Belladonna
Speisekammer hatte. »Lee verputzt so einiges.«
Yoshani machte ein Geräusch, das Ähnlichkeit mit einem Kichern hatte. »In diesem Falle schlage ich vor, wir füllen einen Korb aus der Vorratskammer des Gästehauses. Das ist einfacher, meint Ihr nicht?«
Sie hatte keine Meinung dazu, doch sie wusste mit absoluter Gewissheit, dass sich ihr Leben verändern würde - und nichts daran würde einfach sein.
Im verborgenen Teil der Welt, im Garten der Liebsten, kräuselte der Wind das Wasser im Teich und murmelte in den Blättern. Brachte das blaue Band zum Flattern, das ein Büschel langer brauner Haare zusammenhielt.
Der Garten trug die Resonanz des Herzenswunsches der Neuen Liebsten, sandte Wellen durch Ephemeras Strömungen der Macht, Lichte sowie Dunkle: »Gibt es niemand dort draußen in der Welt, der mit mir befreundet sein möchte?«
Antwortende Resonanzen hallten aus vielen Orten Ephemeras zurück, doch es gab einen Ort, an dem die Resonanz stärker war, besser. Weil ein Herzenswunsch dem anderen antworten konnte. Als Reaktion veränderte die Welt ein kleines Stück des Gartens, um einen Zugangspunkt zu einem Teil ihrer selbst zu schaffen, der die Resonanz des anderen Herzenswunsches teilte. Doch die Neue Liebste trat nicht hinüber. Also nahm die Welt, was die Neue Liebste ihr zum Spiel gelassen hatte, und brachte es an den Ort, der die Resonanz des anderen Herzenswunsches trug.
Als das Büschel langer brauner Haare aus dem Garten verschwand, erblühte eine der Knospen an jenem kleinen Strauch Herzenshoffnung zu einer wunderschönen, zarten Blüte.
Kapitel 8
Eil dich, eil dich, eil dich, dachte Merrill, als das Schiff sich dem Hafen von Atwater näherte. Doch es war nicht schnell genug, obwohl sie unter vollen Segeln fuhren. Etwas folgte ihnen. Sie konnte Seine Gegenwart, Seinen Lockruf spüren, wann immer sie hinaus auf das Wasser blickte.
Würde die Zeit reichen, nach Lighthaven zurückzukehren und … Was zu tun? Diese eine Frage stellte Shaela immer wieder, doch Merrill wusste keine Antwort darauf. Wenn es der Zerstörer war - die Quelle alles Bösen aus den alten Geschichten -, der ihr Schiff durch das Wasser verfolgte, wie könnten zwei Pflanzen oder ein Gebetskreis Ihn aufhalten?
»Er verfolgt uns immer noch«, sagte Shaela, als sie sich Merrill anschloss, die am Bug stand. »Er versucht nicht, uns einzuholen, doch Er folgt uns.«
»Er muss uns nicht einholen«, erwiderte Merrill. »Alles, was er tun muss, ist die Weiße Insel zu umschließen, und wir sitzen in der Falle. Dann wird er die Menschen in den Dörfern auf der Insel vernichten, genauso wie in den alten Geschichten, bis Lighthaven und unsere Schwestern alles sind, was noch übrig ist - winzige Kerzen in der Dunkelheit. Kerzen, die der Reihe nach, eine nach der anderen, ausgelöscht werden.«
»Sag so etwas nicht«, sagte Shaela scharf. »Du bist Lighthavens Oberhaupt. Wenn du glaubst, dass die Weiße Insel verloren ist, werden unsere Schwestern es auch glauben. Und dann sind wir verloren. Unser Glauben an das Licht ist das Schiff, das all den Menschen auf der Weißen Insel Licht bringt, genauso wie unseren Landsleuten in Elandar. Aus diesem Grund leben wir so abgeschieden - um die Unschuld zu bewahren, die nötig ist, diesen Glauben zu stärken.«
»Dein Leben war früher nicht behütet«, sagte Merrill.
»Nein, das war es nicht. Deshalb klammere ich mich so an meinen Glauben an das Licht. Er ist mein Floß, gezimmert aus den Brettern eines zerbrochenen Daseins.« Shaela rieb sich mit den Fingern über die Stirn. »Was werden wir tun, wenn wir zu Hause ankommen, Merrill? Wir werden keine Zeit haben, uns hinzusetzen und zu diskutieren. Wir müssen uns entscheiden, bevor wir Atwater erreichen, denn was immer wir tun, es muss schnell geschehen.«
»Ich weiß, ich weiß.« Doch was konnten sie tun?
Merrills Hände verkrampften sich um die Reling, dann schloss sie die Augen und versuchte, sich eine Zeremonie vorzustellen, die sie durchführen könnten, die die Weiße Insel - und wichtiger noch, Lighthaven - vor dem Zerstörer retten würde.
Doch kein Bild formte sich in ihrem Kopf.
»Wir laufen ein«, rief der Kapitän.
»Wir machen es so«, sagte Shaela und trat dichter an Merrill heran. »Wir bilden einen Gebetskreis mit sieben Schwestern. Wir stellen die Pflanzen in die Mitte. Vier Schwestern singen die Worte, die wir im Traum gehört haben. Die anderen drei singen eine Bestätigung als Refrain.«
Merrill starrte ihre
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