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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Blickfeld verdeckt haben musste. Jetzt runzelte sie die Stirn, und ihre grünen Augen richteten sich genau auf die seinen.
    »Seit ich dich getroffen habe, hilfst du meiner Familie auf die eine oder andere Art - und stellst deine eigenen Aufgaben dafür hinten an. Du bist nicht auf deiner Insel gewesen, um dich um dich und die deinen zu kümmern, weil du dich um mich und die meinen gekümmert hast.«
    Sie warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. »Was bringt dich auf den Gedanken, das eine unterscheide sich vom anderen?«
    Bin ich dein? Etwas in ihm erstrahlte vor Freude, und einen Augenblick lang hätte er schwören können, die Luft schmecke süßer und die Sonne schien heller. Plötzlich war dieses zarte Band zwischen ihnen wichtiger als alles andere auf der Welt. Waren ihre Gefühle wichtiger als alles andere.
    Er schob sich zur Seite, bis er sie halb bedeckte, sodass er, wenn sie aufsah, alles war, was sie sehen würde.
    »Wenn ich dein bin, wie wäre es dann mit ein paar Küssen?«, fragte er und schenkte ihr ein Lächeln, das zu gleichen Teilen aus Neckerei und Charme bestand, um die Stimmung zu heben.
    Sie sah ihn eher belustigt als bezaubert an. »Warum interessierst du dich so für Küsse?«
    Er tat sein Bestes, seinem Blick den Ausdruck aufrichtiger Verwirrung zu verleihen. »Ich bin ein Mann.«
    Ein Lachen erhellte ihre Augen, während er sich bemühte, keine Miene zu verziehen. »Ich denke, ein paar Küsse könnten nicht schaden.«
    »Vielleicht auch mehr als ein paar«, sagte er und berührte mit den Lippen ihren Mundwinkel, während er den Klang des Liedes veränderte, das zwischen ihnen entstand. »Aber nicht mehr als Küsse. Nicht hier. Nicht heute.« Er hob den Kopf und sah die Verwirrung in ihren Augen. »Nicht für unser erstes Mal. Dafür möchte ich ein Bett … und Kerzenschein. Ich möchte mich auf dem Duft deiner Haut treiben lassen und auf der Berührung deiner Hand dahingleiten. Und in all den Jahren danach, wenn wir lachen und streiten und zusammen leben, möchte ich die Erinnerung an dieses erste Mal in deinen Augen leuchten sehen, jedes Mal wenn ich dich berühre, dich erfülle, dich liebe. Das will ich, Glorianna, für uns beide. Also verspreche ich dir für heute nichts als Küsse.«
    »Hältst du deine Versprechen, Magier?«, fragte sie, ihre Stimme rau vor Verlangen.
    Er strich zart mit den Lippen über die ihren. »Das tue ich.« Und die Wahrheit dieser Worte schmeckte bittersüß. »Das tue ich ganz bestimmt.«
    Dann schloss sich sein Mund über dem ihren, und er sprach in einer Sprache zu ihr, die keine Worte brauchte.
     Wer war dieser Mann, der sie küssen und die Welt zum Schmelzen bringen konnte und noch immer die Selbstbeherrschung besaß, sich auf seine Seite der Decke zu rollen und zu sagen: »Wir hören besser jetzt auf, Liebling, solange mir noch ein kleiner Teil meines Verstandes bleibt.«? Wie konnte er so viel und doch so wenig verstehen?
    Doch er verstand das Land, verstand, was er sah - und nicht sah. Es hatte sie beide ernüchtert, nachdem sie  ihre Sachen zusammengepackt hatten und weitergeritten waren.
    Kein Wort wurde gesprochen, doch sie zügelten beide ihre Pferde, als sie in Sichtweite der Gebäude Lighthavens kamen.
    »Nun«, sagte Michael. »Es hätte schlimmer sein können. Es gibt Süßwasser und Fische in den Bächen. Es gibt Waldland, also gibt es Jagdwild zum Essen und Holz für die Feuer. Und es gibt Wiesen und Weiden und das bestellte Ackerland.«
    »Das Land ist gut und kann sich selbst versorgen«, stimmte Glorianna zu. »Aber können es die Menschen auch?« Sie bemerkte sein Zögern, sie anzusehen, und kannte die Antwort. Leider entsprach sie ihrer eigenen Einschätzung der Menschen, die sich um diesen Ort des Lichts kümmerten. »Sie haben sich selbst gefesselt, Michael. Die Orte des Lichts liegen oft abgeschieden von der Welt, die sie umgibt, denn vor langer Zeit befanden die Wahrer, denen die Aufgabe zukam, das Licht zu nähren, ein einfaches Leben helfe Herz und Geist dabei, im Gleichgewicht zu bleiben. Doch die Menschen, die an jenen Orten leben, sind gewöhnlich nicht ohne Hilfsmittel … oder Wissen. Sie mögen ein schlichtes Leben führen, doch es ist nichts Schlichtes an ihren Fähigkeiten. Würden sie von der Welt abgeschnitten, könnten sie überleben.«
    »Bis sie aussterben.« Jetzt sah er sie an. »Ich weiß nicht, wie es an den anderen Orten des Lichts ist, doch ich bin dem Aussehen und der Atmosphäre dieses Ortes gegenüber nicht

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