Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
hier bist. Das ist das schönste Geschenk, das du mir machen konntest.«
Er lachte. »Das ist gut, ich hatte nämlich keine Zeit, dir ein richtiges Geschenk zu besorgen.«
Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und jetzt sah ich sein Gesicht, höher als erwartet. Konnte es sein, dass er immer noch wuchs? Er musste über zwei Meter sein. Es war eine Erleichterung, nach so langer Zeit sein vertrautes Gesicht wiederzusehen â die tiefliegenden Augen unter den wilden schwarzen Brauen, die hohen Wangenknochen, die vollen Lippen, die über den strahlenden Zähnen zu einem sarkastischen Lächeln verzogen waren, passend zu seinem Ton. Um die Augenwinkel herum wirkte er angespannt â vorsichtig; ich sah, dass er heute Abend sehr vorsichtig war. Er gab sein Bestes, um mich glücklich zu machen, keinen Fehler zu begehen, bloà nicht zu zeigen, wie viel es ihn kostete.
So einen Freund wie Jacob hatte ich überhaupt nicht verdient.
»Wann hast du beschlossen zurückzukommen?«
»Bewusst oder unbewusst?« Er holte tief Luft, bevor er seine eigene Frage beantwortete. »Ich weià nicht genau. Ich bin wohl schon eine ganze Weile in diese Richtung gestreift, vielleicht, weil das hier mein Ziel war. Aber erst heute Morgen bin ich losgerannt. Ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde.« Er lachte. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie merkwürdig sich das anfühlt â wieder auf zwei Beinen rumzulaufen! Und mit Klamotten am Leib! Und es ist umso abgedrehter, gerade weil es sich merkwürdig anfühlt. Das hätte ich nicht gedacht. Das ganze Menschsein ist mir fremd geworden.«
Wir drehten uns unaufhörlich.
»Aber es wäre zu schade gewesen, wenn ich dich so nicht gesehen hätte. Allein das war schon die Reise wert. Du siehst unglaublich aus, Bella. So wunderschön.«
»Alice hat heute alles bei mir gegeben. Und die Dunkelheit hilft auch.«
»Für mich ist es gar nicht so dunkel.«
»Ach ja, stimmt.« Die Sinne der Werwölfe. Es war einfach, zu vergessen, was er alles konnte, er wirkte so menschlich. Vor allem in diesem Moment.
»Du hast dir die Haare geschnitten«, bemerkte ich.
»Ja. Ist praktischer so, weiÃt du. Ich dachte mir, wenn ich schon mal Hände hab, muss ich das ausnutzen.«
»Sieht gut aus«, log ich.
Er schnaubte. »Ganz bestimmt. Ich hab es selbst gemacht, mit einer rostigen Küchenschere.« Er grinste breit, dann schwand sein Lächeln. Seine Miene wurde ernst. »Bist du glücklich, Bella?«
»Ja.«
»Gut.« Ich merkte, wie er die Achseln zuckte. »Das ist die Hauptsache.«
»Wie geht es dir, Jacob? Ehrlich?«
»Mir geht es gut, Bella, wirklich. Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen mehr zu machen. Du kannst aufhören Seth zu nerven.«
»Ich nerve ihn nicht nur deinetwegen. Ich mag Seth.«
»Er ist ein feiner Kerl. Bessere Gesellschaft als so manch anderer. Also, wenn ich die Stimmen in meinem Kopf loswerden könnte, wäre es ziemlich optimal, ein Wolf zu sein.«
Ich lachte, weil es sich so komisch anhörte. »Ja, ich kann meine auch nicht zum Schweigen bringen.«
»In deinem Fall würde das heiÃen, dass du verrückt bist. Aber das hab ich ja immer schon gewusst«, neckte er mich.
»Vielen Dank.«
»Verrückt zu sein, ist wahrscheinlich leichter, als die Gedanken eines Rudels zu teilen. Verrückte Menschen bekommen von ihren Stimmen jedenfalls keine Babysitter hinterhergeschickt, die auf sie aufpassen sollen.«
»Wie bitte?«
»Sam ist da drauÃen. Und ein paar von den anderen. Für alle Fälle, weiÃt du.«
»Für alle Fälle?«
»Zum Beispiel für den Fall, dass ich es nicht packe, so was in der Art. Falls ich beschlieÃe, die Party zu sprengen.« Er lächelte kurz, weil die Vorstellung offenbar einen gewissen Reiz für ihn hatte. »Aber ich bin nicht hier, um dir die Hochzeitsfeier kaputt zu machen, Bella. Ich bin hier, um â¦Â« Er verstummte.
»Um sie perfekt zu machen.«
»Na, das ist vielleicht eine Nummer zu groÃ.«
»Aber du bist doch so groÃ.«
Er stöhnte über meinen schwachen Witz, dann seufzte er. »Ich bin nur hier, weil ich dein Freund bin. Dein bester Freund, ein letztes Mal.«
»Sam sollte dir mehr vertrauen.«
»Tja, vielleicht bin ich überempfindlich. Vielleicht wären sie so
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