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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Offenbar erinnerte er sich an etwas. «Jetzt, wo Sie es erwähnen», fing er an, «also kurz vor ihrem ersten Seminar am Montag sah ich, dass man etwas auf die Wandtafel geschrieben hatte.» Er verschränkte die Arme über seinem massigen Oberkörper. «Die Kids finden es lustig, solche Streiche zu spielen. Sie war blind, und daher konnte sie auch nicht mitbekommen, was die machten.»
    «Was machten sie denn?»
    «Na ja, jemand, ich weiß nicht wer, hatte das Wort Fotze an die Tafel geschrieben.» «Und das war am Montagmorgen?» «Ja.»
    «Bevor sie starb?»
    Er besaß so viel Anstand, zur Seite zu sehen, bevor er antwortete: «Ja.» Jeffrey blickte einen Moment lang starr von oben auf Richards Kopf. Dabei kämpfte er gegen das Bedürfnis an, den Mann mit Fäusten zu traktieren. Er sagte: «Ist Ihnen klar, dass Julia Matthews noch am Leben sein könnte, wenn Sie mir das am vergangenen Montag erzählt hätten?» Darauf wusste Richard Carter keine Antwort.
    Jeffrey ging und knallte die Tür hinter sich zu. Er war auf der Treppe, als sein Handy klingelte. Beim ersten Ton antwortete er: «Tolliver.»
    Mary Ann Moon kam sofort zur Sache. «Ich bin jetzt im Archiv und habe die Liste vor mir. Sie enthält alle, die in der Notaufnahme im ersten Stock gearbeitet haben, von den Ärzten bis zum Aufsichtspersonal.»
    «Legen Sie los», bat Jeffrey und schloss die Augen. Er gab sich alle Mühe, ihren näselnden Yankee-Akzent zu überhören, als sie die Vornamen, die zweiten Vornamen und die Nachnamen aller Männer vorlas, die mit Sara zusammengearbeitet hatten. Sie brauchte dafür geschlagene fünf Minuten. Nach dem letzten Namen blieb Jeffrey stumm.
    Moon fragte: «Kommt Ihnen einer bekannt vor?»
    «Nein», erwiderte Jeffrey. «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, faxen Sie mir doch bitte die Liste in mein Büro.» Er gab ihr die Nummer. Dabei kam es ihm vor, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Und dann hatte er wieder Lena vor Augen, auf den Kellerflur genagelt und in Todesangst.
    Moon machte sich bemerkbar: «Chief?»
    «Ich lasse die Liste dann durch einige meiner Leute mit Wählerlisten und dem Telefonbuch abgleichen.» Er hielt inne und rang mit sich, ob er fortfahren sollte. Schließlich behielt die Höflichkeit die Oberhand. «Danke Ihnen», sagte er, «dass Sie die Liste herausgesucht haben.»
    Moon bedachte ihn nicht wie gewohnt mit ihrem brüsken Abschiedsgruß. Sie sagte: «Tut mir Leid, dass keiner der Namen Ihnen bekannt vorkommt.»
    «Ja», antwortete er und sah dabei auf die Uhr. «Hören Sie, ich könnte in ungefähr vier Stunden wieder in Atlanta sein. Meinen Sie, ich könnte mich dann mit Wright allein unterhalten?»
    Sie zögerte und sagte dann: «Sie sind heute Morgen über ihn hergefallen.»
    «Was?»
    «Scheint so, als hätten die Wärter beschlossen, dass er keine Einzelzelle verdiente.»
    «Sie haben versprochen, dass er nicht unters gemeine Volk gerät.»
    «Das weiß ich», blaffte sie. «Aber ich kann nicht kontrollieren, was geschieht, wenn er wieder hinter Gitter kommt. Sie sollten doch am besten wissen, dass diese Jungs ihre eigenen Regeln haben.»
    Wenn er bedachte, wie er sich gestern gegenüber Jack Wright verhalten hatte, fiel ihm nicht viel zur eigenen Verteidigung ein.
    «Er wird für eine Weile aus dem Verkehr gezogen sein», sagte Moon. «Sie haben ihn ziemlich böse aufgeschlitzt.»
    Er fluchte unhörbar. «Er hat Ihnen nichts mehr gesagt, nachdem ich weggefahren war?»
    «Nein.»
    «Ist er sicher, dass es jemand ist, der im Krankenhaus gearbeitet hat?» «Nein, ist er nicht.»
    «Es ist jemand, der sie im Krankenhaus gesehen hat», sagte Jeffrey. «Und wer würde sie im Krankenhaus sehen, der nicht auch dort arbeitet?» Mit der freien Hand bedeckte er die Augen und dachte nach. «Können Sie von dort aus Patientenakten einsehen?»
    «Krankenblätter?» Sie klang skeptisch. «Das wäre wahrscheinlich zu viel verlangt.»
    «Nur Namen», sagte er. «Und nur von dem Tag. Vom 23. April.»
    «Ich weiß, welcher Tag.»
    «Geht das?»
    Sie hatte offenbar die Sprechmuschel mit der Hand abgedeckt, aber trotzdem konnte er hören, dass sie mit jemandem sprach. Kurz darauf war sie wieder da: «Geben Sie mir eine bis anderthalb Stunden.»
    Jeffrey unterdrückte einen Klagelaut. Eine Stunde war eine Ewigkeit. Aber stattdessen sagte er: «Ich werde pünktlich sein.»

SIEBENUNDZWANZIG
    Lena hörte, dass irgendwo eine Tür geöffnet wurde. Sie lag auf dem Boden und wartete auf ihn, weil

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