Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
gedankenlos ausgeplaudert hatte. „Ich … na ja, ich bin als Kind wirklich viel geritten, in letzter Zeit allerdings gar nicht mehr. Es war mein Hobby … mit Schauspringen, Dressur, Querfeldein … und allem, was dazugehört.“
„Das klingt nach einer gründlichen Rundumausbildung“, stellte Zafid mit neu erwachtem Respekt fest. „Unsere Leidenschaft gilt in erster Linie dem Pferderennen, das auf eine jahrhundertealte Tradition zurückgeht.“
„Auf einer künstlichen Rennbahn?“
„Wir haben eine fantastische Rennbahn in Al-Rafid, aber der Al-Rafid-Cup ist ein Wüstenrennen.“
„Ist das nicht eine zu große Belastung für die Tiere?“
„Es ist ein kurzes Rennen, das in den frühen Morgenstunden ausgetragen wird.“
Bella sah von Amira zu dem schwarzen Hengst hinüber. „Was ich nicht verstehe … wenn Batal so ein berühmtes Rennpferd ist, warum versucht dann niemand ihn zu stehlen?“
Zafid lachte. „Weil er über die Landesgrenzen hinaus für sein teuflisches Temperament berüchtigt ist. Niemand, dem sein Leben lieb ist, würde versuchen, ihn zu stehlen.“
„Komisch, ich halte ihn für ein sehr freundliches Tier, das nur extrem sensibel ist.“
„Ich habe auch schon bemerkt, dass er sich dir gegenüber erstaunlicherweise sehr zahm verhält“, gab Zafid fast widerstrebend zu. „Das ist ein echtes Kompliment. Er ist nämlich ein sehr guter Menschenkenner.“
Vor Freude über das ungewohnte Lob errötete Bella. „Sollten wir deine Leute nicht benachrichtigen, dass Amira in Sicherheit ist?“, fragte sie, um von sich abzulenken.
„Das habe ich längst erledigt.“
„Wie denn?“
„Ganz normal per Handy.“
„Hast du nicht behauptet, gar keins zu haben?“
„Nein, ich sagte nur, dass ich niemanden anrufen werde, um dich abzuholen“, entgegnete er völlig gelassen. „Leider kann ich nicht ganz auf Kontakt zur Außenwelt verzichten. Aber das Handy ist nur für echte Notfälle gedacht.“
„Hmm“, schmollte sie. „Dein Pferd ist also ein Notfall für dich und ich nicht?“
„Du bist mein bezaubernder Quälgeist, habibi , aber lieber ertrage ich dich noch eine Weile, als dass ich meinen genauen Standort verrate.“
„Dann weiß also niemand, wo du dich in deiner freien Zeit aufhältst?“
„Das war zumindest mein Plan“, murmelte Zafid trocken und lockte Bella damit wieder aus ihrem Schneckenhaus.
„Also habe ich dich wirklich in meiner Hand!“, triumphierte sie.
„Solange ich es dir gestatte, habibati … “
Sein glühender Blick ließ ihr Herz wild schlagen. „Wer vertritt dich denn während deiner Abwesenheit?“, fragte sie rasch, um das Thema zu wechseln. Seltsamerweise war ihr im Moment gar nicht nach leichtherzigem Flirten zumute. Denn das, was sie während ihrer morgendlichen Ausritte verband, erschien ihr unendlich viel reizvoller und kostbarer.
„Mein jüngerer Bruder. Er ist ein warmherziger, sensibler und großzügiger junger Mann. Rachid ist zwar froh, mir die Verantwortung überlassen zu können, aber durchaus in der Lage, mich jederzeit zu vertreten, sollte ich verhindert sein.“
„Hört sich an, als würdet ihr aus verschiedenen Gen-Pools stammen.“
„Seine Mutter war die zweite Frau meines Vaters“, erklärte er knapp.
„Oh …“ Ihr Lächeln schwand. „Ich vergaß, du hattest ja auch eine böse Stiefmutter.“
„Auch?“
Bella errötete, als sie an Tilly und Lillian dachte. Nein, ihre Stiefmütter waren nicht böse oder gemein zu ihr gewesen, aber geliebt hatten sie den wilden Zwilling aus Oscars erster Ehe auch nicht gerade, oder? Selbst ihr eigener Vater schien es oft nicht ertragen zu können, sie auch nur anzuschauen.
Und seit jener Nacht wusste sie nun endlich auch, warum!
„Dann ist er also dein Halbbruder.“
„Ich betrachte Rachid im wahren Sinn dieses Wortes als meinen Bruder.“
„Beeinträchtigt es euer Verhältnis überhaupt nicht, dass ihr rein biologisch von verschiedenen Müttern stammt?“, fragte Bella mit zitterndem Herzen.
Zafid spürte, dass etwas anderes als reine Neugier hinter ihren eindringlichen Fragen steckte. Was mochte es sein, dass sie so quälte? „Nein, warum sollte es? Wir sind ganz normal als Brüder zusammen aufgewachsen.“
Es ist eine andere Situation! sagte Bella sich. In seiner Familie gibt es bestimmt keine Lügen und Intrigen.
„Dann hast du deine Stiefmutter doch gern gehabt?“
„Hast du nicht selbst vorgeschlagen, dieses Thema fallen zu lassen?“
Erstaunt über den
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