Belladonna
schon vorher einmal mit ihnen zusammengestoßen, zu Beginn meines Wanderlebens. Sie mochten meine Musik, also haben sie mich leben lassen.«
»Gibt es in deinen Landschaften noch andere Dämonen?«
»In meinem Land, meinst du.«
Sebastian legte den Kopf zur Seite, als denke er nach. »Die Landschaften einer Person können viele Ort enthalten, also ich habe das Gefühl, wir sprechen von verschiedenen Dingen. Doch bleiben wir bei deiner Art, die Welt zu betrachten - vorerst.«
Michael runzelte die Stirn. »Welches Land ist das hier?«
»Diese Landschaft heißt Sündenpfuhl.«
Er schnaubte frustriert auf. »Aber sie muss doch mit irgendetwas verbunden sein!«
»Es bestehen sowohl Grenzlinien mit der Landschaft der Nachtschwärmer als auch mit der der Wasserpferde und der Landschaft der Bullendämonen. Und es gibt feste Brücken in mehrere Landschaften des Tageslichts.«
Michael barg sein Gesicht in den Händen. »Einer von uns hat Gehirnfieber.«
»Nein, einer von uns hat sein Leben in dem Teil Ephemeras verbracht, der während des Kampfes zwischen den Wächtern des Herzens und dem Weltenfresser am stärksten zersplittert wurde. Und der andere hat wahrscheinlich Zeit seines Lebens Landschaften durchwandert, ohne es zu bemerken.«
Er starrte auf den Tisch. Irgendwann hatte jemand das Geschirr abgeräumt, doch er konnte sich nicht daran erinnern, wer es getan hatte oder wann. Sein Verstand schaltete sich aus, und in diesem Moment erholsamer Leere trieben die Dinge, die er in letzter Zeit gesehen, die Dinge, die er gesagt, und die Dinge, die er erfahren hatte, durch diese Leere und setzten sich wieder zusammen, um ein neues Muster zu bilden.
»Dieses von einem Ort verschwinden und an einem anderen wieder auftauchen«, sagte er langsam, als taste er sich im Dunkeln voran. »Dir erscheint nichts seltsam daran, nicht wahr?«
»In diesem Teil Ephemeras spielt man jedes Mal mit seinem Leben, wenn man eine Brücke überquert«, erwiderte Sebastian. »Also, nein, mir erscheint nichts seltsam daran, dass du von einem Ort an einen anderen übergetreten bist. Wenigstens wissen wir jetzt, wo der Weltenfresser das letzte Mal gesehen wurde, und das ist schon etwas wert.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Na komm, du siehst so aus, als würdest du gleich zusammenklappen.«
Michael nickte. »Ich könnte ein kurzes Bad und etwas Schlaf gebrauchen.«
»Du kannst mein Zimmer im Bordell haben, Lynnea und ich schlafen im Cottage. Ich hole dich morgen früh ab und bringe dich in die Heiligen Stätten.«
»Die Heiligen Stätten?«
»Der nächste Schritt auf deiner Reise zur Lösung des Rätsels.«
Michael stand auf, doch er folgte Sebastian nicht, als der andere Mann aus dem Hof trat. »Sebastian Rechtsbringer?«
Sebastian blieb stehen und wandte sich um, um ihn anzusehen.
»Kennst du die Lösung des Rätsels?«, fragte Michael.
»Das sollte ich«, erwiderte Sebastian. »Ich bin derjenige, der es durch das Zwielicht des Halbschlafes ausgesandt hat.«
Sein Herz schlug fester, schneller. »Dann weißt du, wie man Belladonna findet.«
»Ich weiß, wie man sie findet. Doch ob du sie finden kannst oder nicht …« Sebastian zuckte mit den Schultern. »Genau das wirst du herausfinden müssen.«
Kapitel 15
Michael blickte die Kreaturen an, die auf der Straße warteten, dann zog er Sebastian zurück ins Bordell und schloss fest die Tür. Die eingedrückten Gesichter und die mit Federbüschen versehenen Ohren ließen die Wesen zwar wie räudige, aber dennoch irgendwie liebenswerte Kreaturen aussehen - wenn man über die messerscharfen Zähne, die kräftigen Arme und Oberkörper und die gebogenen Klauen hinwegsah, die einen Menschen gewiss mit einem Schlag ausweiden konnten. Und das war nur die vordere Hälfte. Die hintere sah aus wie die Alptraum-Ausgabe eines Fahrrads, komplett mit einem sattelähnlichen Sitz, aber ohne Räder. Da diese Kreaturen über dem Boden schwebten, würden die fehlenden Räder ihnen nichts ausmachen. Doch es war dieses letzte Detail, das ihm ein wenig an die Nieren ging.
»Das ist das Transportmittel, das du besorgt hast?«, fragte er.
»Ein Dämonenrad«, antwortete Sebastian allzu liebenswürdig.
»Du erwartest doch nicht, dass ich mich auf eines dieser Dinger schwinge und meine Kronjuwelen in Reichweite seiner Zähne und Klauen bringe?«
Sebastians Lippen zuckten, als er einen kurzen Blick auf Michaels Leistengegend warf. »Das ist es, was du da unter deinem Gürtel versteckt hast?«
»Du
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