Belladonna
selbst wieder aussäen, so wie sie es jedes Jahr tut.«
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Ich weiß. Doch es besteht ein Unterschied dazwischen, spielerisch oder sorglos mit dem umzugehen, worum man die Welt bittet.«
»Dieser Garten wird geliebt«, sagte Glorianna und strich mit den Fingern über die Steine.
»Ich kümmere mich um ihn, so gut ich kann«, sagte Caitlin, zufrieden mit ihrem bescheidenen Tonfall - und verwirrt darüber, dass Glorianna sagen konnte, was sie mit dem Garten getan hatte, obwohl sie ihn noch nicht einmal betreten hatten.
»Hast du den Mörtel ausgebessert?«, fragte Glorianna.
»Was?« Jetzt, da sie darauf hingewiesen wurde, erkannte sie die Zeichen kürzlich erfolgter Arbeit.
»Vielleicht ist Lees Fähigkeit, eine Landschaft über eine andere zu legen, doch nicht so einzigartig«, sagte Glorianna. Dann lächelte sie Caitlin an. »Der Garten existiert eigentlich nicht auf diesem Hügel. Er ist hier, weil du ihn hier brauchst. Doch er liegt an einem anderen Ort - und dort wird er geliebt, Caitlin.«
»Dann … ist es gar nicht meiner?« Der Gedanke daran tat weh. Der Garten war den größten Teil ihres Lebens ihre größte Freude gewesen.
»Natürlich ist es deiner. Er wäre nicht hier, wenn er deine Resonanz nicht teilen würde.«
»Was willst du dann damit sagen?«
Etwas lag zwischen ihnen in der Luft. Etwas lag in Gloriannas Blick. Mitgefühl? Erkenntnis? Caitlin konnte es nicht benennen, doch sie begriff mit unerschütterlicher Gewissheit, dass, was auch immer in der nächsten Minute geschehen würde, die Macht hatte, ihr Leben zu verändern - ihr Leben, und die ganze Welt.
»Ich glaube, du solltest herausfinden, wo dieser Garten verwurzelt ist. Wo du verwurzelt bist. Es ist nicht hier, Caitlin Marie. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob dies hier eine deiner Landschaften ist. Dieses Dorf und das umliegende Land sollten zu dem Teil der Welt gehören, der sich in deiner Obhut befindet, aber irgendetwas stimmt hier nicht. Und ich glaube nicht, dass hier wirklich dein Zuhause ist.«
»Nein«, flüsterte Caitlin. »Ist es nicht. Wir haben nie richtig nach Ravens Hill gepasst.« Sie hatte sich an einen anderen Ort gewünscht, an dem andere Mädchen sie nicht als Zauberin ansehen und die Jungen sie nicht als die neue Dorfhure betrachten würden. »Wie finde ich diesen Ort?«
»Wir wollen uns mal im Garten umsehen.«
Michael war der einzige Mensch, der ihren Garten gesehen hatte - und Michael hatte es nicht verstanden. Das hier war anders, aufregend, seltsam, Furcht erregend.
»Zu dieser Jahreszeit zeigt er sich nicht von seiner besten Seite«, sagte Caitlin und knetete ihre Finger, während Glorianna jedes Beet begutachtete.
»Nein, das tut er nicht«, sagte Glorianna abwesend. »Daran wirst du arbeiten müssen. Man sollte in allen Jahreszeiten ein Gleichgewicht anstreben, genauso wie man ein Gleichgewicht zwischen den Lichten und Dunklen Strömungen zu erreichen sucht. Das hier.« Sie blieb vor einem Stein stehen. »Das hier stammt von der Weißen Insel.«
Caitlin riss für einen Moment den Mund auf. »Woher weißt du das?«
»Ich kann die Resonanz der Insel in dem Stein fühlen.« Glorianna betrachtete den Stein noch einen Augenblick länger, dann sah sie Caitlin an. »Warum hast du ihn hier in den Garten gelegt?«
Caitlin spürte, wie ihr Gesicht vor Verlegenheit brannte. »Meine Tante Brighid hat mir immer von der Weißen Insel und von Lighthaven, dem Herz der Insel, erzählt. Eine Weile dachte ich, ich könnte dort vielleicht zur Ausbildung aufgenommen werden, aber …«
»Du gehörst nicht nach Lighthaven«, sagte Glorianna mit so bestimmter Gewissheit, dass es einen Moment dauerte, bis Caitlin der Schmerz dieser Aussage traf. Dann sah Glorianna sie an und sie wurde von dem gleichen schwindligen Gefühl ergriffen, als verändere sich die Welt genau unter ihren Füßen. »Lighthaven mag das Licht halten und dir einen Platz bieten, an dem du dich ausruhen und deinen Geist erfrischen kannst, doch ich glaube, das Herz der Weißen Insel befindet sich an einem anderen Ort.«
An meinem Ort. Die Sehnsucht, die sie ergriff, war so heftig, es fühlte sich an, als könne sie sich von der Empfindung in ein anderes Leben tragen lassen.
»Nein, nein, nein«, sagte Glorianna scharf, packte sie und schüttelte sie heftig. »Du bist noch nicht dazu ausgebildet, den Schritt zwischen Hier und Dort zu gehen. Und da keiner von uns weiß, wo dieser Garten eigentlich liegt, hätten wir
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