Belladonna
gebracht. Es würde mindestens eine Woche dauern, bis ein Ergebnis vorlag, und vielleicht eine weitere Woche, bis man Zugang zur DNS-Datenbank des FBI bekam und nach Übereinstimmungen mit den Proben polizeibekannter Sexualstraftäter suchen konnte. Wie fast immer handelte es sich auch hier um eine Geduldsprobe. Was der Täter in der Zwischenzeit vorhatte, war nach solchen Untersuchungen unmöglich zu sagen. Jeffrey wusste nur, dass er in ebendiesem Moment seinem nächsten Opfer auflauern konnte, es vielleicht gerade vergewaltigte und ihm Dinge antat, die jedes menschliche Vorstellungsvermögen übertrafen.
Jeffrey öffnete den Kühlschrank und nahm die Milch heraus. Auf dem Weg, sich ein Glas zu holen, drückte er den Schalter fürs Oberlicht, aber nichts geschah. Er fluchte vor sich hin, als er ein Glas aus dem Schrank nahm. Er hatte das Licht in der Küche vor ein paar Wochen abgestellt, als eine neue Lampe, die er bestellt hatte, per Post geliefert wurde. Man hatte ihn von der Wache aus angerufen, als er die Drähte isolierte. Die Lampe lag noch immer auf dem Karton und wartete darauf, dass Jeffrey die Zeit fand, sie aufzuhängen. Wenn es so weiterging, würde Jeffrey noch die nächsten Jahre beim Licht seines Kühlschranks essen.
Er trank die Milch aus und humpelte zum Waschbecken, um das Glas auszuspülen. Am liebsten hätte er Sara angerufen, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen, aber er unterließ es lieber. Sie hatte ihre eigenen Gründe, sich vor ihm abzukapseln. Und er hatte seit der Scheidung kein Anrecht mehr, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Vielleicht war sie ja heute Abend mit Jeb zusammen. Er hatte von Maria, die wiederum mit Marty Ringo gesprochen hatte, erfahren, dass Sara und Jeb sich wieder trafen. Undeutlich erinnerte er sich, dass Sara neulich im Krankenhaus etwas von einer Verabredung gesagt hatte, aber den genauen Wortlaut bekam er nicht mehr zusammen. Und da er sich daran erst erinnert hatte, nachdem Maria es für nötig hielt, den Klatsch weiterzutratschen, war kein Verlass auf diese Erinnerung.
Jeffrey stöhnte, als er sich auf den Barhocker vor den Küchentresen setzte. Vor Monaten hatte er den Tresen gebaut. Er hatte ihn sogar zweimal gebaut, denn beim ersten Mal war er nicht damit zufrieden gewesen. Jeffrey war Perfektionist und hasste es, wenn etwas nicht symmetrisch war. Er wohnte in einem alten Haus, und da gab es ständig etwas zu richten. Keine Wand im Haus war gerade.
Eine sanfte Brise bewegte die dicken Plastikbahnen an der Rückseite der Küche. Er schwankte zwischen Terrassentüren und einer Fensterfront über die gesamte Wand und der Überlegung, die Küche ungefähr drei Meter in den rückwärtigen Garten hinaus zu erweitern. Eine Frühstücksecke wäre schön, in der man morgens sitzen und die Vögel hinten im Garten beobachten konnte. Unbedingt wollte er eine große Terrasse mit einem Hot Tub und vielleicht einem modernen Außengrill. Wozu auch immer er sich entschied, wichtig war ihm, dass das Haus offen blieb. Jeffrey gefiel es, wie das Tageslicht durch die halb durchsichtigen Plastikbahnen hereinfiel, und er mochte es, dass man in den Garten hinaussehen konnte, besonders in Augenblicken wie dem jetzigen, als er jemanden dort entlanggehen sah.
Jeffrey stand auf und griff sich ein Schlagholz aus dem Wäscheraum.
Er schlüpfte zwischen zwei Plastikbahnen hindurch und schlich auf Zehenspitzen über den Rasen. Das Gras war nass vom feinen Nebel in der Nachtluft, und Jeffrey zitterte vor Kälte. Er betete nur, nicht wieder angeschossen zu werden, zumal er nur eine Unterhose anhatte. Ihm kam auch der Gedanke, dass ein möglicher Angreifer, der ihm im Garten auflauerte, keine Angst, sondern einen Lachanfall bekommen könnte, wenn er ihn erblickte, nackt bis auf seine grünen Boxershorts und mit einem Baseballschläger über dem Kopf im Anschlag.
Er hörte ein vertrautes Geräusch. Es klang, als würde sich ein Hund das Fell lecken. Er blinzelte ins Mondlicht und erkannte drei Gestalten. Zwei von ihnen waren klein genug, um Hunde zu sein. Eine von ihnen war so groß, dass es sich nur um Sara handeln konnte. Sie sah durchs Fenster in sein Schlafzimmer.
Jeffrey ließ den Schläger sinken und schlich von hinten auf Zehenspitzen an sie heran. Wegen Billy oder Bob machte er sich keine Sorgen, die beiden Greyhounds waren die trägsten Tiere, die er je erlebt hatte. Und entsprechend regten sie sich auch kaum, als er plötzlich hinter ihr stand.
«Sara?»
«Oh,
Weitere Kostenlose Bücher