Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
murmelte Jacob.
»Es wird noch einige Tage dauern, bis wir eine Prognose wagen können, Jacob. Ich kann nichts versprechen.«
»Gestern ist sie fünf Zentimeter gewachsen. Heute ist es schon weniger.«
»Aber nur einen halben Millimeter, wenn ich korrekt gemessen habe.«
»Dann messen Sie korrekt, Doc«, sagte Jacob, und das klang fast wie eine Drohung. Rosalie erstarrte.
»Du weiÃt, dass ich tue, was ich kann«, versicherte Carlisle ihm.
Jacob seufzte. »Mehr kann ich wohl nicht verlangen.«
Ich war schon wieder verärgert, als hätte Jacob mir meinen Text geklaut â und falsch vorgetragen.
Auch Renesmee wirkte verärgert. Sie begann sich zu winden, dann streckte sie die Hand gebieterisch nach Rosalie aus. Rosalie beugte sich vor, damit Renesmee ihr Gesicht berühren konnte. Kurz darauf seufzte Rosalie.
»Was will sie?«, fragte Jacob, und wieder klaute er mir meinen Text.
»Bella natürlich«, sagte Rosalie, und ich merkte, wie mir innerlich etwas wärmer wurde. Dann schaute sie mich an. »Wie geht es dir?«
»Ich mache mir Sorgen«, gab ich zu, und Edward drückte mich.
»So geht es uns allen. Doch das habe ich nicht gemeint.«
»Ich hab mich im Griff«, versprach ich. Mein Durst stand im Moment ganz unten auf meiner Liste. AuÃerdem roch Renesmee auf eine Weise gut, die nichts mit Essen zu tun hatte.
Jacob biss sich auf die Lippe, machte jedoch keine Anstalten, Rosalie aufzuhalten, als sie mir Renesmee hinhielt. Jasper und Edward hielten sich bereit, lieÃen es jedoch geschehen. Ich sah, wie nervös Rose war, und fragte mich, wie sich das Zimmer für Jasper jetzt wohl anfühlte. Oder war er so sehr auf mich konzentriert, dass er die anderen gar nicht wahrnahm?
Im selben Moment, als ich die Arme nach Renesmee ausstreckte, streckte auch sie die Arme aus, ein umwerfendes Lächeln im Gesicht. Sie passte so genau in meine Arme, als wären sie extra für sie gemacht. Sofort legte sie ihre heiÃe kleine Hand an meine Wange.
Obwohl ich darauf vorbereitet war, hielt ich die Luft an, als ich die Erinnerung wie eine Vision in meinem Kopf sah. So klar und bunt und doch völlig durchscheinend.
Sie erinnerte sich daran, wie ich Jacob über den Rasen gejagt hatte und wie Seth dazwischengegangen war. Sie hatte alles ganz deutlich gesehen und gehört. Es sah nicht aus wie ich, dieses anmutige Raubtier, das pfeilschnell auf seine Beute zusprang. Das musste jemand anders sein. Deshalb hatte ich ein nicht ganz so schlechtes Gewissen, als ich sah, wie schutzlos Jacob dort stand, mit erhobenen Händen. Seine Hände hatten nicht einmal gezittert.
Edward kicherte, als er Renesmees Gedanken mit mir anschaute. Und dann zuckten wir beide zusammen, als wir Seths Knochen knacken hörten.
Renesmee zeigte ihr strahlendes Lächeln, und ihr Erinnerungsblick lieà Jacob während des ganzen Durcheinanders, das dann folgte, keine Sekunde los. Während sie Jacob anschaute, bekam ihre Erinnerung eine neue Note â nicht direkt beschützend, eher besitzergreifend. Ich spürte ihre Erleichterung darüber, dass Seth sich vor Jacob geworfen hatte. Sie wollte nicht, dass Jacob verletzt wurde. Er gehörte ihr.
»Na toll«, stöhnte ich. »Super.«
»Es kommt nur daher, dass er besser schmeckt als wir«, versicherte Edward mir, er klang selbst ziemlich frostig.
»Ich hab dir ja gesagt, sie mag mich«, stichelte Jacob, der in der anderen Ecke des Zimmers war und Renesmee anschaute.Es war ein halbherziger Scherz, Jacob hatte die Augenbrauen noch immer zusammengezogen.
Renesmee tätschelte ungeduldig mein Gesicht, sie forderte meine volle Aufmerksamkeit. Eine weitere Erinnerung: Rosalie, die ihr sanft die Locken bürstete. Es war ein schönes Gefühl.
Carlisle und sein Messband, sie wusste, dass sie sich strecken und ruhig verhalten musste. Das fand sie nicht weiter interessant.
»Es scheint so, als wollte sie dir einen Ãberblick über alles verschaffen, was dir entgangen ist«, sagte Edward mir ins Ohr.
Bei der nächsten Erinnerung zog ich die Nase kraus. Der Geruch, der von einer merkwürdigen Metalltasse ausging â so hart, dass man sie nicht leicht durchbeiÃen konnte â, steckte meine Kehle in Brand. Aua.
Und dann war Renesmee auf einmal weg und meine Arme wurden mir hinter dem Rücken festgehalten. Ich wehrte mich nicht gegen Jasper, ich schaute
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