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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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blind, Glorianna. Lighthaven gehört den  Herrinnen des Lichts. Vielleicht kommen Männer aus Atwater und den umliegenden Höfen herauf, um Handwerksarbeiten zu erledigen - Handwerksarbeiten aller Art«, fügte er gedämpft hinzu, als er sich der hungrigen, berechnenden Blicke erinnerte, die ein paar der jüngeren Schwestern ihm beim Satteln der Pferde zugeworfen hatten. »Doch sie leben nicht hier. Und ich glaube, auf diesem  Land werden wir niemanden finden, der nicht Teil dieser Gemeinschaft ist. Kein Haus, kein Gehöft. Niemanden.«
    »Meine Sorge ist unmittelbarer«, sagte sie. »Wie viele dieser Frauen haben je einen Pfeil auf eine Sehne gelegt und sind hinausgegangen, um ihr Abendessen zu jagen? Wie viele haben einen Baum gefällt oder auch nur Holz gehackt? Wie viele eine Angelschnur ins Wasser geworfen, um Fische zu fangen? Wie viele das Land gepflügt, bevor sie einen Gemüsegarten angelegt haben? Was ist mit Futter für die Tiere? Hafer? Heu?«
    Er fluchte leise und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Na ja, kannst du nicht - nein, es wäre wohl eher Lee, nicht wahr -, kann er nicht eine dieser Brücken aufstellen?«
    »Wohin soll sie denn führen?« Sie wartete, um zu sehen, ob er die Frage verstand, doch da war nur Verwirrung.
    Sie erinnerte sich daran, dass seine Sichtweise der Welt bis vor ein paar Tagen recht gradlinig gewesen war, und eine gerade Straße zwischen zwei Orten ihn tatsächlich von einem Ort zum anderen gebracht hätte. Sie stieg ab und ließ ihrem Pferd die Zügel lang, damit es grasen konnte, während sie ihre ganze Aufmerksamkeit dem Mann widmete.
    Er zögerte, als versuche er, den Grund für ihr Verhalten herauszufinden, dann tat er es ihr nach.
    »Grenzen und Grenzlinien.« Sie ballte die Hände zu Fäusten und streckte sie aneinandergepresst aus. »Wenn zwei ähnliche Landschaften der gleichen Landschafferin gehören, kann man sie mit einer Grenzlinie aneinanderfügen - ein Ort, an dem die Menschen übertreten können, ohne eine Brücke zu benutzen.«
    »Wie der Pfuhl an die Landschaft stößt, in der die Wasserpferde leben?«, fragte Michael.
    »Ja, genau so. Die Wasserpferde sind Dämonen und leben in einer dunklen Landschaft. Der Pfuhl ist eine dunkle Landschaft, bewohnt von Menschen und Dämonen. Beide gehören mir, und ihre Resonanz ist in Einklang miteinander.«
    Er strich mit einem Finger über ihre Fäuste. »Es ist ein Wunder, nicht wahr, dass zwei Orte, die physikalisch so weit voneinander entfernt sind, einfach erreicht werden können, indem man über eine Linie tritt.«
    Sie nahm ihre Hände auseinander, ließ eine faustgroße Lücke zwischen ihnen entstehen. »Grenzen bilden sich zwischen den Teilen der Welt, die verschiedenen Landschafferinnen gehören, und auch zwischen Teilen der Welt, die der gleichen Landschafferin gehören, aber deren Resonanz sich nicht so entspricht, dass sich eine Grenzlinie ausbildet. Diese brauchen Brücken, damit die Menschen von einer Landschaft in die andere übertreten können. Selbst dann kann eine feste Brücke nur erschaffen werden, wenn die beiden Landschaften miteinander verbunden werden wollen. Die Herzen in beiden Orten müssen sich nach etwas sehnen, das eine Verbindung schafft. Verstehst du, Michael?«
    »Ich glaube schon.« Stirnrunzelnd sah er auf ihre Fäuste, dann berührte er eine mit dem Finger. »Lighthaven.« Berührte die andere. »Der Rest der Weißen Insel. Jetzt … zwei … Landschaften. Zwei Landschafferinnen.«
    »Ja«, sagte sie sanft.
    »Also …« Mit einem Finger tippte er auf die eine Faust, dann zeichnete er einen imaginären Bogen zur anderen. »Lee schafft eine seiner Brücken und verbindet -«
    »Nein.« Was jetzt kam, würde ihm wehtun. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, konnte die Tiefen seines Herzens spüren und wusste, es würde ihm wehtun. »Herzenswünsche sind mächtige Magie, Magier. Ein echter Herzenswunsch kann dein Leben verändern. Er kann die Welt verändern. In dem Augenblick, als Ephemera die Herzenswünsche wahr werden ließ, die diesen Teil der Welt umgestalteten, sprachen zwei Frauen im Zorn: ›Ich will dich nicht.‹ Und sie meinten es so, Michael. Sie meinten es  so.« Sie ließ ihre Fäuste sinken und sah, wie er sich körperlich gegen den verbalen Schlag wappnete. »Diese zwei Landschaften werden einander abstoßen, weil die Herzen, die Ephemera dazu genutzt hat, diese Landschaften genau zu bestimmen, einander zurückgewiesen hatten. Also können sich diese Landschaften

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