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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Treffen nicht beiwohnen wollen? Außer seiner Tante Brighid war Shaela die einzige Schwester im Raum.
    »Also«, sagte Lee und nahm mit einem höflichen Lächeln eine Tasse Tee entgegen, »der See umgibt Lighthaven in der Tat. Dunkles, kaltes Wasser voller Algen. Und voller Nebel. Ich habe Tierspuren gesehen, die zum Wasser hin- und auch wieder wegführten, also können wir wohl annehmen, dass man das Wasser trinken kann. Es könnte essbare Fische im See geben. Und wir haben bestätigt, dass man Lighthaven vom Ufer der Weißen Insel aus sehen kann.«
    »Wie ein Traum ist es«, sagte Kenneday. »Wie etwas, das verblasst, sobald man danach greift.«
    Das weckte Gloriannas Aufmerksamkeit. »Tut es das Gleich wie die Weiße Insel?«
    »Wir haben uns nicht in ein Boot gesetzt, um es herauszufinden, aber ich schätze, es wird dahingehend gleich sein, dass man Lighthaven aus der Ferne sieht, es aber vollständig verblasst, bevor man nahe herankommen kann«, sagte Lee. »Ich frage mich, ob es das Wesen dieses Ortes des Lichts ist. Vielleicht war er nie dazu gedacht, gefunden zu werden. Vielleicht ist er dazu gedacht, wie ein Traum zu sein - man findet Trost in dem Wissen, dass es ihn gibt, doch sein Reiz ist umso größer, weil nur so wenige Leute ihn erreichen können.«
    »Schwer erreichbar ist nicht dasselbe wie unerreichbar«, sagte Glorianna. »Und ein paar Leute werden diesen Ort finden müssen.«
    »Warum?«, fragte Shaela. »Wir wollen der Unruhe der Welt doch fern bleiben.«
    »Wie viele der Schwestern wurden hier geboren?«, fragte Glorianna.
    Nicht viele, wenn überhaupt welche, dachte Michael,  als er Shaela dabei beobachtete, wie sie die Bedeutung der Frage in sich aufnahm.
    »Eine Resonanzbrücke könnte funktionieren«, sagte Lee. »Eine feste Brücke zwischen den zwei Landschaften hält nicht - ich habe versucht, eine zu erschaffen -, aber eine Resonanzbrücke ist nicht auf besondere Landschaften ausgerichtet. Da die Menschen hier nichts von Landschaften und Brücken wissen, bräuchten wir etwas, das niemand mit etwas anderem verwechselt.«
    »Zu dumm, dass man nicht ein Paar Wachsteine in der Mitte des Sees aufstellen kann«, sagte Kenneday und schnitt sich noch ein großes Stück Käse vom Rad. »Wäre romantisch, in der Morgendämmerung mit dem Boot hinauszufahren, und man sieht dieses Ufer, durchsichtig wie ein Traum, und weiß nicht, ob es ganz verblassen oder Wirklichkeit werden wird.« Er blickte die Menschen reihum an, die ihn jetzt anstarrten, und räusperte sich. »War nur so ein flüchtiger Gedanke.«
    »Erzählt uns von diesen Wachsteinen«, sagte Glorianna.
    Als Kenneday sich unter ihrem aufmerksamen Blick nur wand, sprang Michael ein. »Du hast sie bereits gesehen. Ihr habt ein Paar von ihnen als Tor - Brücke - zwischen dem Sumpf der Nachtschwärmer und dem Pfuhl. Wir sind zwischen ihnen hindurchgegangen, um überzutreten.«
    Jetzt starrten Glorianna und Lee ihn an.
    »Die sind üblich in dieser Landsch - in Elandar?«, fragte Lee.
    »Einigermaßen«, antwortete Michael vorsichtig. »Jedes dritte oder vierte Dorf hat ein Paar von ihnen außerhalb des Dorfkerns in den Feldern stehen.«
    »Sag ihnen, was die Steine tun«, sagte Kenneday und stieß Michael einen Ellbogen in die Rippen.
    »Es kommt darauf an«, sagte Michael, unsicher ob er sich mehr Sorgen darüber machen sollte, dass Glorianna oder dass Lee ihn anspringen würde. »Manchmal geht  man durch die Steine hindurch und es passiert gar nichts. Manchmal geht man nirgendwo hin … aber die Dinge verändern sich.« Oh, das begann auf unvertraute Art und Weise vertraut zu klingen. »Und manchmal geht ein Mensch durch die Steine und verschwindet. Manchmal für ein paar Tage - und manchmal für immer.«
    Glorianna lehnte sich zurück und atmete laut aus. Lee rieb sich mit den Händen über das Gesicht.
    »Sie haben in der ganzen Landsch - im ganzen Land Resonanzbrücken, und sie wissen nicht, was die Dinger tun«, sagte Lee.
    »Eigentlich«, sagte Michael gereizt, »wissen wir, was sie tun. Wir haben nur nie gewusst, warum.«
    Lee sah Glorianna an. »Ein Paar Steine würde das Problem der Leute, die Brücke zu erkennen, lösen.« Sein Blick wandte sich an Michael und Kenneday. »Und wenn die Geschichtenerzähler eine neue ›Legende‹ über Lighthaven und warum es verschwunden ist erzählen würden, hätten wir eine Erklärung.«
    »Und wer bitte soll sich diese Geschichte ausdenken?«, fragte Michael, da er langsam anfing, sich zu fühlen

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