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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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keine. Lena verstand sich sehr gut darauf, die Dinge so zu schildern, wie sie sie erlebt und vorgefunden hatte, und aus diesem zweiten Bericht ergab sich nichts Neues.
    Jeffrey fragte: «Was ist danach geschehen?»
    «Nachdem Sara gegangen war?»
    Er nickte.
    «Doktor Headley kam aus Augusta rüber. Er hat sie
    zugemacht.»
    Jeffrey fiel auf, dass Lena bei ihrem Bericht über die Ereignisse der Nacht immer von ‹ihr› gesprochen und nie den Namen der Frau genannt hatte. Bei der Verbrechensbekämpfung war es oft so, dass man eher auf den Täter sah als auf das Opfer.
    Jeffrey fand schon immer, dass dies der schnellste Weg war, aus dem Auge zu verlieren, weswegen sie eigentlich ihre Arbeit machten. Er wollte nicht, dass Lena das tat, besonders nicht in Anbetracht dessen, was ihrer Schwester zugestoßen war.
    Irgendetwas war heute an Lena anders. Ob es sich um ein höheres Maß Anspannung oder Wut handelte, vermochte er nicht zu sagen; ihr ganzer Körper schien davon zu vibrieren. In erster Linie ging es ihm jetzt darum, dass sie zurück ins Krankenhaus kam, wo sie sich hinsetzen und langsam den Druck loswerden konnte. Er wusste, dass Lena niemals ihren Wachdienst an Julia Matthews' Bett abbrechen würde. Das Krankenhaus war der einzige Ort, an dem sie ausharren würde.
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    Darauf konnte man sich verlassen. Und natürlich kam noch hinzu, dass sie sich am richtigen Ort befand, sollte sie doch noch eine Art Nervenzusammenbruch bekommen. Im Moment musste er sich jedoch noch ihrer bedienen. Sie musste für ihn Augen und Ohren sein und beschreiben, was in der letzten Nacht geschehen war.
    Er sagte: «Erzählen Sie mir, wie Julia ausgesehen hat.»
    Lena drückte auf die Hupe, um ein Eichhörnchen von der Straße zu scheuchen. «Na ja, normal eben.» Sie schwieg. «Ich meine, so wie sie aussah, dachte ich, es sei eine Überdosis oder so. Ich hätte bei ihr niemals auf Vergewaltigung getippt.»
    «Und was hat Sie eines Besseren belehrt?»
    Lenas Kiefer mahlten wieder. «Es war vermutlich Doktor Linton. Sie machte auf die Löcher in ihren Füßen und Händen aufmerksam. Ich muss blind gewesen sein, ich weiß auch nicht.
    Der Geruch nach Bleichmittel und all das deuteten doch darauf hin.»
    «All das?»
    «Na ja, wissen Sie, konkrete Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte.» Lena unterbrach sich wieder. Sie hörte sich an, als wolle sie sich verteidigen. «Man hatte ihr den Mund zugeklebt und ihr den eigenen Führerschein in den Hals gesteckt. Ich nehme an, sie sah wohl vergewaltigt aus, aber ich hab das nicht gleich gemerkt. Keine Ahnung, warum nicht. Ich hätte es schon noch herausgefunden, ich bin ja nicht blöd. Sie sah eben so normal aus, verstehen Sie? Nicht wie das Opfer einer Vergewaltigung.»
    Diese letzte Aussage machte ihn stutzig. «Wie sieht denn das Opfer einer Vergewaltigung aus?»
    Lena zuckte die Achseln. «Wahrscheinlich wie meine
    Schwester», sagte sie mit gedämpfter Stimme. «Wie jemand, der nicht allein auf sich aufpassen kann.»
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    Jeffrey hatte eine konkrete Beschreibung erwartet, etwas über den Zustand von Julia Matthews' Körper. Er sagte: «Ich kann Ihnen nicht folgen.»
    «Ist auch egal.»
    «Nein», sagte Jeffrey. «Sagen Sie es mir.»
    Lena schien zu überlegen, wie sie sich ausdrücken sollte.
    «Das mit Sibyl kann ich verstehen, denn sie war ja schließlich blind.» Sie schwieg einen Augenblick. «Ich mein, man sagt doch immer, dass die Frauen es herausfordern. Ich glaube nicht, dass Sibyl so war. Aber ich kenne Vergewaltiger. Ich hab mit ihnen geredet, ich hab sie eingebuchtet. Ich weiß, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie suchen sich niemanden aus, von dem sie Gegenwehr erwarten.»
    «Meinen Sie?»
    Lena zuckte die Achseln. «Man kann sich auf all den feministischen Scheiß einlassen, dass Frauen die Möglichkeit haben sollten zu machen, was sie wollen, und die Männer müssten sich eben daran gewöhnen, aber...» Wieder hielt Lena inne. «Es ist doch so», sagte sie, «wenn ich mein Auto mitten in Atlanta stehen lasse, die Fenster runtergedreht und den Schlüssel im Zündschloss, wessen Schuld ist es dann, wenn jemand es klaut?»
    Jeffrey konnte ihrer Logik nicht so ganz folgen.
    «Es gibt da draußen Bestien», fuhr Lena fort. «Jeder weiß doch, dass es krankhafte Menschen gibt, meistens Männer, die es auf Frauen abgesehen haben. Und die suchen sich nicht diejenigen aus, die den Anschein erwecken, als könnten sie auf sich Acht geben. Sie suchen sich die aus, die keine Gegenwehr

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