Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
nicht so wie früher; sie konnten nicht jeden einzelnen Gedanken des anderen hören wie vor der Spaltung in zwei Rudel. Es sei eher wie eine Unterhaltung, hatteSeth erklärt. Sam konnte nur die Gedanken hören, die Jacob mit ihm teilen wollte, und umgekehrt. Sie hatten festgestellt, dass sie sich auch über groÃe Entfernungen verständigen konnten, jetzt, da sie wieder miteinander redeten.
Das alles hatten sie erst herausgefunden, als Jacob allein zu Sam gegangen war â gegen Seths und Leahs Willen â, um ihm von Renesmee zu erzählen; es war das erste Mal, dass er Renesmee verlassen hatte.
Als Sam begriffen hatte, wie sehr sich die Dinge verändert hatten, war er zusammen mit Jacob zu Carlisle gegangen. Sie hatten in Menschengestalt miteinander geredet (Edward hatte sich geweigert, von meiner Seite zu weichen und zu übersetzen), und der Vertrag war erneuert worden. Die freundschaftlichen Gefühle jedoch waren vielleicht für immer verloren.
Eine groÃe Sorge weniger.
Doch da war eine andere Sorge, die mir, wenn sie auch keine so groÃe Bedrohung darstellte wie ein wütendes Wolfsrudel, noch dringlicher erschien.
Charlie.
Heute früh hatte er mit Esme gesprochen, aber das hatte ihn nicht davon abgehalten, noch zweimal anzurufen, das letzte Mal erst vor ein paar Minuten, als Carlisle Seth behandelt hatte. Carlisle und Edward hatten es klingeln lassen.
Was sollte man ihm bloà erzählen? Hatten die Cullens Recht? War es am besten, am barmherzigsten, ihm zu sagen, ich sei gestorben? Könnte ich reglos in einem Sarg liegen, während er und meine Mutter um mich weinten?
Mir kam es nicht richtig vor. Aber Charlie und Renée in Gefahr zu bringen, indem ich das Schweigegebot der Volturi verletzte, kam natürlich erst recht nicht in Frage.
Und dann war da immer noch meine Idee â mich Charlie zuzeigen, wenn ich so weit war, und ihn seine eigenen falschen Schlüsse ziehen zu lassen. Genau genommen würde ich die Gesetze der Vampire damit nicht brechen. Wäre es für Charlie nicht besser zu wissen, dass ich lebte â gewissermaÃen â und glücklich war? Selbst wenn ich seltsam und anders und vermutlich erschreckend auf ihn wirkte?
Vor allem meine Augen waren jetzt noch viel zu gruselig. Wie lange dauerte es wohl noch, bis meine Selbstbeherrschung ausreichte und meine Augen vorzeigbar waren?
»Was ist los, Bella?«, fragte Jasper ruhig, er spürte meine wachsende Spannung. »Niemand ist dir böse« â ein leises Knurren vom Fluss strafte ihn Lügen, aber er ging nicht darauf ein â, »und wir sind eigentlich auch nicht überrascht. Oder doch, wir sind sehr wohl überrascht. Und zwar darüber, dass du so schnell wieder zur Vernunft gekommen bist. Du hast deine Sache gut gemacht. Besser, als irgendjemand es von dir erwartet hätte.«
Während er sprach, breitete sich eine groÃe Ruhe im Raum aus. Seths Atem ging in ein leises Schnarchen über. Ich entspannte mich, doch ich vergaà meine Ãngste nicht.
»Ich hab an Charlie gedacht.«
Der Zank drauÃen verstummte.
»Ach so«, sagte Jasper leise.
»Wir müssen wirklich hier weg, oder?«, fragte ich. »Wenigstens für eine Weile. So tun, als wären wir in Atlanta oder so.«
Ich spürte Edwards Blick auf meinem Gesicht, aber ich schaute Jasper an. Er antwortete in ernsthaftem Ton.
»Ja. Nur so können wir deinen Vater schützen.«
Ich dachte eine Weile darüber nach. »Ich werde ihn so vermissen. Ich werde alle hier vermissen.«
Jacob , dachte ich gegen meinen Willen. Obwohl diese Sehnsucht verschwunden und geklärt war â zum Glück â, betrachteteich ihn immer noch als Freund. Jemand, der die echte Bella kannte und sie, selbst als Monster, akzeptierte.
Ich dachte an Jacobs Worte, als er mich angefleht hatte, bevor ich ihn angriff. Du hast gesagt, dass dein Leben mit meinem verwoben ist, oder? Dass wir eine Familie sind. Du hast gesagt, so wäre es gedacht. Also ⦠jetzt sind wir eine Familie. Wie du es dir gewünscht hast.
Aber es fühlte sich nicht so an, wie ich es mir gewünscht hatte. Nicht ganz. Ich dachte noch weiter zurück, an die schwachen, verschwommenen Erinnerungen aus meinem Menschenleben. An die Zeit, an die ich mich am allerschwersten erinnern konnte â die Zeit ohne Edward, die so dunkel gewesen war, dass ich versucht hatte,
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