Belladonna
bearbeite, indem ich Pflanzen aussetze oder Unkraut jäte, kann ich jede Landschaft spüren, und so weiß ich, ob eine von ihnen meiner Aufmerksamkeit bedarf.«
»Doch Ihr habt mich eingeladen, mit Euch im Garten zu arbeiten«, sagte Yoshani. »Würde das Eure Landschaften nicht beeinflussen?«
Glorianna schüttelte den Kopf. »Euer Herz hätte in diesem Garten keinen Einfluss.« Dann war ihre Stimme kaum noch lauter als ein Flüstern, als sie erneut von Trauer ergriffen wurde. »So fängt die Ausbildung an. Man arbeitet mit einer erfahrenen Landschafferin zusammen, jätet in den Beeten ihres Gartens Unkraut und lernt dabei die Namen der Pflanzen, und wofür sie stehen und was sie brauchen, um gut zu wachsen. Man lernt die Resonanz der Strömungen der Macht Ephemeras kennen - Dunkelheit und Licht. Man lernt all diese Dinge an einem sicheren Ort, weil die Resonanz einer anderen Landschafferin die Dinge im Gleichgewicht hält.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Doch das könnte ebenso gut ein Trick der älteren Landschafferinnen sein, um sich davor zu drücken, das ganze Unkraut alleine jäten zu müssen.«
Yoshani blickte sich um, dann sah er ihr in die Augen. »Vielleicht braucht Ihr eine Schülerin.«
Etwas durchfuhr sie, als er diese Worte sprach.
Irgendetwas verändert sich, dachte sie und fühlte plötzlich, wie der Bereich des Gartens, den sie Yoshani besonders gerne zeigen wollte, sie anzog - die Beete, welche die Heiligen Stätten verkörperten. Nein. Es hat sich bereits etwas verändert.
»Glorianna?«
Sie antwortete nicht, löste einfach ihren Arm aus dem seinen, rannte auf jenen anderen Teil ihres Gartens zu und überließ es ihm, ihr zu folgen.
War es das Glück oder die Ruhelosigkeit junger Frauen, fragte sich Merrill, oder die leitende Hand der Herrin des Lichts, die drei ihrer Schwestern nach Atwater gebracht hatte? Die Mädchen waren ins Dorf gekommen, um Botengänge und ein paar Einkäufe für die Gemeinschaft zu erledigen und waren - einer Eingebung folgend - gerade zu den Anlegeplätzen hinuntergelaufen, um nach Nachrichten über Merrill und Shaela zu fragen, als man die Leinen ihres Schiffes vertäute.
Insgesamt nur fünf von ihnen, statt der sieben, die Shaela gewollt hatte, doch fünf, die Erfahrung damit hatten, ihre Gedanken zu fokussieren, um sich mit dem Licht zu verbinden, waren besser als sieben, die Anleitung bräuchten.
Es erschien ihr albern, sich auf dem Kai vor all den Lagerhäusern aufzubauen, dachte Merrill, während sie und Shaela die Töpfe mit der Herzenshoffnung und der Tollkirsche nebeneinander stellten. Sie könnten sich doch sicher vom Hafen und dem Gestank des Seewassers und der Fische entfernen? Atwater hatte einen reizenden kleinen Park. Das wäre ein viel angenehmeres Umfeld für einen Gebetskreis, und es würde sie fast überhaupt keine Zeit kosten, dorthin zu gelangen. War dieses Gefühl der Dringlichkeit etwas, das aus der Dunkelheit zu ihr flüsterte, damit sie voreilig handelten und so jede Hoffnung auf den Erfolg dieser »Magie« verspielten? Wenn sie eine falsche Entscheidung traf, würde sie die Schuld für ihr Versagen tragen müssen. Wie –
Als sie Shaela in die Augen sah - eines verschleiert und blind, während das andere die Welt ein wenig zu scharf wahrnahm -, beruhigten sich ihre Gedanken.
Glaube.
Es war, als hätte der Lufthauch zwischen ihnen das Wort geflüstert.
Merrill verschob den Topf mit der Herzenshoffnung und sagte leise: »Du beginnst mit dem Gesang der Worte aus dem Traum. Ich führe den Refrain.«
Shaela schüttelte den Kopf. »Als Oberhaupt …«
»Ich kann es nicht glauben, Shaela. Nicht stark genug. Jetzt, da es darauf ankommt, kann ich nicht tun, was du kannst. Doch ich kann den Refrain eröffnen.« Sie zögerte und fügte dann hinzu: »Wir werden keine zweite Chance erhalten.«
Shaela blickte zum Meer. »Ich weiß.«
Um sie herum bildete sich eine Menschenmenge, als die Seemänner, Händler und Hafenarbeiter von ihrer kleinen Versammlung angezogen wurden, und sich die Nachricht zu verbreiten begann, dass die Schwestern des Lichts gleich hier am Kai eine besondere Schutzzeremonie ausführen würden.
»Herrinnen?« Der Kapitän ihres Schiffes und einige Männer seiner Mannschaft bewegten sich vorsichtig durch die Menge. »Gibt es etwas, womit wir helfen können?«
Bevor Merrill ablehnen konnte, ergriff Shaela das Wort. »Schließt euch jedem Teil des Gesangs an, den euer Herz ohne Zweifel glauben kann. Je mehr
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