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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Frage, die er am Morgen gestellt hatte. «Während der Autopsie fühlte sich die
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    Haut immer noch warm an. Es gab keine Umgebungsfaktoren, die das hätten hervorgerufen haben können. Ich wusste, dass da etwas in ihrem Blut sein musste.»
    Sie fuhr fort. «Belladonna kann verdünnt zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden, wird aber auch als Entspannungs-und Beruhigungsmittel benutzt.»
    «Du meinst, der Täter hat es ihr gegeben?», fragte Jeffrey.
    «Oder hatte sie das etwa aus freien Stücken eingenommen?»
    Sara schien zu überlegen. «Sibyl Adams war Chemikerin. Sie würde ganz sicher nicht eine unkontrollierbare Droge nehmen und dann zum Mittagessen losrennen. Es handelt sich um ein sehr starkes Halluzinogen. Es wirkt aufs Herz, die Atmung und den Blutkreislauf.»
    «Die Tollkirsche wächst überall in der Stadt», gab Frank zu bedenken.
    «Sie ist recht verbreitet», stimmte Sara zu und blickte wieder auf ihre Notizen. «Mit der Pflanze ist nicht leicht umgehen. Wie das Gift eingenommen wurde, dürfte hier die Schlüsselfrage sein. Nach Aussagen von Nick nimmt man Belladonna am einfachsten, indem man die Samen in heißem Wasser einweicht.
    Heute Morgen noch habe ich im Interne t drei Rezepte gefunden, wie man aus Belladonna einen Tee bereiten kann.»
    Lena warf ein: «Sie trank gerne heißen Tee.»
    «Da hätten wir's», sagte Sara. «Die Samen lösen sich sehr leicht auf. Ich kann mir vorstellen, dass sie schon ein paar Minuten nach dem Trinken unter erhöhtem Blutdruck litt, unter Herzklopfen, einem trockenen Mund und übergroßer Nervosität.
    Ich würde überdies annehmen, das brachte sie auf die Toilette, wo ihr Vergewaltiger schon wartete.»
    Frank wandte sich an Jeffrey. «Wir sollten uns mal mit Pete Wayne unterhalten. Er hat ihr das Mittagessen serviert. Und auch den Tee.»
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    «Niemals», widersprach Matt. «Pete wohnt schon sein Leben lang in dieser Stadt. Der würde so was nie tun.» Und als sei nichts Wichtigeres zu dessen Entlastung zu sagen, fügte Matt hinzu: «Außerdem ist er Logenbruder.»
    Die anderen Männer begannen zu tuscheln. Jeffrey wusste nicht, wer es war, aber jemand sagte: «Was ist mit dem Neger von Frank?»
    Jeffrey spürte, dass ihm ein Schweißtropfen den Rücken hinunterrann. Er konnte bereits sehen, worauf es hinauslief. Er hob die Hände, um die Anwesenden zur Ruhe zu ermahnen.
    «Frank und ich werden mit Pete reden. Jeder von euch hat seine Aufgabe. Ich möchte heute Abend Berichte vorliegen haben.»
    Matt schien etwas sagen zu wollen, aber Jeffrey gebot ihm Einhalt. «Sibyl Adams ist nicht im Geringsten damit geholfen, dass wir hier sitzen und uns irgendwelche Theorien abkneifen.»
    Er unterbrach sich und wies auf die Seiten, die Brad ausgeteilt hatte. «Klopft an jede verdammte Tür in dieser Stadt, wenn es sein muss, denn ich will genaue Berichte über sämtliche Männer auf diesen Listen.»

    Als Jeffrey und Frank zum Diner gingen, wollten Jeffrey die Worte ‹Franks Neger› nicht aus dem Kopf gehen. Dieser Jargon war ihm zwar aus seiner Kindheit vertraut, aber während der letzten dreißig Jahre hatte er das Wort ‹Neger› nicht mehr gehört. Es verblüffte Jeffrey, dass solch offener Rassismus immer noch existierte. Und es machte ihm außerdem Angst, dass er einen solchen Spruch von seinen Leuten auf dem Revier gehört hatte. Jeffrey arbeitete schon seit zehn Jahren in Grant, aber er galt noch immer als Außenseiter. Nicht einmal seine Herkunft aus den Südstaaten reichte als Aufnahmegebühr für den Club der ‹good old boys ›. Aus Alabama zu stammen war auch nicht gerade ein Plus. Ein typisches Gebet in den Südstaaten lautete: «Dank dir, Gott, für Alabama», und das
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    sollte heißen: Vielen Dank, lieber Gott, dass es uns nicht so mies geht wie denen. Das war einer der Gründe, warum er Frank Wallace immer in seiner Nähe haben wollte. Frank zählte zu jenen Männern. Er war Clubmitglied.
    Frank schälte sich aus seinem Jackett und legte es
    zusammengefaltet über den Arm, ohne dabei stehen zu bleiben.
    Er war groß und dünn wie eine Bohnenstange. Jahrelanger Polizeidienst hatte sein Gesicht absolut unergründlich gemacht.
    Frank sagte: «Dieser Schwarze, Will Harris. Vor ein paar Jahren bin ich mal wegen häuslicher Streitigkeiten gerufen worden. Hatte seiner Frau eine geballert.»
    Jeffrey blieb stehen. «Yeah?»
    Frank blieb auch stehen. «Ja», sagte er. «Hatte ganz schön zugeschlagen. Die Lippe war geplatzt. Als ich hinkam, lag

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