Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
diese Bestie zu beherrschen. Außerdem schickt es sich nicht für eine Frau, allein auszureiten. Geh rüber zur Scheune und hol einen von den anderen Jockeys.“
Noch einmal strich Bella sich das verschwitzte Haar aus dem Gesicht und widerstand nur schwer der Versuchung, ihren Kopf in Batals Wassereimer zu stecken. „Von denen würde keiner kommen, und das wissen Sie auch. Nicht nach Kamals Unfall.“
„Dann geh und rede mit Hassan. Wenn er seinen Job behalten will, wird er zweimal überlegen, sich zu weigern.“
Schon wollte sie erwidern, dass Hassan sein Hals möglicherweise auch wichtiger war als der Job, verzichtete dann aber darauf. Sie konnte es sich nicht leisten, Yousif zu verärgern. Also nickte sie nur knapp und lief zu der großen Scheune hinüber, in der eine Gruppe Jockeys stand, die bereits heiß diskutierte, wer von ihnen Batal in den nächsten Tagen bewegen sollte.
„Hassan!“ Geschickt lotste Bella den Jockey, der ihr in den vierzehn Tagen so etwas wie ein guter Freund geworden war, zur Seite. „Gib mir deine Reitsachen.“
Grinsend stemmte der junge Mann die Hände in die Hüften. „Ah, endlich ist es so weit!“, frohlockte er. „Du willst mich verführen! Dann findest du mich also doch überwältigend?“
Bella seufzte. Hatte denn inzwischen jeder die verdammten Zeitschriften in den Fingern gehabt?
„Nein“, sagte sie streng. „Ich versuche nur, deinen Job und dein Leben zu retten. Doch dafür brauche ich eine deiner Jockeyausrüstungen. Jetzt frag nicht lang, Hassan, tu es einfach! Ich bin seit fünf Uhr auf, mir ist heiß, und meine Beine brennen, weil Amira die ganze Zeit daran herumgeknabbert hat.“
„Glückliche Amira!“, rief einer der anderen Jockeys, während Hassan eingeschüchtert tat, was Bella von ihm verlangte.
„Danke Hassan, und jetzt versteck dich ein paar Stunden vor Yousif“, befahl Bella, nachdem er ihr die Sachen übergeben hatte. „Und der Rest von euch sagt, dass ihr gesehen habt, wie er Batal bewegt hat.“
Hassan schauderte. „Ich würde das Monster nicht einmal reiten, wenn es mich den Job kosten würde! Was hast du denn überhaupt mit den Sachen vor?“
„Das Monster zu reiten, damit du deinen Job behalten kannst“, erwiderte sie flapsig und verzog sich in den hinteren Teil der Scheune. „Umdrehen!“, befahl sie den sprachlosen Männern. Rasch streifte sie Jeans und T-Shirt ab, bevor sie in Hassans Reitsachen schlüpfte. Dann zwirbelte sie ihr Blondhaar in einem festen Knoten zusammen und versteckte es unter dem Helm.
Einer der anderen Jockeys kam besorgt zu ihr. „Du willst den verdammten Hengst reiten? Bist du wahnsinnig, Bella? Du kannst das unmöglich tun. Du … du bist eine Frau!“
„Oh, bitte!“ Langsam platzte ihr der Kragen. „Verschon mich mit diesem Quatsch! Ich habe reiten gelernt, da konnte ich noch gar nicht laufen.“ Energisch zog sie die Reitstiefel hoch. „Außerdem … willst du Batal lieber reiten?“
„Niemals, ich habe Frau und Kinder“, gestand er und schaute fast flehend in die Runde, doch alle wandten sich ab. Auch Hassan.
„Na also. Einer muss es aber tun, und ich miste seit Wochen Batals Stall aus und füttere ihn. Wir vertragen uns ganz gut. Da lässt er mich ja möglicherweise auch auf seinen Rücken.“
Und vielleicht erinnert er sich ebenso wie ich an die Zeit in der Wüste.
Beim Rausgehen griff sie nach dem Baumwolltuch, das Hassan um den Hals trug, und legte es sich selbst um. „Sie erwarten, dass du reitest. Also werden sie nicht so genau hinschauen. Lass dich nur nicht draußen sehen, bevor ich zurück bin.“
Hassan hielt sie an der Hand zurück. „Warum tust du das für mich?“, fragte er ernst.
„Weil du freundlich zu mir warst und mich gedeckt hast, als ich am Anfang nicht gleich zurechtgekommen bin“, murmelte Bella fast unwirsch und zog das Tuch bis zu den Augen hoch.
Die anderen Jockeys fühlten sich immer noch unbehaglich. „Eine Frau sollte nicht allein reiten“, erklärte einer von ihnen.
„Ich reite ja auch nicht als Frau, sondern als Mann!“, erklärte sie bestimmt. „Außerdem reite ich nicht aus, sondern verschaffe Batal nur die Bewegung, die er unbedingt braucht. Na? Wie sehe ich aus?“ In einem unbezwingbaren Anfall von Koketterie drehte sie sich hin und her wie ein Model auf dem Laufsteg und machte die Männer damit vollends sprachlos.
„Du hast Brüste“, stellte einer von ihnen nüchtern fest.
„Oh, danke, das hatte ich völlig vergessen!“, rief Bella
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