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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Stimmen für diese Zeremonie erhoben werden, desto besser sind die Aussichten, dass unsere Gebete erhört werden.«
    Sie nahmen ihre Plätze ein, Merrill und Shaela standen sich gegenüber, während die anderen drei Schwestern den Kreis schlossen, Herzenshoffnung und Belladonna in ihrer Mitte. Um sie herum formten die Menschen einen weiteren Kreis.
    Wenn wir es hiermit nicht schaffen … Merrill schloss einen Moment die Augen, versuchte jeden Zweifel zu vertreiben, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Shaela.
    »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna«, begann Shaela mit erhobener Stimme, sodass die ersten paar Menschen um den Kreis sie hörten.
    »Wahrerin des Lichts, erhöre unser Gebet«, antwortete Merrill als Refrain.
    »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna.« Dieses Mal nahmen zwei ihrer Schwestern Shaelas Gesang auf.
    »Herrin des Lichts, erhöre unser Gebet.« Die Stimme der anderen Schwester schloss sich Merrills an.
    »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna.«
    »Wahrerin des Lichts, erhöre unser Gebet.«
    »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna.« Männerstimmen fielen in den Chor ein, ein wenig zögernd zuerst, doch vernehmlich.
    »Herrin des Lichts, erhöre unser Gebet.« Mehr Stimmen.
    Merrill spürte, wie das Licht den Kreis erfüllte, wie es sich in der Menge ausbreitete, wie es mit jeder Stimme, die den Gesang aufnahm, stärker wurde. Und zum ersten Mal, seit sie den Schatten des Bösen wahrgenommen hatte, das ihnen von Ravens Hill gefolgt war, glaubte sie wirklich daran, dass sie es schaffen würden.
    Merrill sah ihre Freundin an und ließ ihre Stimme mit dem Chor erklingen, als Shaela sang: »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna.«
     Er wurde schneller, als Er auf die Insel zuhielt.
    Etwas hatte sich verändert. Die Angst schwand, und Er fühlte, wie die Welt zu fließen begann, als Ephemera sich bereit machte, dem Wunsch zu antworten, der jetzt in so vielen Herzen wohnte.
    Nein! Er hatte die anderen Orte des Lichts nicht gefunden, und so würde Er sich diesen nicht nehmen lassen.
    Er ließ Seine Wut in die Dunklen Strömungen des Meeres einfließen. Dann wurde Er zum Meer - und erhob sich als tödliche Welle, die mit der Geschwindigkeit eines wilden Sturmes auf die Insel zuraste.
     Der Ruf war von einer Verzweiflung erfüllt, die sich anfühlte wie ein Peitschenhieb auf ihrer Haut. Die Resonanz jener Landschaft rieb an ihren Sinnen.
    Doch sie musste antworten. Musste.
    »Glorianna!«
    Eine Hand ergriff ihren Arm, hielt sie zurück.
    »Etwas ruft nach mir, Yoshani«, sagte sie und versuchte, sich loszureißen. »Ich bin ein schlecht passendes Stück, das an einen Ort gezwängt wird, an den ich nicht recht gehöre, doch ich bin alles, was sie haben.« Sie starrte auf die Steinschale und den silbernen Armreif unter der Wasseroberfläche und spürte die Not in den Herzen, die mit diesen Gegenständen verbunden waren. Spürte einen Rhythmus in der Luft.
    »Es ist kein Ort, den Ihr kennt, nicht wahr? Wenn Ihr dorthin geht, wisst Ihr dann, ob Ihr zurückkehren könnt? Glorianna!«
    Yoshani schüttelte sie, und sie erschrak so sehr, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Beim Anblick seiner Augen hielt sie inne. Wenn sie diesen Ausdruck in den Augen anderer Männer gesehen hatte, hatte sie ihn den »Kriegerblick« genannt. Nie hätte sie gedacht, ihn in Yoshanis dunklen Augen zu entdecken.
    »Ein so mächtiger Ruf kommt vielleicht nicht aus dem Licht«, sagte Yoshani.
    »Ich muss antworten«, erwiderte Glorianna. »Wenn ich es nicht tue, geht etwas Kostbares verloren. Das weiß ich, Yoshani. Ich kann es fühlen.«
    Er nickte, doch der wilde Blick in seinen Augen erlosch nicht. »Ihr werdet nicht alleine gehen.«
    »Aber -«
    »Wir beide oder keiner. Ich werde keine Zugeständnisse machen, Glorianna.«
    Sie hatten keine Zeit, sich zu streiten. Sie fischte den Armreif aus dem Steinbecken und versuchte, der kratzenden Dissonanz keine Beachtung zu schenken.
    Was auch immer mich ruft, wird mich ebenso zurückweisen.
    Sie schloss ihre Hand um den Armreif, dann sagte sie zu Yoshani: »Lasst meinen Arm nicht los.« Als sie spürte, wie seine Hand sich fester um ihren Arm schloss, dachte sie: Morgen werde ich blaue Flecken haben. Doch sie bat ihn nicht, seinen Griff zu lockern. Sie würde lieber blaue  Flecken hinnehmen, als einen Freund zu verlieren. Zudem ahnte sie, dass mehr als nur ihr Arm Verletzungen davontragen würde, wenn sie diese Reise beendet hatte.

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