Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
»Wenn ich es Euch sage, geht einen Schritt nach vorn.«
    Sie wartete, wartete, ließ die Resonanz stärker werden, bis der Rhythmus sich anfühlte wie eine Art Gesang.
    »Jetzt«, sagte Glorianna und spürte, wie sich Yoshani neben ihr bewegte, als sie den Schritt zwischen Hier und Dort gingen.
     »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna.«
    »Wahrerin des Lichts, erhöre unser Gebet.«
    Die meisten Menschen rannten davon, versuchten, der Zerstörung zu entfliehen, die auf sie zukam, doch einige blieben. Vielleicht erkannten sie, dass sie nicht weit genug fliehen konnten, um sich zu retten. Vielleicht glaubten sie, ihre Stimmen würden es noch schaffen, etwas zu verändern und die Weiße Insel zu retten.
    Merrill warf einen Blick über die Schulter und erschauderte, als sie die Wand aus schwarzem Wasser erblickte, die auf sie zukam. Shaela, die ihr Gesicht dem Meer zugewandt hatte und die Welle mit jedem Herzschlag näher kommen sah, gab nicht nach.
    »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna.«
    »Herrin des Lichts, erhöre -«
    Der Mann und die Frau kamen aus dem Nichts, brachen durch ihren Kreis. Die Frau stolperte gegen die Blumentöpfe, warf die Tollkirsche um, bevor sie die andere Seite des Kreises durchbrach. Die Seemänner und Hafenarbeiter fingen die beiden Fremden auf und stützten sie, doch der Schaden war bereits angerichtet. Welche »Magie« auch immer der Gesang und der Kreis gewirkt hatten, sie war zerstört worden.
    »Ihr!«, rief Merrill und gab sich der schneidenden Wut hin, die der Dolch des Versagens hervorrief.
    Doch die schwarzhaarige Frau blickte einfach nur auf  die Wand aus Wasser, die sich der Insel näherte, dann drehte sie sich um und richtete ihre eiskalten grünen Augen auf Merrill.
    »Was ist das hier für ein Ort?«, fragte sie.
    »Wächter und Wahrer«, sagte der Mann, als er die schwarze Welle erblickte. »Wir können hier nicht bleiben, Glorianna.«
    »Wir können noch nicht gehen«, erwiderte die Frau, Glorianna. Ihr eisiger Blick richtete sich auf Shaela. »Was ist das hier für ein Ort?«
    »Die Weiße Insel«, antwortete Shaela.
    »Eine Insel? Das hier ist eine Insel?«
    Shaela nickte.
    »Glorianna,« wiederholte der Mann eindringlich.
    Die Frau schüttelte den Kopf. Als sie ihre geballte Faust hob, erhaschte Merrill einen flüchtigen Blick auf etwas Silbernes.
    »Das hier ist ein Ort des Lichts, Yoshani«, sagte Glorianna.
    »Und das dort ist eine Welle des Todes, die diese Insel und jeden, der sich hier aufhält, untergehen lassen wird.«
    Glorianna schüttelte erneut den Kopf. »Nein, das ist der Weltenfresser. Ich erkenne Seine Resonanz.«
    Merrill schnappte nach Luft. Wie konnte diese Frau davon wissen? Wie konnte sie mit solcher Gewissheit über Ihn sprechen? Ihre Sprache wies beide Neuankömmlinge als Fremde aus, die aus einem Land kamen, das weit jenseits von Elandar liegen musste. Doch die Frau hatte etwas Vertrautes an sich, etwas …
    Es ist, wie in der Nähe von Caitlin Marie zu sein. Nur... stärker.
    Ein Schauer durchlief Merrill, als die Frau über das Meer blickte und sich dann umdrehte und ins Landesinnere schaute, als könne sie über die Häuser und Hügel direkt nach Lighthaven sehen.
    »Dieser Ort ist mein, und er ist es nicht«, sagte Glorianna leise, als sie sich wieder dem Meer zuwandte. »Die Resonanzen sind auf eine Art und Weise verschlungen, die ich nicht verstehe, doch die andere Resonanz ist nicht stark genug, um zu verhindern, dass ich an dieser Landschaft festhalte - zumindest für eine kleine Weile. Ich kann versuchen, zu retten, und ich kann versuchen, zu zerstören. Wenn ich versuchte, zu zerstören, und versage, habe ich nichts gerettet.« Sie starrte auf die schwarze Wasserwand, dann holte sie tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Ephemera, hör mich an.«
     Sie war dort! Der Wahre Feind war dort, auf der Insel! Er würde sie zermalmen, ertränken, vernichten! In dieser Gestalt war Er ein Teil des Meeres. Sie konnte Ihn nicht einsperren, konnte Ihn nicht aufhalten.
    Die schwarze Welle türmte sich noch höher auf, bewegte sich noch schneller.
     Glorianna sah zu, wie die unnatürliche Welle auf die Insel zuhielt. Wenn sie Zeit gehabt hätte, hätte sie sich alle ihre Landschaften der Reihe nach angesehen, um zu überprüfen, ob es irgendwelche Grenzlinien gäbe, die man schaffen könnte, um diese Landschaft mit anderen Teilen der Welt zu verbinden. Doch sie hatte keine Zeit. Außerdem stimmte hier etwas nicht. Obwohl es ein

Weitere Kostenlose Bücher