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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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den Stein. »Doch eines kann ich euch sagen. Wenn die Magier und Zauberinnen in eurem … Land … euch verlassen, werdet ihr keinen Monat überleben. Denn sie schützen euch nicht nur vor Ephemera, sie schützen euch vor euren eigenen Herzen. Die Kreatur, die ihr im Hafen gesehen habt, hat die meisten Landschafferinnen und Brückenbauer in meinem Teil der Welt umgebracht - und deshalb steht die Welt auf dem Kopf. Bevor ihr einen anderen für euer Pech verantwortlich macht, bedenkt eines: Euch begegnet nichts, das nicht eurem eigenen Herzen innewohnt. Das ist das Wesen der Welt.«
    »Du bettelst darum, eine Abreibung zu bekommen«, knurrte der Mann. Als er einen Schritt auf sie zumachte, warf Lee den Stein nach ihm. Instinktiv fing ihn der Mann...
    … und verschwand.
    Eine neue Welle des Schweigens überrollte die Taverne.
    So schnell, dachte Michael. Es geschieht so schnell.  »Wo ist er hin?«
    Lee stieß sich vom Tisch ab. Alle Anwesenden versteiften sich - doch keiner hatte den Mut, sich zu bewegen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lee. »Er ist in die Landschaft übergetreten, die sein Wesen im Augenblick seines Verschwindens am stärksten widerspiegelte.«
    »Wird er in der Lage sein, zurückzukehren?«
    Für einen kurzen Moment legte sich ein niederträchtiger, gemeiner Ausdruck auf Lees Gesicht, wie ein Ton, der nicht zur Harmonie und zum Tempo passte. »Das kommt darauf an, ob er überleben kann, was in seinem eigenen Herzen steckt, oder nicht.«
    Michael erhob sich. »Wie kannst du so gleichgültig mit dem Leben eines Menschen umgehen?«
    »Gleichgültig?« Lee stieß ein raues Lachen aus. Aus der Niedertracht wurde etwas Dunkleres und Ehrlicheres - und Schmerzvolleres. »Er geht mit der Absicht auf uns los, unser Blut zu vergießen, seine ganze Resonanz hallt wider von dem Vergnügen, anderen Schmerzen zuzufügen, und du denkst, ich bin gleichgültig? Steh nicht einfach da und sag mir, du konntest es nicht fühlen. Nicht wenn du ihm so nah warst. Und die Wahrheit ist, wenn er wirklich hierher gehört hätte, wäre nichts geschehen, als er diesen Stein gefangen hat. Nichts, Michael. Das ist das Wesen der Welt. Und würde er hier nicht hingehören, aber bleiben wollen, so würde ihn etwas von diesem Ort fortziehen, ganz gleich, wie sehr er versucht, sich hier festzuhalten. Auch das liegt im Wesen der Welt.«
    »Schon gut, in Ordnung«, sagte Michael, der sie einfach nur hier herausbekommen wollte, bevor die anderen Männer ihren Mut wiederfanden.
    »Nein, es ist nicht in Ordnung!«, rief Lee. »Meine Schwester wird bei dem Versuch, Ephemera vor dem Weltenfresser zu retten, sterben. Und deine auch. Und du auch. Ihr seid Ephemeras Verteidigung gegen Ihn, und ihr werdet sterben, Michael. Und dann sterben sie auch.« Mit einer ausladenden Handbewegung deutete er auf die Männer in der Taverne. »Es gibt nichts, das sie tun können, um etwas zu bekämpfen, das aus der Dunkelheit des menschlichen Herzens geschaffen wurde. Sie können Armeen aufstellen, um gegen diese Kreatur zu kämpfen, aber ohne die Zauberinnen und Magier, die sie so verachten, wird ihre eigene Angst sie umbringen. Ihre eigene Verzweiflung wird sie vernichten. Ihre eigenen Zweifel werden ihre Familien verschlingen. Weißt du, was dort draußen ist, Magier? Was in den Landschaften des Weltenfressers lebt?«
    Nein, er wusste es nicht.
    »Die Knochenschäler sehen aus wie Ameisen, aber sie sind so lang wie dein Unterarm. Sie heißen Knochenschäler, weil das alles ist, was von denen übrig bleibt, die in ihre Wüste geraten. Die Röhrenspinnen sind groß genug, um einen erwachsenen Mann in ihre Höhlen zu ziehen. Die Windläufer sind so groß wie Hunde, und ihre Kiefer sind stark genug, um Knochen zu zermalmen. Die Todesdreher -«
    »Hör auf«, sagte Michael. »Hör sofort auf. Das reicht.«
    »- sehen aus wie Panzerechsen, das sind Kreaturen, die in den Flüssen der wärmeren Landschaften heimisch sind. Doch die Todesdreher sind größer, gemeiner, riesenhaft aufgebläht von der Angst der Menschen. Das ist dort draußen, Michael. Das sind die Kreaturen, die ihre Zähne in eure Dörfer graben. Du hältst sie für Geschichten. Ich habe mein ganzes Leben mit der Wahrheit gelebt. Ich habe in der Schule gelernt, in welcher Landschaft der Weltenfresser eingeschlossen war. Ich habe Seine Gegenwart unter all den Strömungen des Lichts gespürt, die die Schule durchzogen. Doch all diese Lichten Strömungen, all diese Herzen …« Lees Augen füllten sich

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