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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ein Sperrfeuer aus Anschuldigung und Abwehr. «Sie sollte doch mit Ihnen zusammenarbeiten», sagte Hank. «Sie sind schließlich ihr Partner.»
    Jeffrey erkannte in der Stimme ihres Onkels Lena wieder. Er sprach zornig und anklagend. Da war dieselbe unterschwellige Feindseligkeit, die er schon immer aus Lenas Tonfall herausgehört hatte.
    Jeffrey wollte Frank aus der Schusslinie nehmen. «Ich habe ihr freigegeben, Mister Norton», sagte er. «Wir nahmen an, sie wäre zu Hause.»
    «Da bläst sich so 'n Mädchen direkt vor den Augen meiner Nichte den Kopf weg, und Sie nehmen einfach an, dass es ihr gut geht?», zischte er. «Herr im Himmel, sind Sie aus jeder Verantwortung raus, wenn Sie ihr einen Tag freigeben?»
    «Das habe ich nicht gemeint, Mister Norton.»
    «Scheiße, hören Sie doch auf, mich Mister Norton zu nennen», brüllte er und warf dabei die Hände in die Luft.
    Jeffrey wartete darauf, dass der Mann noch mehr sagte, aber der drehte sich abrupt um und verließ die Küche. Die Tür knallte er hinter sich zu.
    Frank sprach ganz langsam. Er war sichtbar bestürzt. «Ich hätte nach ihr sehen sollen.»
    «Das war meine Aufgabe», sagte Jeffrey. «Ich trage die Verantwortung für sie.»
    «Alle tragen die Verantwortung für sie», entgegnete Frank. Er fing an, die Küche zu durchsuchen, öffnete und schloss Schubladen, stöberte in den Schränken. Aber augenfällig schenkte Frank dem, was er tat, gar keine Aufmerksamkeit. Mehr um seine Wut abzureagieren, als nach etwas Konkretem zu suchen, öffnete er die Schranktüren und schlug sie wieder zu. Jeffrey sah ihm eine Weile zu und ging dann ans Fenster. Lenas schwarzer Celica stand in der Auffahrt.
    Jeffrey sagte: «Ihr Wagen ist noch da.»
    Frank schob mit Wucht eine Schublade zu. «Hab ich gesehen.»
    «Ich werd mal nachsehen», erbot sich Jeffrey. Er ging zur Hintertür hinaus und kam dabei an Hank Norton vorbei, der auf den Stufen zum Hinterhof saß. Mit unbeholfenen und gereizten Bewegungen rauchte er eine Zigarette.
    Jeffrey fragte ihn: «Stand der Wagen die ganze Zeit hier, als Sie fort waren?»
    «Woher soll ich das denn wissen?», fauchte Norton.
    Jeffrey beließ es dabei und ging zum Wagen. Beide Türen waren verriegelt. Die Reifen auf der Beifahrerseite sahen gut aus, und die Kühlerhaube fühlte sich kalt an, als er um den Wagen herumging.
    «Chief?», rief Frank von der Küchentür. Hank Norton stand auf, als Jeffrey zum Haus ging.
    «Was gibt es denn?», fragte Norton. «Haben Sie was gefunden?»
    Jeffrey ging in die Küche zurück und sah sofort, was Frank gefunden hatte. Das Wort FOTZE war innen in die Tür des Küchenschranks über dem Herd geritzt.
    «Dass es Vorschriften gibt, schert mich einen Scheißdreck», sagte Jeffrey zu Mary Ann Moon, als er zum College raste. Das Telefon hielt er in der einen Hand, und mit der anderen lenkte er.
    «Ein weiblicher Detective ist verschwunden, und die einzige Spur, die ich habe, ist diese Liste.» Er atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen. «Ich brauche Zugang zu diesen Personallisten.»
    Moon reagierte diplomatisch. «Chief, hier müssen wir uns an die Dienstvorschriften halten. Wir sind nicht in Grant County. Wenn wir allen möglichen Leuten auf die Zehen treten, können wir es beim nächsten geselligen Beisammensein der Kirchengemeinde nicht einfach wieder gutmachen.»
    «Wissen Sie eigentlich, was dieser Kerl den Frauen hier angetan hat?», fragte er. «Wollen Sie es verantworten, dass mein Detective vielleicht in diesem Moment vergewaltigt wird? Denn ich kann Ihnen garantieren, dass ihr genau das geschieht.» Er hielt für einen Moment den Atem an, um zu verhindern, dass diese Vorstellung von ihm Besitz ergriff.
    Als sie nichts erwiderte, sagte er: «Jemand hat etwas in eine Schranktür in ihrer Küche geritzt.» Er hielt inne, damit seine Worte wirkten. «Möchten Sie vielleicht raten, um welches Wort es sich handelt, Ms Moon?»
    Moon schwieg und dachte offenbar nach. «Ich könnte mich mal mit jemand unterhalten, den ich im Archiv kenne. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit. Da kann ich nicht garantieren, dass man die entsprechenden Unterlagen gleich zur Hand hat. Wahrscheinlich sind sie auf Mikrofilm im Bundesstaatsarchiv.»
    Er gab ihr seine Handynummer, bevor er das Gespräch beendete.
    «Welche Zimmernummer hat sie im Wohnheim?», fragte Jeffrey, als sie durchs Eingangstor am College fuhren.
    Frank zog sein Notizbuch hervor und blätterte darin. «Zwölf», sagte er. «Sie ist in Jefferson

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