Belladonna
verändern, muss sich verändern. Shaela liebt dich auf eine Weise, wie ich es nie getan habe, nie konnte. Du hättest sie die Gärten verändern lassen sollen, Merrill. Ihr beide hättet etwas Neues anpflanzen sollen.«
»Aber jetzt, da du zurück bist …« Irgendetwas an Brighids Gesichtsausdruck erstickte die restlichen Worte.
»Ich werde nicht bleiben«, sagte Brighid. »Etwas fehlt hier. Hat schon immer gefehlt. Ich war für Lighthaven bestimmt, und ich habe meine Pflicht erfüllt und bin hierher gekommen. So sehr ich diesen Ort auch geliebt habe, er war wie ein Schuh, der passen sollte, aber immer ein wenig gedrückt hat. Ich weiß nicht warum.« Sie hielt inne, dann seufzte sie. »Du hast Michael Vorwürfe gemacht, den Brief geschrieben zu haben, in dem er mich bat, nach Ravens Hill zu kommen.«
»Ich habe dir nie Vorwürfe gemacht, weil du gegangen bist. Du warst verpflichtet, bei den Kindern zu bleiben und -«
»Ich habe mich entschieden zu bleiben.«
Die Härte in Brighids Stimme erinnerte Merrill daran, warum Brighid in so jungen Jahren zu ihrem Oberhaupt gewählt worden war.
Brighid schüttelte den Kopf. »Diesen Ort zu verlassen, war kein vollkommen selbstloser Akt. Ja, die Kinder brauchten mich, doch ebenso musste ich gehen, und dieser Brief gab mir einen Grund, euch zu verlassen.«
»Was war dort draußen, das du hier nicht finden konntest?«, weinte Merrill.
»Ich weiß es nicht!« In Brighids Stimme klang Enttäuschung. »Leben. Liebe. Vielleicht etwas so Einfaches wie Lust. Ich weiß es nicht. Ich habe es nie gefunden.« Sie presste die Handballen gegen ihre Schläfen. »Ich habe es nie gefunden. Genauso wie Maureen nie gefunden hat, was ihr Herz brauchte. Sie hat Devyn geliebt. Ich weiß, dass es so war. Doch es war nicht genug. Und Caitlin …«
»Gehört nicht hierher«, sagte Merrill schneidend und fühlte erneut am ganzen Körper den Schmerz der Zurückweisung. Sie waren wieder da, wo sie vor sechzehn Jahren gewesen waren. Trotz dem, was Brighid über Veränderung gesagt hatte, hatte sich nichts verändert. Gar nichts. »Sogar die Zauberin hat es gesagt.«
»Wächterin des Herzens«, murmelte Brighid. »Ich hätte nie gedacht, ich würde einer wahren Wächterin des Herzens gegenüberstehen.«
Es hätte alles wundervoll sein sollen, doch stattdessen brach alles auseinander.
Merrill sah hinab auf den Armreif, den sie so viele Jahre in dem Glauben getragen hatte, er bedeute …
Sie zog ihn aus und hielt ihn ihr hin. »Den hier hast du mir geschenkt. Als du gegangen bist. Ein Familienerbstück, das war es doch, was du gesagt hast?«
»Das ist er auch«, erwiderte Brighid.
»Du hast ihn mir als Erinnerung an das geschenkt, was wir einander bedeutet haben, was wir einander hätten bedeuten können, wenn du nicht …« Sie verstummte.
»Ich habe ihn dir als Abschiedsgeschenk gegeben«, sagte Brighid leise. »Ich hatte nie vor, auf die Weiße Insel zurückzukehren.«
Merrill ließ den Armreif fallen und drehte sich um, stieß mit dem Tisch zusammen, als sie zur Tür rannte. Noch bevor das Geräusch der ins Schloss geworfenen Tür verhallt war, vernahm sie das laute Klirren von Tassen und Untertassen auf dem Boden.
Michael setzte sich zwischen Lee und Kenneday, erleichterter, als er zugeben wollte, nicht mehr der einzige Mann in Lighthaven zu sein.
»So etwas habe ich noch nie gesehen, in all meinen Jahren auf See«, sagte Kenneday. »In einem Augenblick ist das Deck leer; im nächsten steht dieser Mann hier hinter mir. Und dann, als wir am Ufers eines Sees stehen, der ein paar Tage vorher noch nicht da gewesen ist, packt er in aller Ruhe die ganze Ausrüstung, die wir auf den Wagen geladen hatten, auf diese kleine Insel, die nur er sehen kann.«
»Das stimmt nicht ganz«, sagte Lee und nahm sich ein Stück Brot und Käse. »Manchmal können alle die Insel sehen.«
Kenneday schnaubte nur.
Michael nahm sich etwas zu essen vom Tisch und schwieg. Eindeutig hatten in den letzten paar Tagen alle eine aufregende Zeit verbracht.
»Es war wirklich seltsam«, beantwortete Brighid Caitlins Frage nach dem neuen Tisch. »Das Bein hat einfach nachgegeben. Es muss locker gewesen sein - war vielleicht schon seit Jahren locker - und plötzlich das Gewicht eines Tabletts darauf abzustellen hat ausgereicht, um das Bein brechen zu lassen.«
Michael bemerkte den Blick, den Glorianna und Lee austauschten, dann sah er sich rasch im Raum um. Wo war Merrill? Würde das Oberhaupt Lighthavens diesem
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