Belladonna
hingelegt.»
«Und?»
«Und», sagte Sara, «er hat noch nicht mal angerufen. Er hat den ganzen Tag kein Wort mit mir gesprochen.»
«Na ja», sagte Cathy, die allem Anschein nach ihr Urteil gefällt hatte. «Dann zum Teufel mit ihm. Ein Dreckskerl ist er.»
ZWEIUNDZWANZIG
Jeffrey fand die Nummer 633 in der Ashton Street ohne Schwierigkeiten. Es handelte sich um ein verfallenes Haus, von dem nicht viel mehr übrig war als ein Quadrat aus Schlackenbetonsteinen. Die Fenster schienen erst im Nachhinein eingebaut worden zu sein und waren alle von verschiedener Größe. Auf der vorderen Veranda befand sich ein Keramikkamin, neben dem Papier und Zeitschriften aufgestapelt waren, die man wahrscheinlich als Anzündmaterial benutzte.
Er sah sich in der Umgebung des Hauses um und versuchte, möglichst unauffällig zu wirken. Da er Anzug und Krawatte trug und einen weißen Town Car fuhr, passte Jeffrey nicht so recht in diese Gegend. Die Ashton Street war zumindest in dem Teil, wo Jack Wright wohnte, heruntergekommen und verwahrlost. Die meisten Häuser in der Nachbarschaft waren mit Brettern vernagelt, und gelbe Plakate wiesen warnend auf ihre Baufälligkeit hin. Kinder, deren Eltern nirgends zu sehen waren, spielten im Schmutz der Hinterhöfe. Ein bestimmter Geruch lag über der Gegend, nicht gerade der von Abwasser, doch irgendwie nicht sehr anders. Jeffrey fühlte sich erinnert an eine Fahrt entlang der städtischen Müllhalde im Außenbezirk von Madison. An einem schönen Tag stieg einem der Gestank von verfaulendem Müll selbst bei Gegenwind in die Nase. Sogar bei geschlossenen Scheiben und laufender Klimaanlage.
Auf dem Weg zum Haus atmete Jeffrey ein paar Mal ein, um sich an den Geruch zu gewöhnen. Vor der Tür befand sich ein Schutz aus dichtem Drahtgeflecht, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war, und die Tür selbst hatte drei Riegel und ein Schloss, das aussah, als könne man es nur mit einem Puzzle-Teil öffnen und nicht mit einem Schlüssel. Jack Wright hatte einen großen Teil seines Lebens im Gefängnis verbracht und war offenbar ein Mann, der seine Privatsphäre schätzte. Jeffrey sah sich um, bevor er an eines der Fenster trat. Es war ebenfalls mit Drahtgeflecht und einem schweren Schloss gesichert, aber das Fensterfutter war alt und mürbe. Mit ein paar festen Stößen war der gesamte Rahmen ausgehebelt. Jeffrey sah sich um, bevor er das Fenster einschließlich Futter und allem herausnahm und ins Haus einstieg.
Das Wohnzimmer war dunkel und schmuddelig. Überall waren Papier und Müll verstreut. An einer orangen Couch schien eine dunkle Substanz hinuntergetropft zu sein. Jeffrey vermochte nicht zu erkennen, ob es der Saft von Kautabak gewesen war oder irgendeine Körperflüssigkeit. Was er jedoch deutlich registrierte, war der geradezu betäubende Gestank von Schweiß, gemischt mit Lysol-Geruch, der im Zimmer hing.
Kruzifixe aller Art umsäumten den oberen Rand der Wohnzimmerwände wie eine Bordüre. In ihrer Größe variierten sie von kleinen Plastikteilchen, wie man sie als Zugaben aus Automaten mit Süßigkeiten zog, bis zu solchen, die größer als zwanzig Zentimeter waren. Sie waren an die Wand genagelt, dicht an dicht, sodass sie eine ununterbrochene Kette bildeten. Fortgeführt wurde das Jesus-Motiv von Plakaten an den Wänden, die Jesus und seine Jünger zeigten und aussahen, als seien sie aus dem Klassenzimmer einer Sonntagsschule mitgenommen worden. Auf einem der Plakate hielt der Herr ein Lamm. Auf einem anderen streckte er die Hände aus und zeigte die Wunden.
Jeffrey spürte, dass sein Herz bei diesem Anblick zu rasen begann. Er griff nach seiner Waffe und löste den Riemen von seinem Holster, als er in den vorderen Bereich des Hauses ging, um sich zu überzeugen, dass niemand die Auffahrt heraufkam.
In der Küche waren die Teller im Spülstein gestapelt, verkrustet und unappetitlich. Der Fußboden war klebrig, und der gesamte Raum kam einem feucht vor, aber nicht feucht von Wasser. Im Schlafzimmer war es nicht anders: Der seltsame Moschusgeruch legte sich wie ein nasser Waschlappen auf Jeffreys Gesicht. An der Wand über der fleckigen Matratze hing ein großes Poster von Jesus Christus mit einem Heiligenschein hinter dem Kopf. Wie auf dem Poster im Wohnzimmer streckte auch dieser Jesus dem Betrachter die Handflächen entgegen und zeigte seine Wunden. Das Kreuzigungsmotiv umsäumte auch die Wände des Schlafzimmers, nur waren die Kreuze hier drinnen größer. Auf dem Bett
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