Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
hervor.
Erschrocken sah er mich an. » Kannst du denn jetzt fort?«
Ich hatte keine Zeit, ihn zu fragen, was er damit meinte. Ich wusste, dass ich nur so lange einen kühlen Kopf bewahren konnte, wie ich vermied, daran zu denken â¦
Wieder rannte ich los, ich raste nach Norden, konzentrierte mich nur auf das unangenehme Gefühl, einen Sinn weniger zu haben, anscheinend die einzige Reaktion meines Körpers auf den Sauerstoffentzug. Ich hatte nur ein Ziel â so weit wegzukommen, dass der Geruch hinter mir völlig verschwand. So dass ich ihn auf keinen Fall wiederfinden konnte, selbst wenn ich meine Meinung ändern sollte â¦
Wieder merkte ich, dass mich jemand verfolgte, aber diesmal war ich bei klarem Verstand. Ich kämpfte gegen den Impuls zu atmen â mich mit Hilfe der Gerüche in der Luft zu versichern, dass es Edward war. Ich brauchte nicht lange zu kämpfen; obwohl ich schneller lief denn je, kometengleich den geradesten Weg entlangschoss, holte Edward mich kurz darauf ein.
Da kam mir ein neuer Gedanke, und ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich war mir sicher, dass hier keine Gefahr drohte, aber für alle Fälle hielt ich doch die Luft an.
Edward rannte an mir vorbei, erstaunt über meine plötzliche Reglosigkeit. Er wirbelte herum und war sofort bei mir. Er legte mir die Hände auf die Schultern und schaute mir in die Augen, er sah immer noch erschrocken aus.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte er.
»Du hast mich vorhin gewinnen lassen, stimmtâs?«, fragte ich, ohne auf seine Frage zu antworten. »Und ich hatte gedacht, ich wäre so gut gewesen.«
Als ich den Mund öffnete, schmeckte ich die Luft â sie war jetzt rein, keine Spur von dem unwiderstehlichen Duft, der mich quälte. Vorsichtig atmete ich ein.
Er zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf, er wollte sich nicht davon abbringen lassen. »Bella, wie hast du das gemacht?«
»Wie ich weggelaufen bin? Ich hab die Luft angehalten.«
»Aber wie konntest du aufhören zu jagen?«
»Als du hinter mir aufgetaucht bist ⦠es tut mir so leid.«
» Du musst dich nicht entschuldigen. Ich war es, der sträflich leichtsinnig war. Ich nahm an, dass kein Mensch so weitab der Wege sei, doch ich hätte es überprüfen müssen. Welch ein törichter Fehler! Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen.«
»Aber ich hab dich angeknurrt!« Ich war immer noch entsetzt, dass ich zu so einer Beleidigung im Stande war.
»Natürlich. Das ist ganz normal. Doch ich verstehe immer noch nicht, wie du weglaufen konntest.«
»Was hätte ich denn sonst tun sollen?«, fragte ich. Sein Verhalten irritierte mich â was hätte ich denn seiner Meinung nach machen sollen? »Es hätte ja jemand sein können, den ich kenne!«
Ich erschrak, als er plötzlich in schallendes Gelächter ausbrach, er warf den Kopf in den Nacken, sein Lachen hallte von den Bäumen wider.
»Warum lachst du mich aus?«
Sofort verstummte er und ich sah, dass er wieder auf der Hut war.
Reià dich zusammen , sagte ich mir. Ich musste meine Wut im Zaum halten. Als wäre ich ein junger Werwolf, kein Vampir.
»Ich lache dich nicht aus, Bella. Ich lache, weil ich erschrocken bin. Und erschrocken bin ich, weil ich über alle MaÃen erstaunt bin.«
»Wieso?«
»Du dürftest nichts von alldem können. Du dürftest nicht so ⦠rational sein. Du dürftest nicht hier stehen und diese Fragen ruhig und gelassen mit mir erörtern. Und vor allem dürftest du dich nicht mitten in der Jagd losreiÃen können, wenn der Geruch von Menschenblut in der Luft liegt. Selbst für reifeVampire ist das schwierig â wenn wir auf die Jagd gehen, passen wir immer sehr gut auf, nicht in Versuchung zu geraten. Bella, du verhältst dich so, als wärest du nicht Tage, sondern mehrere Dekaden alt.«
»Ach.« Aber ich hatte ja gewusst, dass es schwierig werden würde. Deshalb nahm ich mich so in Acht. Ich hatte damit gerechnet, dass es hart werden würde.
Wieder legte er mir die Hände an das Gesicht und sein Blick war voller Staunen. »Was würde ich geben, wenn ich nur in diesem einen Moment in deinen Kopf schauen könnte.«
So starke Gefühle. Auf den Durst war ich vorbereitet gewesen, auf das hier nicht. Ich war mir so sicher gewesen, dass es nicht mehr so sein würde wie
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