Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
ohne ein Anzeichen von Verlegenheit aus und runzelte dann besorgt die Stirn. „Das geht natürlich gar nicht.“
„Nimm die hier“, bot ihr ein anderer Jockey an und reichte ihr seine Seidenjacke, die wie ein Uniformrock geschnitten war. „Es sind die Farben des Scheichs. Jeder, der dich sieht, wird wissen, dass du für ihn reitest, und gar nicht auf die Idee kommen, dass du damit nur deine …“ Er brach ab und schluckte verlegen. „So erregst du weniger Aufmerksamkeit. Aber bist du auch ganz sicher, dass du das tun willst?“
Bella dachte flüchtig an Amira. Und an Zafid und daran, wie es ihm gehen würde, wenn er seine Lieblingsstute verlor. „Absolut! Lenkt ihr so lange Yousif ab, und überlasst alles andere mir.“
8. KAPITEL
Zafid tippte nervös mit den Fingerspitzen auf die glänzende Tischplatte und hörte nur mit halbem Ohr die weitschweifigen Ausführungen des Referenten über Ölpreise und Investmentstrategien. Noch nie zuvor waren ihm seine Verpflichtungen langweiliger und der Palast steifer und unwohnlicher erschienen.
Sein sehnsüchtiger Blick aus dem Fenster fiel auf die Rennbahn, die er vor ein paar Jahren hatte bauen lassen. Nah genug bei den Stallungen gelegen, bot sie fantastische Trainingsmöglichkeiten für seine kostbaren Pferde. Egal, ob für Weltklassepferdeausstellungen oder für internationale Pferderennen.
Ein einsamer Reiter galoppierte über die Bahn. Zafid kniff die dunklen Brauen zusammen, als er in dem Pferd Batal erkannte.
Batal, der seinen Jockey gerade erst ins Krankenhaus befördert hatte!
Nach einem langen Besuch in der Klinik hatte er Yousif angewiesen, ab sofort niemanden mehr an den Hengst heranzulassen, da nur noch er ihn fortan reiten würde. Den Sieg beim Rennen hatte er längst aufgegeben. Der Tatsache aber, dass damit auch Amira für ihn verloren war, konnte Zafid sich noch nicht stellen …
Aber dort draußen trainierte irgendjemand, den er nicht identifizieren konnte, seinen wilden Hengst. Und wer immer das auch war, er machte seine Sache gar nicht mal so schlecht, wie Zafid widerwillig zugeben musste. Der Reiter hielt das überschäumende Temperament des Tieres mit überraschend leichter Hand im Zaum.
„Das ist Hassan“, raunte Rachid ihm zu, der seinem Blick gefolgt war. „Er trainiert Batal seit dem schrecklichen Unfall.“
„Ich habe Anweisung gegeben, dass niemand außer mir den Hengst reiten darf“, erwiderte Zafid scharf.
„Du bist rund um die Uhr in Regierungsgeschäften eingespannt“, erinnerte sein Bruder ihn, „und hast damit einen guten Grund, um dich den Ställen fernzuhalten.“
Dass der Hauptgrund, warum er die Pferdeställe momentan mied, wildes blondes Haar und lange, schlanke Beine besaß, verschwieg Zafid lieber. Die ständige, süße Versuchung in Gestalt seiner neuen Pferdepflegerin brachte ihn langsam um den Verstand.
„Hassan gebührt großes Lob“, lenkte er nun ein. „Ich habe gar nicht gewusst, dass er derartige reiterliche Vorzüge besitzt. Vielleicht ist das Rennen doch noch nicht ganz verloren.“
„Er ist wirklich gut.“ Rachid kniff die Augen zusammen. „Ich habe ihn ja schon öfter reiten sehen, aber nie so … virtuos“, murmelte er abwesend. „Wer hätte das gedacht?“
Zafid warf seinem Bruder einen wachsamen Blick zu. In letzter Zeit hatte Rachid sich auffällig verändert. Aus dem ruhigen, etwas schüchternen Jüngling war ein selbstbewusster Mann geworden. Was mochte diesen plötzlichen Wandel verursacht haben?
„Batal hat sich die ganze letzte Woche über wie ein Irrer aufgeführt, seine Box zerlegt und …“ Rachid brach ab und beobachtete fasziniert den Hengst, der die Rennbahn in gestrecktem Galopp umrundete. „Und er leidet offensichtlich immer noch an einem extremen Testosteronüberschuss.“
Nur zu vertraut mit diesem Leiden überlegte Zafid grimmig, ob ihm ein wilder Ritt nicht auch Erleichterung verschaffen könnte. Er fühlte sich wie in einer Falle. Den Palast empfand er als Gefängnis und seine Pflichten als schwere Ketten um seinen Körper.
Spontan beschloss er, dass alles besser war, als noch einen weiteren Tag innerhalb dieser muffigen Mauern zu verbringen, und beendete ziemlich formlos und zum Erstaunen aller das Meeting.
„Bist du in Ordnung, Zafid?“, fragte Rachid mit forschendem Blick. „Du wirkst angestrengt und deprimiert. Machst du dir Sorgen über das Rennen?“
„Nein, alles bestens“, log er.
Dies war sein Leben. Angesichts Rachids zweifelnder Miene
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