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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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verwelkten Blüten befreite. »Ich bin mir sicher, er wäre ein guter Onkel, solange er sich nicht darauf verlässt, dass ich ihn dazu mache.« Was sie auf die Frage brachte, warum er sich überhaupt mit dem Problem beschäftigte.
    Glorianna grinste. Sebastian ein Papa?
    Dann verwandelte sich das Grinsen zu einem Schmollen. Lynnea hätte es ihr erzählen sollen. Selbst wenn es noch zu früh war, um sicher zu sein, hätte Lynnea ihr oder Nadia etwas sagen sollen. Denn offensichtlich hatte Lee einen Hinweis bekommen.
    Wäre es ein zu auffälliger Hinweis, Lynnea eine Babydecke oder Schühchen zu schenken?
    Ein Zittern lief durch die Strömungen der Macht - und  war gleich darauf wieder verschwunden. Doch es reichte aus, um sie daran zu erinnern, dass sich etwas Seltsames ereignet hatte, und es besser war, vorsichtig zu sein, bis sie herausfand, wer ihre Landschaft auf so unerwartete Weise betreten hatte - und warum.
     Der Weltenfresser kauerte sich in einer Höhle der Wasserlandschaft zusammen, die Er vor langer Zeit erschaffen hatte. Sein Farbton entsprach dem Stein der Höhle; alles was sich an Ihm bewegte, waren die zwei Tentakel, die sich aus dem Höhleneingang geschlängelt hatten und sich auf eine Art und Weise bewegten, die Fische dazu veranlasste, zu glauben, sie hätten eine Mahlzeit gefunden - während sie in Wahrheit kurz davor standen, selbst eine zu werden.
    Einfältige Gedanken. Einfältige Kreaturen. Von diesen Wesen hatte Er nichts zu befürchten. In dieser Landschaft hatte Er keine Feinde.
    Das männliche Menschenwesen, dem es gelungen war, Ihm zu entkommen, war jedoch gefährlich. Es verfügte über eine Macht, die Ihn unruhig werden ließ, denn diese Macht weckte alte Erinnerungen, zu vage, um von Nutzen zu sein, und zu stark, um sie abzutun.
    Nicht ganz wie der Wahre Feind, dessen Resonanz das Herz des Menschenwesens erfüllt und ihm erlaubt hatte, sich aus den Landschaften des Weltenfressers loszureißen. Nein, nicht wie der Wahre Feind … sondern wie der  Alte Feind. Diejenigen, die Ihn in Seinen Landschaften eingesperrt hatten.
    Aber hier war Er sicher. Der Mensch konnte nicht tief genug tauchen, um Ihn hier zu finden. Und der Wahre Feind wusste nicht, wie man Ihn in Seinen Landschaften fand.
    Hier war Er sicher. Er würde sich laben und sich ausruhen. Dann würde Er in die vom geschäftigen Verstand der Menschen erfüllten Landschaften zurückkehren. Er  würde den Ängsten lauschen, die sich im Zwielicht des Halbschlafes offenbarten - und er würde noch mehr Wesen der natürlichen Welt Albtraumgestalt verleihen. Dann hätte die Angst einen Namen, und der Name würde sie stärken.
    Die Angst trug bereits einen Namen: Der Weltenfresser.
    Zufrieden, dass Er sich dessen erinnert hatte, verließ Er die Höhle. Die Landschafferin, die Er in der Landschaft der Knochenschäler gefangen hatte, war mittlerweile wahrscheinlich nichts weiter als ein Skelett, doch diese Knochen zu jenem kleinen Haus am Hügel zurückzubringen, würde die Schatten in den Menschen dieses Dorfes mehren.
    Vor allem in den Herzen derer, die es freuen würde, die Knochen zu sehen.
     Über Sand, der nie aufhörte, lief Caitlin auf einen Horizont zu, der sich nie veränderte. Von dem blutig gefärbten Himmel fiel Licht herab, doch sie konnte die Sonne nicht sehen, und so hatte sie keine Möglichkeit, zu sagen, in welche Richtung sie lief. Ihre einzige Sicherheit, nicht im Kreis zu laufen, war die Tatsache, dass sie noch nicht auf ihre eigenen Fußspuren gestoßen war.
    Sie spürte, wie ihr Seitenstechen wieder aufflammte, und verlangsamte ihren Schritt, bis sie nur noch ging, schwer atmend und nach Wasser lechzend. Doch als sie sich umdrehte, sah sie die schwarzen Gestalten auf sie zukommen. Die Entfernung verringerte sich.
    Kann nicht, dachte Caitlin, als sie den Hackenstiel in den Sand steckte und sich darauf stützte. Kann nicht mehr rennen. Brauche Wasser, brauche Ruhe, brauche einen Weg aus dieser Landschaft, brauche … Hilfe. Herrin des Lichts, ich brauche Hilfe.
    Sie blickte zum Horizont und stieß ein schluchzendes Lachen aus. Noch mehr dunkle Gestalten näherten sich  von dort. Mehr von diesen Kreaturen auf dem Weg zu einem Festmahl. Auf dem Weg zu ihr.
    Caitlin schloss die Augen.
    Selbst wenn sie ihnen weiter davonlaufen könnte, was hätte sie davon? Es gab hier keine Nahrung, kein Wasser. Sie würde hier sterben, so oder so. Und selbst wenn sie mit einem Fingerschnippen nach Ravens Hill zurückkehren könnte,

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