balfour.
Bella saß auf der tiefen, reich verzierten Fensterbank und starrte ins Leere. Als sie hörte, wie sich die Zimmertür öffnete, wandte sie ihr tränennasses Gesicht hastig in Richtung des Fensters.
„Ich brauche wirklich keinen Doktor“, sagte sie rau. „Trotzdem vielen Dank für die Mühe.“
„Wenn Omar der Meinung ist, du brauchst einen Arzt, dann wirst du ihn gefälligst auch empfangen.“
Die Kälte in Zafids dunkler Stimme ließ ihr Herz gefrieren. Doch schon in der nächsten Sekunde taute heiße Wut über seine Anmaßung es wieder auf. „Verschwinde!“, fauchte sie erbost. „Ich habe dir nichts mehr zu sagen! Du bist ein gewissenloser Schuft, Zafid!“
Die Tür schlug zu. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, er wäre gegangen, doch dann hörte sie ihn näherkommen.
„Für die Bemerkung
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