Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht

auch jemand anders sein.
    Nein, sie sind es. Ich erkenne sie am Geruch. Warte, ich verwandle mich und erkläre ihnen alles.
    Seth, ich glaub nicht …
    Aber da war er schon weg.
    Voller Sorge rannte ich an der westlichen Grenze entlang. Das wär ja großartig, wenn ich nicht mal eine verdammte Nacht lang auf Seth aufpassen könnte. Wenn ihm nun etwas zustieß, während er unter meiner Obhut war? Leah würde mich zu Trockenfutter verarbeiten.
    Wenigstens machte der Junge es kurz. Keine zwei Minuten später hatte ich ihn wieder im Kopf.
    Ja, Carlisle und Esme. Mann, die waren vielleicht überrascht, mich zu sehen! Inzwischen sind sie wahrscheinlich schon im Haus. Carlisle hat uns gedankt.
    Er ist in Ordnung.
    Ja. Das ist einer der Gründe dafür, dass wir das Richtige tun.
    Hoffentlich.
    Warum bist du so niedergeschlagen, Jake? Ich wette, Sam kommt heute Nacht nicht mit dem Rudel hierher. Er führt doch kein Selbstmordkommando an.
    Ich seufzte. Es war doch alles egal.
    Ach so. Es ist gar nicht wegen Sam, oder?
    Am Ende meiner halben Runde machte ich kehrt. Ich roch, wo Seth auf seiner Runde umgedreht war. Wir ließen keine Lücke.
    Du glaubst, dass Bella sowieso stirbt , flüsterte Seth.
    Ja.
    Armer Edward. Das muss ihn wahnsinnig machen.
    Im wahrsten Sinn des Wortes.
    Bei Edwards Namen kochten andere Erinnerungen in mir hoch. Seth vernahm sie voller Verwunderung.
    Und dann heulte er auf. O nein! Das gibt’s doch nicht! Das hast du nicht getan! Das ist doch hirnrissig, Jacob! Und das weißt du auch! Ich fasse es nicht, dass du ihm gesagt hast, du würdest ihn umbringen. Was soll das? Du musst ihm sagen, dass du das nicht tun wirst.
    Halt die Klappe, du Idiot. Sonst denken sie noch, das Rudel ist im Anmarsch!
    Oh! Mitten in seinem Geheul verstummte er.
    Ich drehte mich um und ging auf das Haus zu. Halt dich einfach raus, Seth. Übernimm du jetzt mal die ganze Runde.
    Seth kochte, aber ich achtete nicht darauf.
    Blinder Alarm, blinder Alarm, dachte ich, während ich näher kam. Tut mir leid. Seth ist noch jung. Er vergisst so manches. Kein Angriff. Blinder Alarm.
    Als ich auf die Wiese kam, sah ich Edward aus einem der dunklen Fenster starren. Ich rannte auf ihn zu, ich wollte sichergehen, dass er meine Nachricht bekommen hatte.
    Es ist nichts – ist das angekommen?
    Er nickte kurz.
    Es wäre so viel einfacher, wenn wir uns in beide Richtungen verständigen könnten. Und doch war ich im Grunde froh, nicht in seinem Kopf zu sein.
    Er schaute über die Schulter zurück ins Haus, und ich sah, wie er von einem Schaudern ergriffen wurde. Er scheuchte mich weg, ohne noch einmal zu mir zu schauen, dann verschwand er aus meinem Blick.
    Was ist?
    Als ob ich eine Antwort bekommen würde.
    Ich saß ganz still auf der Wiese und lauschte. Mit diesen Ohren konnte ich beinahe Seths leise Schritte hören, meilenweit entfernt im Wald. Es war eine Kleinigkeit, alle Geräusche in dem dunklen Haus zu hören.
    Â»Es war blinder Alarm«, erklärte Edward mit völlig ausdrucksloser Stimme, er wiederholte nur meine Worte. »Seth war über irgendetwas anderes erregt und vergaß dabei, dass wir auf ein Signal warten. Er ist noch sehr jung.«
    Â»Wie schön, wenn die Festung von Kleinkindern bewacht wird«, grummelte eine tiefere Stimme. Emmett, dachte ich.
    Â»Sie haben uns heute Nacht einen großen Dienst erwiesen, Emmett«, sagte Carlisle. »Ein großes persönliches Opfer.«
    Â»Ja, ich weiß. Ich bin ja nur neidisch. Ich wär jetzt gern da draußen.«
    Â»Seth glaubt nicht, dass Sam jetzt angreifen wird«, sagte Edward mechanisch. »Nicht jetzt, da wir gewarnt sind und sie zwei Mann weniger im Rudel haben.«
    Â»Wie denkt Jacob darüber?«, fragte Carlisle.
    Â»Er ist nicht so optimistisch.«
    Niemand sagte etwas. Ich hörte ein leises Tröpfeln, das ichnicht einordnen konnte, und ich hörte sie alle leise atmen. Ich konnte sogar Bellas Atem ausmachen. Er war rauer, angestrengter. Er ging stockend und seltsam unregelmäßig. Ich hörte ihren Herzschlag, er schien … zu schnell. Ich wusste nicht, ob er normal war. Mit meinem konnte ich ihn nicht vergleichen.
    Â»Fass sie nicht an! Sonst wacht sie auf«, flüsterte Rosalie.
    Jemand seufzte.
    Â»Rosalie«, murmelte Carlisle.
    Â»Leg dich nicht mit mir an, Carlisle. Wir haben dir vorhin deinen Willen gelassen, aber weitere