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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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stehend konnte Jeffrey erkennen, dass jemand, wahrscheinlich Wright, rote Farbe benutzt hatte, um Jesu Wunden hervorzuheben, um das Blut zu betonen, das an seinem Rumpf herunterrann, und um die Dornenkrone auffällig zu machen, die auf seinem Haupt saß. Die Augen von jedem Jesus, den Jeffrey sehen konnte, waren mit schwarzen X übermalt. Es war, als hätte Wright versuchen wollen, den Herrn daran zu hindern, ihn zu beobachten. Welche Taten Wright nicht im Angesicht des Herrn tun mochte, das war die Frage, die Jeffrey beantworten musste.
    Jeffrey kletterte vom Bett. Er sah sich einige der Zeitschriften an, nahm sich aber die Zeit, Gummihandschuhe anzuziehen, bevor er etwas berührte. Die Zeitschriften waren größtenteils ältere Ausgaben von People und Life. Der Wandschrank im Schlafzimmer war vom Boden bis zur Decke mit Pornographie gefüllt. Busty Babes lagen neben einem Stapel Righteous Redheads. Jeffrey musste an Sara denken und spürte einen Kloß im Hals.
    Mit dem Fuß stieß Jeffrey die Matratze hoch. Eine Sig-Sauer-Neunmillimeter-Pistole lag auf den Sprungfedern. Die Waffe sah neu und gut gepflegt aus. In einer Gegend wie dieser würde sich nur ein Idiot ohne eine Waffe in Reichweite schlafen legen. Jeffrey grinste, als er die Matratze wieder an ihren Platz beförderte. Was er gefunden hatte, konnte vielleicht später von Nutzen sein.
    Als er die Kommode öffnete, hatte Jeffrey keine Ahnung, was er zu finden erwartete. Noch mehr Pornos vielleicht. Eine weitere Pistole oder eine improvisierte Waffe. Stattdessen waren die beiden obersten Schubladen voller Damenunterwäsche. Nicht normale Unterwäsche, sondern die von der seidenen und sexy Art, wie er sie so gern bei Sara gesehen hatte. Da gab es Bodys und String-Tangas sowie hoch angeschnittene Höschen mit Schleifen an den Hüften. Und sie waren allesamt extrem groß, groß genug, um einem Mann zu passen.
    Am liebsten hätte sich Jeffrey vor Abscheu geschüttelt. Er benutzte einen Kugelschreiber, um in dem Inhalt der Schubladen zu stöbern, denn er wollte sich nicht an einer Nadel stechen oder an irgendetwas Scharfem ritzen, wollte sich keine Geschlechtskrankheit holen. Jeffrey wollte gerade eine der Schubladen wieder zuschieben, als etwas ihn stutzen ließ. Irgendwas hatte er übersehen. Als er ein Paar dunkelgrüner Spitzenhöschen zur Seite schob, entdeckte er wieder, was er gesehen hatte. Die Schublade war ausgelegt mit Seiten der Sonntagsausgabe des Grant County Observer. Er hatte den Zeitungstitel erkannt.
    Jeffrey schob die Kleidungsstücke beiseite und nahm die Zeitungsseite heraus. Die Titelseite ließ auf einen Tag schließen, an dem kaum etwas passiert war. Ein Bild, auf dem der Bürgermeister ein Ferkel auf dem Arm hielt, strahlte ihm entgegen. Dem Datum nach war die Zeitung älter als ein Jahr. Auf der Suche nach weiteren Observer -Ausgaben öffnete er die anderen Schubladen. Einige fand er auch, aber in den meisten standen nur völlig harmlose Artikel. Jeffrey hielt es für sehr interessant, dass Jack Wright anscheinend den Grant County Observer abonniert hatte.
    Er ging zurück in den Wohnraum und widmete sich den Papierstapeln auf dem Fußboden mit frisch gewecktem Interesse. Brenda Collins, eines von Wrights weiteren Opfern nach Sara, stammte aus Tennessee, wie sich Jeffrey erinnerte. Ein Exemplar des Monthly Vols, eines Newsletters für Absolventen der University of Texas, steckte zwischen Zeitungen aus Alexander City in Alabama. In dem nächsten Stapel fand Jeffrey weitere Zeitungen aus anderen Bundesstaaten, alle aus Kleinstädten. Daneben lagen Postkarten, die verschiedene Ansichten Atlantas zeigten. Die Rückseiten waren leer und warteten darauf, beschriftet zu werden. Jeffrey konnte sich nicht vorstellen, was ein Mann wie Wright mit diesen Postkarten anfangen wollte. Er kam Jeffrey nicht gerade wie ein Mann vor, der viele Freunde hatte.
    Jeffrey drehte sich um und überzeugte sich davon, dass er in dem randvollen Zimmer nichts übersehen hatte. Es gab da einen Fernsehapparat, der in den alten Kamin gezwängt worden war. Er sah noch recht neu aus und wie einer von denen, die man auf der Straße für fünfzig Dollar kaufen konnte, wenn man nicht zu viele Fragen darüber stellte, woher er stammte. Oben auf dem Gerät stand eine Settop-Box fürs Kabelfernsehen.
    Er ging zum vorderen Fenster zurück, blieb aber stehen, als er etwas unter der Couch sah. Mit dem Fuß kippte er die Couch auf die Seite, und massenweise hasteten Kakerlaken davon.

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