Belladonna
anderen Landschafferinnen war, sogar noch bevor man mich zur Ausgestoßenen erklärt hat. Doch ich wollte eine von ihnen sein. Ich wollte dazugehören; Freunde haben und Menschen finden, die die Herausforderungen und Enttäuschungen des Lebens verstehen.« Sie zögerte und zwang sich dann, die Sache auszusprechen, die ausgesprochen werden musste. »Habe ich das hier verursacht, Yoshani? Ist der Ruf meiner Sehnsucht, dazuzugehören, durch die Strömungen der Welt gehallt und hat all dies in Bewegung gesetzt? Den Weltenfresser befreit und die Schule zerstört, damit die Überlebenden mich als eine von ihnen anerkennen müssen?« Tränen brannten hinter ihren Lidern, bevor sie über ihre Wangen liefen. »Habe ich das hier getan?«
»Glorianna, ich sage das voller Aufrichtigkeit und mit der Liebe eines Freundes.« Yoshani ergriff mit beiden Händen ihre Hand und beugte sich zu ihr hinüber. »Ihr seid eine eingebildete Pute.«
Sie blinzelte ihn an und versuchte, ihn durch die Tränen deutlich zu erkennen.
»Habt Ihr den Weltenfresser befreit?«, fragte er.
»Vielleicht habe ich...«
»Seid Ihr zur Schule gegangen und habt das Böse freigelassen?«
»Nein, aber...«
»Habt Ihr wissentlich und in böser Absicht Euren Einfluss auf Ephemera genutzt, um das zu verursachen, was auch immer getan wurde, um den Weltenfresser zu befreien?«
»Nein.« Sie wischte sich mit der freien Hand die Tränen vom Gesicht.
»Dann will ich Euch eine Geschichte über die Welt erzählen.«
»Ich glaube, wir haben keine Zeit für Geschichten«, sagte Glorianna, plötzlich mürrisch. Er hatte sie eine eingebildete Pute genannt. Was für eine Art Hilfe sollte das denn sein?
»Für diese Geschichte haben wir Zeit.« Yoshani ließ ihre Hand los, setzte einen Fuß auf die Bank und schlang die Arme um sein angewinkeltes Knie. »Ich war kein böser Mensch, eher ein Jüngling, dessen Wildheit ihn einen dunklen Pfad hätte hinab leiten können. Hätte es zu dieser Zeit einen Ort wie den Sündenpfuhl gegeben, so hätte ich vielleicht ein ganz anderes Leben gewählt.«
Glorianna musterte ihn. »Teaser wird immer noch hysterisch, wenn Euer Name fällt.«
Teaser war ein Inkubus, der im Pfuhl lebte, und Sebastians bester Freund. Als sie sich zur Stadt der Zauberer begeben hatte, um die Wächter der Dunkelheit aus der Welt zu bannen, war Yoshani mit Teaser in den Pfuhl zurückgekehrt, um dabei zu helfen, die Landschaft im Gleichgewicht zu halten. Der Inkubus hatte noch immer Schwierigkeiten, die Tatsache zu akzeptieren, dass ein Mann, der an einem Ort des Lichts lebte, sich im Sündenpfuhl wohl gefühlt - und seinen Aufenthalt dort genossen hatte.
Yoshani lächelte. »Wie ich ihm viele Male während meines Besuches gesagt habe, war ich nicht immer ein heiliger Mann.«
»Und warum seid Ihr ein heiliger Mann geworden?«
»Euretwegen.«
Glorianna war sprachlos. Sie wusste nicht, was sie denken, was sie fühlen sollte.
»Meine Wildheit bereitete meiner Familie Schwierigkeiten. Im Kern dieser Ungezügeltheit lag Wut. Im Kreis meiner Verwandten gab es verschiedene Berufe, die ich hätte wählen, verschiedene Handwerke, die ich hätte erlernen können. Doch keines von ihnen berührte mein Herz, und auf meine eigene Weise kämpfte ich dagegen an, in ein Leben gepresst zu werden, für das ich nicht bestimmt war.
Schließlich hat mich mein Großvater zur Seite genommen und mir gesagt, ich hätte die Wahl: Ich könnte den Berg hinaufsteigen und Teil der Gemeinschaft werden, die dem Licht dient, oder ich könnte mein wildes Leben alleine weiterführen, von allen verstoßen, die mich liebten. Wenn ich nach Ablauf von drei Jahren meinen Platz oder meine Bestimmung nicht im Licht gefunden hätte, könnte ich nach Hause zurückkehren und mein altes Leben wieder aufnehmen, ohne von der Familie bestraft zu werden.
Also habe ich drei Jahre lang in der Gemeinschaft gearbeitet und mit den Ältesten gelernt und versucht, meine Bestimmung im Licht zu finden. Und jeden Tag habe ich gebetet, dass irgendetwas oder irgendjemand mir zeigen würde, was ich, wie ich wusste, tief im Herzen vermisste.
Und dann seid Ihr eines Tages aufgetaucht, ein Mädchen aus einem fremden Teil der Welt, das versuchte, sich verständlich zu machen. Die Ältesten entschieden, Ihr würdet an einer Krankheit des Herzens leiden, einer … Vergiftung. Ich war zweimal so alt wie Ihr, und höchst unwillig, die Aufgabe zu übernehmen, bei Euch zu bleiben, während Ihr über das Land wandert,
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