Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
ungefährlichen Vampir gab, dann war es dieser merkwürdig sanfte Anführer.
Ich würde mich von Carlisle fernhalten, wenn der Kampf losging. Es gab auch ohne ihn noch genug, die ich töten konnte.
Ich ging seitwärts ins Haus, mit dem Rücken zur Wand. Ich lieà den Blick durch das Zimmer schweifen â es kam mir überhaupt nicht bekannt vor. Als ich das letzte Mal hier war, hatten sie alles für eine Party hergerichtet. Jetzt war es hell und blass. Inklusive der sechs Vampire, die in einer Gruppe am weiÃen Sofa standen.
Sie waren alle da, alle zusammen, aber daran lag es nicht, dass ich erstarrte und mir die Kinnlade herunterklappte.
Es war Edward. Es war der Ausdruck in seinem Gesicht.
Ich hatte ihn wütend gesehen und arrogant und einmal hatte ich ihn voller Schmerz gesehen. Aber das hier â das war mehr als Leid. Sein Blick war halb wahnsinnig. Er schaute nicht auf, um mich zornig anzusehen. Er starrte auf das Sofa, als hätte ihn jemand angezündet. Die Hände an seinem Körper waren starre Klauen.
Ich konnte mich über seine Qual nicht einmal freuen. Ich konnte mir nur eins denken, was ihm so zusetzen konnte, und ich folgte seinem Blick.
Im selben Moment, in dem ich sie sah, nahm ich auch ihren Duft wahr.
Ihren warmen, sauberen, menschlichen Duft.
Bella war halb hinter einer Armlehne des Sofas versteckt, zusammengerollt wie ein Fötus, die Arme um die Knie geschlungen. Einen langen Augenblick sah ich nur, dass sie immer noch die Bella war, die ich liebte, ihre Haut immer noch weich, blass und pfirsichfarben, ihre Augen von demselben Schokoladenbraun. Mein Herz hämmerte in einem eigenartigen, unregelmäÃigen Rhythmus, und ich fragte mich, ob das hier nur ein Trugbild war, das sich gleich auflöste.
Dann sah ich sie richtig.
Unter ihren Augen waren tiefe Ringe, dunkle Ringe, die hervortraten, weil ihr Gesicht ganz ausgezehrt war. Hatte sie abgenommen? Ihre Haut wirkte straff â als könnten ihre Wangenknochen hindurchstoÃen. Ihr dunkles Haar war zum gröÃten Teil aus dem Gesicht genommen und zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden, doch ein paar Strähnen fielen ihr lose in die Stirn und in den Nacken, über die schweiÃbedeckte Haut. Ihre Finger und Handgelenke sahen auf furchterregende Weise zerbrechlich aus.
Sie war wirklich krank. Sehr krank.
Es war keine Lüge. Die Geschichte, die Charlie Billy erzählt hatte, war keine Geschichte. Während ich sie anstarrte und mir die Augen fast aus dem Kopf traten, färbte sich ihre Haut leicht grünlich.
Die blonde Vampirfrau â die Auffällige, Rosalie â beugte sich über sie, schirmte Bella ab, als wollte sie sie beschützen.
Da stimmte etwas nicht. Ich kannte Bellas Gefühle ganz genau â ihre Gedanken waren so offensichtlich, fast als stünden sie ihr auf die Stirn geschrieben. Sie brauchte mir eine Situation nicht in allen Einzelheiten zu erzählen, damit ich sie verstand. Ich wusste, dass Bella Rosalie nicht mochte. Ich hatte es an ihren Lippen gesehen, wenn sie über sie sprach. Nicht nur, dass sie Rosalie nicht mochte. Sie hatte Angst vor ihr. So war es jedenfalls früher gewesen.
Als Bella jetzt zu ihr aufschaute, lag keine Angst in ihrem Blick. Ihre Miene war ⦠fast entschuldigend. Dann nahm Rosalie eine Schale vom Boden und hielt sie Bella unter das Kinn, gerade noch rechtzeitig, denn Bella erbrach sich augenblicklich geräuschvoll.
Edward fiel mit elendem Blick neben Bella auf die Knie undRosalie hob eine Hand zum Zeichen, dass er zurückbleiben sollte.
Das war alles völlig absurd.
Als Bella den Kopf wieder heben konnte, lächelte sie mich schwach an, sie wirkte verlegen. »Tut mir leid«, flüsterte sie.
Edward stöhnte ganz leise. Er lieà den Kopf an Bellas Knie sinken. Sie legte ihm eine Hand auf die Wange. Als wollte sie ihn trösten.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass meine Beine sich auf Bella zu bewegt hatten, bis Rosalie mich anzischte; plötzlich stand sie zwischen mir und dem Sofa. Sie war wie jemand im Fernsehen. Es kümmerte mich nicht, dass sie da war. Sie schien ganz unwirklich.
»Rose, nicht«, flüsterte Bella. »Es ist schon gut.«
Blondie ging mir aus dem Weg, obwohl ich ihr ansah, dass es ihr gegen den Strich ging. Sie schaute mich böse an und hockte sich sprungbereit neben Bella. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich sie
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