Belladonna
treten auf Schlangen und Skorpione, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch beschädigen.»
Lenas Zähne klapperten. Sie spürte ein Zwicken am Oberschenkel und wusste, dass er ihr wieder eine Spritze gegeben hatte.
«Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.»
«Bitte», flehte Lena, «bitte tun Sie das nicht.»
«Julia konnte Sara retten. Deine Schwester aber nicht», sagte Jeb. Er setzte sich auf und schlug wieder die Beine übereinander. Während er sprach, berührte er sich, und er sprach fast im Plauderton. «Ich weiß nicht, ob es ihr auch gelingen wird, dich zu retten, Lena. Was meinst du?»
Lena konnte den Blick nicht von ihm wenden. Auch noch, als er seine Hose vom Boden aufhob und etwas aus der Gesäßtasche herauszog, sah sie ihm unverwandt in die Augen. Er hob die Zange so hoch, dass sie in ihr Blickfeld geriet. Es war eine große Zange, ungefähr zwanzig Zentimeter lang, und der rostfreie Stahl blitzte im Licht auf.
«Ich bin zum Mittagessen verabredet», sagte er, «und dann muss ich in die Stadt, um ein bisschen Papierkram zu erledigen. Bis dahin müsste die Blutung aufgehört haben. Ich habe dem Percodan ein wenig Gerinnungsmittel beigemischt. Außerdem auch noch etwas gegen Brechreiz und Übelkeit. Es wird dennoch etwas wehtun. Da will ich dir nichts vormachen.»
Lena warf den Kopf hin und her. Sie begriff nicht. Sie spürte nur die Wirkung der Drogen einsetzen. Ihr Körper schien mit dem Boden zu verschmelzen.
«Blut ist ein großartiges Gleitmittel. Wusstest du das?»
Lena hielt den Atem an. Sie wusste zwar nicht, was kommen würde, aber sie ahnte die Gefahr.
Sein Penis strich über ihre Brust, als er sich rittlings auf sie setzte. Er hielt mit starker Hand ihren Kopf fest und öffnete ihr den Mund, indem er seine Finger zwischen Ober- und Unterkiefer presste. Alles verschwamm vor ihren Augen, aber dann sah sie mit extremer Schärfe, wie er mit der Zange in ihren Mund griff.
ACHTUNDZWANZIG
Sara drosselte den Motor, als sie sich dem Steg näherte. Jeb stand schon dort, zog seine orange Schwimmweste aus und wirkte so trottelig wie zuvor. Wie Sara trug er einen dicken Pullover und Jeans. Das Unwetter der letzten Nacht hatte die Temperaturen beträchtlich sinken lassen, und sie konnte sich nicht vorstellen, warum jemand heute auf den See hinauswollte, wenn er es nicht unbedingt musste.
«Lass mich dir helfen», bot er an und streckte die Hand nach dem Boot aus. Er griff eine der Leinen und ging auf dem Steg entlang. Er zog das Boot zur Winde.
«Mach's einfach hier fest», sagte Sara und kletterte vom Boot. «Ich muss später noch zu meinen Eltern rüber.»
«Hoffentlich keine Probleme?»
«Nein», antwortete Sara, die die andere Leine festmachte. Sie warf einen Seitenblick auf Jebs Seil und den stümperhaften Knoten, mit dem er es am Poller befestigt hatte. Wahrscheinlich würde sich das Boot innerhalb von zehn Minuten losgerissen haben, aber Sara fehlte der Mut, ihm Nachhilfeunterricht im Vertäuen zu geben.
Sie griff ins Boot und nahm zwei Plastiktüten heraus. «Ich musste mir den Wagen meiner Schwester leihen, um zum Einkaufen zu fahren», erläuterte sie. «Mein Wagen ist immer noch beschlagnahmt.»
«Von -» Er hielt inne und blickte über Saras Schulter hinweg.
«Ja», antwortete sie. Sie ging den Steg entlang und fragte: «Hast du deine Dachrinne repariert?»
Er schüttelte den Kopf, als er sie eingeholt hatte und ihr die Tüten abnahm. «Ich weiß einfach nicht, wo das Problem liegt.»
«Hast du schon mal daran gedacht, einen Schwamm oder so was unten reinzulegen?», fragte sie. «Vielleicht lässt sich das Geräusch dadurch dämpfen.»
«Das ist eine prima Idee», sagte er. Sie hatten das Haus erreicht, und sie öffnete ihm die Hintertür.
Er warf ihr einen besorgten Blick zu, als er die Tüten neben seine Bootsschlüssel auf den Küchentresen stellte. «Du solltest wirklich lieber abschließen, Sara.»
«Ich war doch nur ein paar Minuten weg.»
«Ist mir ja klar», sagte Jeb, «aber man kann nie wissen. Besonders bei den Vorfällen in letzter Zeit. Du weißt schon -mit den jungen Frauen.»
Sara seufzte. Er hatte ja gar nicht so Unrecht. Sie konnte und wollte aber nicht das, was in der Stadt geschah, auch auf ihre Privatsphäre beziehen. Es war, als fühlte sie sich durch die alte Regel «Ein Blitz schlägt nicht zweimal an derselben Stelle ein» irgendwie beschützt. Aber natürlich
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