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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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war dort zu leben nicht viel besser, als an diesem Ort verloren zu sein. Ja, sie hatte Tante Brighid und den Garten, doch ihr Leben war so karg wie der rostfarbene Sand.
    Ich will nicht zurück nach Ravens Hill. Und ich will hier nicht sterben. Ich brauche Hilfe.
    Der Boden unter ihr vibrierte, als stünde sie auf einer riesigen, den Boden umgrabenden Forke.
    Ihre Augen öffneten sich plötzlich. Da sie sich nicht traute, die Füße zu bewegen, verdrehte sie den Oberkörper, um sich umzusehen.
    Einen guten Schritt von ihr entfernt stand ein Strauch Herzenshoffnung, so winzig, dass er kaum die einzelne Blüte tragen konnte, die er ausgetrieben hatte.
    Ihr stockte der Atem. Ihr Herz hämmerte in der Brust. Und sie erinnerte sich an das, was sie auf der Wiese getan hatte, was sie gesagt hatte.
    Vielleicht, dachte sie. Vielleicht.
    Sie blickte sich um. Die dunklen Gestalten kamen näher. Sie durfte nicht daran denken. Durfte an nichts anderes denken als an das, was Ephemera tun konnte.
    Caitlin schob sich vor, bis sie bis auf Armeslänge an die Herzenshoffnung herangekommen war, knickte in der Hüfte ein und streckte mit beiden Händen den Hackenstiel aus. Sie ließ das zerbrochene Ende auf den Boden sinken; dann zog sie, indem sie sich selbst als Mittelpunkt benutzte, einen Kreis in den Sand.
    »Das hier ist mein Ort«, sagte Caitlin, als sie den Kreis zog. »Innerhalb der Grenzen dieses Kreises besteht ein  Ort des Lichts und der Hoffnung. Mein Herz weilt innerhalb der Grenzen dieses Kreises, und Kreaturen der Dunkelheit sind hier nicht willkommen. Ihr könnt diesen Boden nicht berühren. Ihr könnt mich nicht berühren.«
    Als sie den Kreis im Sand schloss und begann, ihn noch einmal nachzuziehen, fühlte sie, wie die Welt unter ihren Füßen weich wurde, fließend.
    Komm schon, Caitlin Marie, denk an das, was du brauchst, solange du die Möglichkeit hast, es zu bekommen.
    Wasser. Nahrung. Ein Ort, der nicht dieser Ort war. Als sie den zweiten Kreis beendet hatte und zum dritten überging, sah sie, wie die Kreaturen sich rasch näherten, und beinahe verlor sie ihre Konzentration. Doch sie hielt sich an dem Gedanken fest, dass sie innerhalb des Kreises sicher war. Sie musste daran glauben. Musste.
    Die Welt unter ihren Füßen war nicht länger nachgiebig. Was immer Ephemera tun konnte, war getan.
    Caitlin biss sich auf die Unterlippe, um einen Aufschrei der Verzweiflung zu unterdrücken. Sie hatte keine Nahrung erhalten, kein Wasser. Nichts als die winzige Herzenshoffnung in einem in den Sand gezeichneten Kreis.
    Sie stellte sich breitbeinig hin. Verschob die Hände auf dem Hackenstiel, um ihn besser festhalten zu können.
    Dann sah sie zu, wie die Ameisenwesen den Kreis erreichten und verschwanden. Und einen Augenblick später auf der anderen Seite wieder auftauchten. Sie rannten nicht weit, bevor sie bemerkten, dass sie ihr Opfer verpasst hatten und verwirrt stehen blieben.
    Langsam senkte Caitlin die Arme, ließ ein Ende des Hackenstiels auf den Boden sinken.
    Die Kreaturen konnten sie nicht sehen, sie nicht wahrnehmen. Konnten sie nicht finden. Sie war nahe genug an jenem grässlichen Ort, um ihn - und sie - zu sehen, doch sie war nicht länger dort.
    Sie sank auf die Knie und beobachtete die Kreaturen.
    Langsam bemerkte sie den Unterschied im Sand - und den Unterschied in der Luft, die nach Fisch und Meerwasser roch. Der Sand in ihrem Kreis war nicht mehr rostfarben. Sie nahm eine Handvoll auf und ließ ihn durch die Finger rieseln, bis nur noch eine kleine Muschel übrig war, ähnlich denen, die sie immer mit nach Hause gebracht hatte, wenn Michael sie zu einem Strandspaziergang mitgenommen hatte.
    So viel hatte sie erreicht. Vielleicht könnte sie, nachdem sie sich ein wenig ausgeruht hatte, versuchen, sich von diesem kleinen Stück Land am Strand von Ravens Hill in ihren Garten zu versetzen.
    Sie wartete, bis die Kreaturen akzeptiert hatten, dass ihre Beute entkommen war, und verschwanden. Dann streckte sie sich neben der Herzenshoffnung aus und strich zärtlich mit einer Fingerspitze über die Blüte.
    Sie hatte nichts zu essen und kein Wasser, und sehr bald würde sie beides dringend brauchen. Doch im Augenblick war sie sicher vor den Kreaturen, und auch wenn sie nicht wusste, was ihr nächster Schritt sein sollte, hatte sie es in einen Teil der Welt zurückgeschafft, den sie kannte. Für den Augenblick reichte das.
     Er fand die Überreste des männlichen Menschenwesens - einer der drei Jungen, die Seine

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