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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Hafen, um die Schiffe zu begrüßen?«
    Nach Hause. Auch wenn es nicht ihre Landschaft war, fühlte sie die Resonanz dieser Worte, fühlte, wie richtig sie waren. Herzenswünsche und Sehnsüchte kamen zusammen für diesen Moment der Gelegenheit und Entscheidung.
    Sie warf Michael einen kurzen Blick zu - dann dachte sie an Brighid, die unter Deck war und sich ausruhte - und erkannte die zwei Stolpersteine, die etwas beenden konnten, noch bevor es begann.
    Sie packte Michael am Arm und zog ihn von den anderen fort. Seinem Lächeln nach zu urteilen hatten sie sehr unterschiedliche Gründe, sich einen halbwegs privaten Augenblick zu wünschen.
    »Hör zu, Magier«, sagte sie und verlieh ihrer Stimme genug Schärfe, um ihm das Lächeln aus dem Gesicht zu wischen. »Ganz gleich, was du oder Brighid hierüber denkt, ihr müsst eure Sorgen und Befürchtungen für euch behalten. Das hier ist Caitlins Leben, nicht das eure. Es muss ihre Entscheidung sein, nicht, was ihr für sie wollt.«
    »Was willst du -«
    »Deine Mutter ist ins Meer gegangen, weil sie nie diesen Moment erlebt hat, an dem Ort zu stehen, an dem ihr Herz verwurzelt war. Manchmal wird uns Gelegenheit über Gelegenheit gegeben, die Entscheidung zu treffen, die uns zu dem führen wird, wonach unser Herz sich sehnt. Und manchmal kommt diese Gelegenheit, dieser Moment, in dem alles stimmt, nur einmal.«
    Zorn verhärtete seine Gesichtszüge, erinnerte sie daran, dass auch durch ihn Dunkle Strömungen flossen, die mit der Welt verbunden waren. Dass er, auf seine eigene Art und Weise, ein Wächter war.
    »Hältst du so wenig von mir, dass du glaubst, ich würde meiner Schwester wehtun?«, fragte er.
    »Nein, du würdest ihr nicht absichtlich wehtun. Doch deine Zweifel könnten sie genug beeinflussen, um eine Entscheidung zu treffen, die nicht in ihrem besten Interesse ist.«
    »Sie ist achtzehn«, fuhr Michael sie an. »Und nicht reif für ihr Alter, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Dann ist es an der Zeit, dass sie erwachsen wird. Sie ist kein Kind mehr, weißt du noch?«
    »Dreh das jetzt nicht um, Glorianna. Setz nicht meine eigenen Worte gegen mich ein.«
    »Dann denke daran, dass du deine Heimat mit sechzehn verlassen hast, dass, wenn die Landschafferinnen in deiner … deinem Land … eine formale Ausbildung erhalten hätten, wie sie es in meinem Teil der Welt tun, ihr beide schon mit fünfzehn euer Zuhause verlassen hättet, um zur Schule zu gehen.« Sie drang nicht zu ihm durch. Sie konnte es am Ausdruck seiner Augen erkennen. Doch sie bekam einen guten Eindruck davon, dass Sturheit ein Teil seines Charakters war, und kein geringer.
    »Bedenke eines, Michael«, sagte sie sanft. »Wie würdest du dich fühlen, wenn du nie wieder Musik hören würdest, bis auf den Klang, der durch eine verschlossene Tür dringt? Wenn du dein Ohr gegen die Tür pressen  würdest, könntest du genug hören, um dich nach dem Klang zu sehnen, um zu wissen, etwas in dir braucht ihn. Doch nie könntest du diese Tür öffnen und der ganzen Vielfalt und Komplexität des Liedes lauschen.« Sie sah, wie er blass wurde. »Ich bitte dich, denke gut nach, bevor du sprichst. Werde nicht zu jener verschlossenen Tür, die zwischen Caitlin und ihrem Herzen steht.«
    Er ließ sie stehen - und zum ersten Mal in ihrem Leben war sie nicht in der Lage, das Herz eines anderen Menschen zu lesen.
     Michael umklammerte die Reling mit den Händen und drückte zu, bis seine Knochen schmerzten. Er wollte sie anschreien, toben, sie beschimpfen und Worte aussprechen, die niemals zurückgenommen werden konnten.
    Nicht, weil sie die Unverfrorenheit besessen hatte, ihm zu sagen, er solle kein Klotz am Bein seiner Schwester sein, sondern weil sie ihm in einer Art und Weise, die ihn bis ins Mark ängstigte, erklärt hatte, was auf dem Spiel stand.
    Die Fähigkeit, die Musik in den Herzen der Menschen zu hören, verlieren? Die Fähigkeit verlieren, Musik zu spielen, die den Menschen dabei half, ihre innere Harmonie zu entdecken? Schlimmer noch, die Fähigkeit zu besitzen, aber unter dem Verbot zu stehen, sie einzusetzen, bis sie als verkümmertes, gelähmtes Ding in einem hauste? Was würde so etwas der Person antun, die diese Fähigkeit besaß?
    Er wusste es. War denn nicht seine Mutter ins Meer gegangen?
    Tür der Schlösser. Bilder. Geschichten.
    Wahrheiten. Entscheidungen.
    Seine Familie brach auseinander. Es spielte keine Rolle, dass er das letzte Dutzend Jahre auf Reisen verbracht hatte, immer nur

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