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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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du daran gedacht hast, meine Fähigkeiten als Liebhaber auszuprobieren?«
    Ihr Körper bebte. Ihr Verstand war leer.
    Und die Resonanz seiner Worte hallte durch sie hindurch wie ein Versprechen.
    Er drückte noch einmal freundschaftlich ihre Hand und lief an Lee vorbei den Strand hinauf.
    »Glorianna?«, fragte Lee, sobald er sie erreicht hatte, seine Stimme scharf vor Sorge. »Was ist los?«
    Sie sah ihren Bruder an und platzte mit der Antwort heraus: »Er will mich noch einmal küssen.«
    In der Stille, die zwischen ihnen entstand, konnte sie ihr Herz schlagen hören. Dann sagte Lee: »Das hast du gerade herausgefunden? Als wir gestern Abend im Pfuhl waren, hatte der Mann dich so eng umschlungen, dass sogar Sebastian angefangen hat zu murren, also ist es nicht überraschend, dass er dich noch einmal küssen will. Zumindest überrascht es den Rest von uns nicht.«
    Woher sollte sie das wissen? Sicher, sie hatten Spaß gehabt letzte Nacht im Pfuhl, aber seitdem war sie ein wenig zu sehr damit beschäftigt gewesen, über andere Dinge nachzudenken - obschon das Wissen darum, dass ihr Verhalten ihren Cousin - den Inkubus! - zum Murren gebracht hatte, ziemlich befriedigend war. Doch dass Michael jünger war als sie, war Grund genug, alle Gedanken an Küsse - und Liebhaber - beiseite zu schieben. Auch wenn er nicht so viel jünger war, dass es eine Rolle spielen sollte.
    Doch gerade eben hatte etwas Bittersüßes in der Resonanz seiner Tändelei gelegen, etwas, das letzte Nacht im Pfuhl nicht da gewesen war. Als hätten sich seine Gefühle irgendwie verändert, und er wollte niemand wissen lassen, dass sie sich verändert hatten. Als wolle er nicht einmal sich selbst eingestehen, dass sie sich verändert hatten.
    Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihren Atem.
    »Glorianna?«
    Sie hob eine Hand, um Lee zu bedeuten, er solle warten.
    Ablenkungen. Verlockungen, die einen Menschen von dem Pfad fortzogen, dem er folgen musste. Oder Wegweiser, welche die Richtung bestätigten. Waren diese Gedanken an Küsse und ihr Alter ein Wegweiser, der sie ermahnte, sich von einem Mann abzuwenden, der sie so leicht ablenken konnte, oder ein Lockruf, der sie von einer Person fortzog, die ihr im Kampf gegen den Weltenfresser helfen konnte? Sie passte nicht in diese Landschaft, und die dunklen Strömungen beeinflussten sie auf eine Weise, wie sie es in ihren Teilen der Welt nicht vermochten.
    Sie öffnete die Augen und sah Lee an. »Vertraust du dem Magier?«
    »Wenn du mich fragst, ob ich glaube, dass er sich der Welt gegenüber verantwortungsbewusst verhält, dann,  ja, dann vertraue ich ihm. Aber vertraue ich ihm im Bezug auf meine Schwester?« Lee tätschelte ihre Wange. »Auf keinen Fall.«
    Ich hätte es besser wissen müssen, als meinen Bruder zu fragen.
    Doch die Antwort fühlte sich richtig an und beruhigte sie.
    Sie nahm Lee die Laterne aus der Hand. »Ich gehe mit Caitlin und werfe einen Blick auf ihren Garten. Du gehst mit dem Magier.«
    »Ich glaube, so hatte er sich das nicht vorgestellt.«
     Michael sah Caitlin und Glorianna nach, als sie in Richtung des Hügels aufbrachen, der sie in den Garten der Liebsten bringen würde, dann drehte er sich um und blickte seinen übrig gebliebenen Begleiter an. »Erzähl mir noch einmal, wie ich hier mit dir gelandet bin.«
    »Du machst meine Schwester nervös«, antwortete Lee.
    Er schnaubte. »Die ist aus härterem Holz als ein Eichenwald und hat mehr Nerven als ein wunder Zahn. Also zweifle ich aufrichtig daran, dass ich sie nervös mache. Ihren Bruder allerdings …«
    Lee grinste nur, was ihn dazu brachte, den Mann sogar noch mehr zu mögen - trotz des Gefühls, weder er noch Sebastian waren erfreut über sein Interesse an Glorianna. Aber sie war eine erwachsene Frau, und was sie hinter geschlossenen Türen mit einem Mann tat, ging die beiden schließlich nichts an. Nicht dass er Lee das sagen würde. Oder Sebastian.
    Also seufzte er gespielt auf und sagte: »Na, dann komm mit. Wir gehen zum Hafen und hören mal, was es für Neuigkeiten gibt. Und dann finden wir heraus, wo meine Tante Brighid untergekommen ist.«
    Er machte sich in Richtung des Hafens auf und fiel in jenen leichten Schritt, der viel Boden gutmachte, ihn aber über Meilen die Geschwindigkeit halten ließ. Ein  paar Minuten später plagte ihn sein Gewissen. Er hatte Lee Unbehagen bereiten wollen, doch er wollte nicht, dass er sich bei der Anstrengung, mitzuhalten, einen Muskel zerrte.
    Doch als er

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