Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
früher, wenn er mich berührte. Nun ja, ehrlich gesagt war es auch nicht wie früher.
Es war stärker.
Ich zeichnete die Konturen seines Gesichts nach, meine Finger verharrten auf seinen Lippen.
»Ich dachte, ich würde das jetzt lange nicht mehr fühlen?« Meine Unsicherheit verwandelte den Satz in eine Frage. »Aber ich will dich immer noch.«
Er blinzelte entgeistert. »Wie kannst du dich nur darauf konzentrieren? Bist du nicht unerträglich durstig?«
Natürlich war ich das jetzt , da er wieder davon angefangen hatte!
Ich versuchte zu schlucken, dann seufzte ich und schloss wie zuvor die Augen, damit ich mich besser konzentrieren konnte. Ich streckte die Sinne aus, diesmal war ich gegen eine erneute Attacke des köstlichen, verbotenen Geruchs gewappnet.
Edward lieà die Hände sinken, er atmete nicht, während ich tiefer und tiefer in das Netz aus grünem Leben hineinlauschte und die Gerüche und Geräusche nach etwas durchforstete, demich nicht gänzlich abgeneigt war. Da war die Andeutung von etwas, eine schwache Fährte im Osten â¦
Ich riss die Augen auf, doch ich konzentrierte mich immer noch auf meine anderen Sinne, als ich mich umdrehte und leise in Richtung Osten lief. Es ging ganz plötzlich steil bergauf, und ich rannte in geduckter Jagdhaltung, nah am Boden, hielt mich an die Bäume, wenn das einfacher war. Ich spürte Edward eher, als dass ich ihn hörte, er bewegte sich still durch den Wald und überlieà mir die Führung.
Je höher wir kamen, desto karger wurde die Gegend; der Geruch von Harz wurde deutlicher, ebenso wie die Fährte, der ich folgte â es war ein warmer Geruch, kräftiger und verlockender als der des Wapitis. Nur wenige Sekunden darauf hörte ich das gedämpfte Tapsen gewaltiger FüÃe, viel zarter als das Knirschen der Hufe. Das Geräusch kam von oben â es war eher in den Zweigen als auf dem Boden. Automatisch sauste auch ich die Ãste hinauf und eroberte mir die höhere Position in einer mächtigen silbernen Fichte.
Die leisen Pfoten bewegten sich jetzt verstohlen unter mir, der saftige Geruch war ganz nah. Mein Blick lokalisierte die Bewegung, die mit dem Geräusch verbunden war, und ich sah das gelbbraune Fell einer Raubkatze, die über den breiten Ast einer Fichte schlich, genau links unter mir. Sie war groàâ bestimmt viermal so schwer wie ich. Den Blick hatte sie aufmerksam nach unten gerichtet; auch die Raubkatze war auf der Jagd. Ich schnappte den Geruch von etwas Kleinerem auf â fad im Vergleich zu dem Duft meiner Beute â, das im Gebüsch unter dem Baum hockte. Der Schwanz des Pumas zuckte krampfhaft, als er zum Sprung ansetzte.
Mit einem leichten Satz segelte ich durch die Luft und landete auf dem Ast des Pumas. Er spürte, wie das Holz schwankte,und wirbelte herum, er schrie überrascht und herausfordernd. Er holte mit der Tatze aus, seine Augen flammend vor Zorn. Halb wahnsinnig vor Durst ignorierte ich die gebleckten Eckzähne und die ausgefahrenen Krallen und stürzte mich auf ihn, warf mich mit ihm auf den Waldboden.
Es war kein nennenswerter Kampf.
Seine Krallen hätten liebkosende Finger sein können, so wenig konnten sie meiner Haut anhaben. Seine Zähne fanden keinen Halt an meiner Schulter oder Kehle. Sein Gewicht war gar nichts. Zielstrebig suchten meine Zähne seine Kehle, sein instinktiver Widerstand war armselig im Vergleich zu meiner Kraft. Mit Leichtigkeit biss ich genau in die Stelle, wo sich der Blutstrom konzentrierte.
Es war so mühelos, wie in Butter zu beiÃen. Meine Zähne waren Rasiermesser aus Stahl, sie schnitten durch das Fell, das Fett und die Sehnen, als wäre das alles nichts.
Der Geschmack war nicht, wie er sein sollte, aber das Blut war heià und nass und es linderte den rauen, kratzigen Durst, als ich in gieriger Hast trank. Der Widerstand des Tieres wurde immer schwächer, mit einem gurgelnden Laut erstarben seine Schreie. Die Wärme des Bluts breitete sich in meinem ganzen Körper aus, selbst meine Fingerspitzen und Zehen wurden warm.
Der Puma war leer getrunken, aber mein Durst war immer noch nicht gestillt. Er loderte wieder auf, und ich schob das tote Tier angewidert von meinem Körper. Wie konnte ich nach alldem immer noch Durst haben?
Mit einer schnellen Bewegung erhob ich mich. Als ich stand, merkte ich, dass ich ziemlich schlimm aussah. Ich
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