Belladonna
bekannt«, sagte Michael mit dem Gefühl, mit den Worten so vorsichtig umgehen zu müssen, wie er es mit den Füßen tun würde, um diesem dunklen Ort zu entkommen. »Doch ich war bereits zuvor bei Eurem Volk.« Zu Beginn seines Wanderlebens, als er jung und tollkühn gewesen war - und aus erster Hand erfahren hatte, dass die Geschichten über die Dämonen, die in ihrer Welt lebten, keine bloßen Geschichten waren. »Wir haben schon einmal eine Nacht der Musik geteilt.«
Sie schwiegen. Ihre großen gelben Augen starrten ihn einfach an.
Er konnte nirgendwo hin. Die Nachtschwärmer standen vor ihm. Eine schnelle Drehung hätte ihn zurück in das Sumpfloch gebracht, doch das Wasser bot ihm keine Möglichkeit, vor ihnen zu fliehen - und ein Fluchtversuch würde ausreichen, um ihn zu verurteilen.
Dann hallte ein einzelner klarer Ton durch die Luft.
Michael wandte sich dem Klang zu und bemerkte seinen Rucksack, der offen in der Nähe stand.
Er erinnerte sich nicht daran, ihn abgesetzt zu haben, doch seine Erinnerungen an das, was geschehen war, nachdem er auf dem Wasser aufgeschlagen war, bestanden aus verworrenen Bildfetzen. Wenigstens verstand er jetzt, warum er gedacht hatte, die Bäume hätten nach unten gegriffen, um ihn vor dem Ertrinken zu retten.
Der Nachtschwärmer, der nach vorne getreten war, hielt Michaels Flöte in seinen langen Fingern. »Magier.« Seine Stimme war tief und rau und doch fließend - und klang, als gehöre sie dem Sumpf selbst. »Wir haben von dir gehört, Magier.«»
Dieser hier hatte etwas noch Urtümlicheres an sich, eine gefährliche Aura. Es brachte Michael dazu, sich zu fragen, ob er auf das Moorherz dieser Sippe blickte. Den Namen hatte er das letzte Mal gehört, als er bei den Nachtschwärmern gewesen war. Sie waren nicht bereit gewesen, zu erklären, was es bedeutete, doch er war der Meinung, der Name selbst machte es recht deutlich - vor allem, wenn es darum ging, wer die Entscheidung traf, ob ein Mensch lebte oder starb.
»Glücksbringer«, sagte das Moorherz und beobachtete Michael. »Fluchbringer.«
»Ich habe Euer Volk nie verflucht«, erwiderte Michael.
»Nein, das hast du nicht.« Schweigen. »Du erscheinst ohne Warnung tief in unserem Teil der Welt, und das zu einer Zeit, in der nichts in der Lage sein sollte, in die beschützten dunklen Orte überzutreten.«
Beschützte dunkle Orte?, dachte Michael. Von wem beschützt?
Einmal mehr erfüllte ein liebliches Gesicht seinen Verstand, und er glaubte, die Antwort zu kennen.
»Warum bist du hier, Magier?«
Von seinen nächsten Worten hing sein Leben ab. Er wusste es und sie wussten es. Also hörte er auf sein Herz und gab dem Nachtschwärmer dieselbe Antwort, die er dem Zerstörer gegeben hatte. »Ihre Dunkelheit ist mein Schicksal.«
Unruhe kam auf. Gemurmel schwoll an und wieder ab, bis das Moorherz eine Hand hob und Ruhe gebot.
Hastig fügte Michael hinzu: »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna.«
Das Moorherz neigte den Kopf zur Seite und lächelte ein kaltes Lächeln. »Du suchst Belladonna?«
Etwas im Ausdruck der Augen des Nachtschwärmers sagte ihm, dass er das Rätsel missverstanden hatte. Es ging nicht um die Pflanze, es ging um eine Person. Es war der Name der Geliebten seiner Träume, die ein dunkles Herz haben musste, wenn sie diesen Teil der Welt beschützte. Doch er fühlte auch, dass sie der Schlüssel war, um den Nachtschwärmern zu entkommen.
»Ja«, sagte Michael. »Ich suche Belladonna.«
Das Moorherz lief zu seinem Rucksack hinüber und verpackte die Flöte darin, bevor er die Riemen verschnürte. »Wir werden dich zum Rechtsbringer bringen. Er verfügt über mächtige Magie.« Wieder dieses kalte Lächeln. »Tödliche Magie. Seh-bastian wird entscheiden, ob du ein Freund bist - oder eine Mahlzeit.«
Eine Handbewegung, noch Furcht erregender aufgrund ihrer Anmut, bedeutete Michael, seinen Rucksack aufzusetzen.
Als der Rucksack auf seinen Schultern ruhte, umringten sie ihn. In keiner Hand erblickte er eine Waffe, doch er wusste, alle Nachtschwärmer trugen ein Messer und eine Steinschleuder - und konnten beide Waffen mit tödlicher Präzision nutzen. Also folgte er dem Moorherz und hoffte, dieser Rechtsbringer mit seiner todbringenden Magie war jemand, mit dem er vernünftig reden konnte.
Eine Hand drückte ihre Schulter in den Sand, hielt sie unten. Eine andere Hand legte sich fest über ihren Mund. Und die Stimme eines Fremden sagte: »Bleib ruhig. Ich werde dir nicht wehtun.
Weitere Kostenlose Bücher