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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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nicht hören konnten - und es sie nicht kümmerte, wenn sie es doch taten.
    Das Licht war verschwunden. Er sollte glücklich sein. Doch Glückseligkeit gehörte zum Licht, also verdorrte das Gefühl, bevor es erblühte.
    Er mochte diese Landschaft nicht. Und Er fürchtete das Wesen, das durch die Dunkelheit zog. Sie konnte Seine Wünsche so schnell erspüren, wie Er sie formen konnte - und zerstörte das Ergebnis dieser Wünsche einen Augenblick, nachdem Er erkannte, dass Er bekommen hatte, worum Er bat.
    Nein, so viel Dunkelheit mochte Er nicht. Das hier war  nicht, was Er wollte. Dieser Ort war zu kalt, zu karg, zu bitter. Zu einsam.
    Welt?, flüsterte Er. Ephemera? Wo ist das Licht?
    Die einzige Antwort war Belladonnas grausames, spöttisches Gelächter.
     Der Weltenfresser sehnte sich nach Licht. War das nicht köstlich?
    Sie konnte jene winzigen lichten Fäden in Ihm spüren. Eine Schwäche seitens der Wächter der Dunkelheit, die Ihn vor so langer Zeit zum Leben erweckt hatten. Er genoss es, die Gefühle zu ersticken, die vom Licht herrührten, doch ebenso brauchte Er diese Gefühle.
    Der Weltenfresser war eine fehlerhafte Kreatur. Nicht wie sie, die rein und ungeschwächt in der Dunkelheit wandelte.
    Und wenn manchmal ihre Brust so schrecklich schmerzte, dass sie sich fragte, warum keine tiefe, grausame Narbe an der Stelle ihr Fleisch durchschnitt, nun ja, das spielte keine Rolle, denn sie erinnerte sich nicht länger an das, was sie verloren hatte.
    Du wirst die Antwort auf deinen Schmerz nicht auf dem Boden einer Flasche finden, hatte Shaney gesagt.
    Du tust dir und der Welt keinen Gefallen, Magier, hatte Kenneday gesagt. Geh irgendwohin, wo dein Herz Frieden finden kann.
    Michael saß auf einer steinernen Bank und sah den Koi in ihrem Teich zu. Frieden finden. Nun, es gab keinen besseren Ort dafür als die Heiligen Stätten, oder etwa nicht?
    Es erschreckte ihn immer wieder, wenn er daran dachte, dass er sie kaum länger gekannt hatte als ein Dutzend Tage. Oh, geträumt hatte er länger von ihr, doch er hatte mit ihr nur diese kurze Zeitspanne verbracht.
    So viel war geschehen in diesen allzu wenigen Tagen.
    Die Hoffnung meines Herzens liegt in Belladonna. Ihre Dunkelheit ist mein Schicksal.
    Zu wenige Tage. Doch er würde den Rest seines Lebens damit verbringen, in ihrem Schatten zu leben.
    »Es ist eine ganze Weile her, dass Ihr uns das letzte Mal besucht habt«, sagte Yoshani und setzte sich auf die Bank.
    »Ich war ja auch nicht in Einklang mit diesem Ort, oder?«, erwiderte Michael und kümmerte sich nicht um die Bitterkeit, die in seinen Worten widerhallte.
    »Vielleicht wolltet Ihr nicht mit diesem Ort in Einklang sein«, sagte Yoshani sanft. »Aber vielleicht beginnt Ihr jetzt zu heilen.« Er hielt inne, dann fügte er hinzu: »Sie verstehen es, Michael. Es hat sie verletzt - hat uns alle verletzt -, doch es war uns klar, dass Glorianna sich dem Weltenfresser stellen und, nach aller Wahrscheinlichkeit, nicht überleben würde.«
    »Sie verstehen es nicht - und sie haben mir nicht vergeben.« Michael wandte den Kopf und sah Yoshani an. »Nadia hat mir vergeben, soweit sie es kann, aber nicht Lee. Nicht Sebastian. Was mit Glorianna geschehen ist, war kein sauberer Tod, kein friedliches Ende. Sie hat all  die Dinge verbannt, die dem Licht angehören - Freude und Güte, Mitgefühl und Liebe. Hoffnung. Sie trägt einen Mantel aus Elend, bettet sich auf Verzweiflung und trinkt das Leid. Und die Streitkräfte der Dunkelheit müssen an dem Tisch sitzen, den sie aus den Knochen ihrer Verwandten geschaffen hat, und bittere Tränen über dem Bankett vergießen, das sie ihnen vorgesetzt hat.«
    Langes Schweigen. Dann sagte Yoshani: »Diese Worte stammen nicht aus der Geschichte über die Kriegerin des Lichts.« Er lächelte, als Michael die Augenbrauen zusammenzog. »Ihr habt die Kiste mit den Büchern bei Caitlin Marie gelassen. Sie hat mir die Geschichte gezeigt. Eure Worte verraten mir, dass Ihr viel über diesen dunklen Ort und die Frau, die ihn durchschreitet, nachgedacht habt.«
    »Und was, wenn?« Er hatte nicht ein einziges Mal von ihr geträumt, seit sie an diesem dunklen Ort verschwunden war. Manchmal wachte er am Morgen unter Tränen auf, weil er nicht einmal mehr einen Traum von ihr hatte.
    »Es gibt da etwas, das ich mich gefragt habe.«
    Yoshani richtete seinen Blick auf den Koi-Teich. Das Widerstreben, einem anderen Menschen in die Augen zu sehen, weckte Michaels Aufmerksamkeit, wie nichts

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