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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Welt in Berührung zu stehen?«
    »Glorianna?«, fragte Lee leise.
    Sie winkte in seine Richtung. »Geh. Reise leichten Herzens.«
    Sie wartete, bis Lee fort war, bevor sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte und an die Decke sah, als brauche sie einen Augenblick, um sich innerlich einen Schritt von ihnen allen zu entfernen.
    Michael betrachtete sie. An ihren Augenwinkeln zeichneten sich kleine Fältchen ab. Waren sie zuvor schon dort gewesen, oder hatten die Anstrengungen dieser Reise die Linien in ihre Haut gegraben? War er zum Teil dafür verantwortlich? War es Caitlin, mit ihren kindischen Wutanfällen, die Folgen hatten, die nicht ohne weiteres behoben werden konnten - wenn sie überhaupt behoben werden konnten?
    »So ist es also?«, fragte er in den Raum hinein. »Jemand tut etwas Dummes, oder sagt im Zorn etwas, das er in einem klaren Moment bereuen würde, und die Welt verändert sich?«
    »Gelegenheit und Entscheidung, Magier«, sagte Glorianna und setzte sich auf. »Jeden Tag trifft jeder Mensch einhundert kleine Entscheidungen. Die meisten sind nicht so eindeutig, wie sich für Licht oder Dunkelheit zu entscheiden. Es gibt so viel Platz in den Grauzonen der Welt. Doch wiegt man sie am Ende des Tages ab, lehnt sich das Herz ein Stück dem Licht oder der Dunkelheit entgegen - und dann entspricht seine Resonanz etwas stärker der der Dunkelheit oder der des Lichts. Triff genügend Entscheidungen, so oder so, und der Tag kommt, dass du dem, was du warst, entwachsen bist und es an der Zeit ist, den nächsten Schritt auf der Reise deines Lebens zu gehen.«
    »In eine andere Landschaft überzutreten, meinst du?«, fragte Michael.
    »Für die Welt ist es gleich, ob du es Übertreten in eine andere Landschaft nennst oder ob du glaubst, ein Geist wird deinem Herzen einen Schlüssel entnehmen und dich auffordern, das Schloss zu wählen, das die Tür zum nächsten Abschnitt deines Lebens öffnen wird. Was eine Rolle spielt, ist, dass der Ort, an dem man landet, die Resonanz des eigenen Herzens tragen wird, gut oder böse, Licht oder Dunkel.« Sie legte die Arme auf ihre Knie und faltete locker die Hände vor dem Körper. Dann blickte sie sie alle reihum an. »Lebensreisen. Unterwegs wird man von anderen beeinflusst, von anderen erhält man Hilfe, wieder andere fügen dir Schaden zu. Einige Dinge geschehen, weil man sie verdient hat. Und einige Dinge geschehen, weil Grausamkeit mit den Dunklen Strömungen schwimmt und ohne Warnung aufsteigt, Schaden verursacht, Schmerzen verursacht, Tragödien verursacht, die verheerende Auswirkungen auf einen Menschen oder ein ganzes Dorf haben können. Was ich  in diesem Raum hier wahrnehme, ist ein Widerstreit von Hoffnungen, Träumen und Wünschen. Keiner, der an diesem Tor stand, ist am Auseinanderbrechen der Weißen Insel unschuldig. Und keiner trägt mehr Schuld als die anderen. So viele Entscheidungen sind getroffen worden, um euch an diesen Punkt zu bringen. Jetzt, da ihr wisst, was eure Entscheidungen anrichten können, trefft die nächsten mit Sorgfalt.«
    Sie stemmte sich hoch und ging zur Tür.
    »Was ist mit Euch, Glorianna Belladonna?«, fragte Brighid. »Übernehmt Ihr die Verantwortung für die Entscheidungen, die Ihr getroffen habt?«
    Oh, der Ausdruck in Gloriannas Augen, als sie sagte: »Ich übernehme immer die Verantwortung für meine Entscheidungen.« Dann schlüpfte sie aus dem Raum und schloss leise die Tür.
     

Kapitel 22
     Michael breitete die Decke auf der Spitze eines sanften Abhangs aus, der hinunter zum See führte. Vielleicht hätte er trotz der Kühle des Tages anbieten sollen, alles dort aufzustellen, wo es ein wenig Schatten gab, doch im Moment wollte er spüren, wie seine Haut die Wärme der Sonne aufnahm, und er glaubte nicht, dass Glorianna, obwohl sie so hellhäutig war, heute ihr Gesicht vor der Sonne verstecken wollte.
    »Du bist praktischer als mein Bruder«, sagte Glorianna, als sie zu ihm hinauflief, ihre Satteltaschen über der Schulter.
    »Inwiefern?« Er strich die letzte Ecke glatt und fühlte sich unbeholfener als beim ersten Mal, als er alleine mit einem Mädchen Picknicken gewesen war. Einer Frau, eher. Sie war älter gewesen als er und konnte ein paar Dinge, die er nur zu gerne lernen wollte.
    Trotzdem ließ dieses Gefühl, sich nicht sicher zu sein, ob er sich eine Ohrfeige oder ein Lächeln einhandeln würde, sein Herz jedes Mal ein wenig schneller schlagen.
    »Lee hätte die Decke auf den Abhang gelegt und sich dann hartnäckig

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