BELLAGIO -- Roman (German Edition)
auf dessen Namensschild
‚Paulo Hölzli, Manager’
stand.
„Sie sprechen deutsch?“ begann Ela die Unterhaltung.
Der Mann nickte. „Ja schon“, antwortete er in schönstem, aber gemäßigten Schwitzerdütsch und lächelte sie freundlich an.
„Ich möchte gerne wissen, was die Nacht hier kostet. Ich möchte gerne vier bis fünf Nächte in Bellagio bleiben.“
„Allein, eine Person?“
Ela nickte.
Der nette Herr Hölzli zückte mit einem gekonnten Griff die Preisliste und fing an, ihr die verschiedenen Zimmerkategorien zu erklären. Beim ersten Blick darauf blieb Ela allerdings das Herz fast stehen.
„Donnerwetter!“, rutschte es ihr heraus.
Herr Hölzli lächelte. „Wir hätten da natürlich noch unsere günstigste Kategorie, unsere ‚Residencia’, ein kleines Nebenhaus.“ Und schwupps, mit einem weiteren gekonnten Griff entfaltete er die dazugehörige Preisliste.
‚Na, das sieht ja preislich schon freundlicher aus’, dachte sich Ela. Sie feilschte noch ein wenig mit Herrn Hölzli, der sich sehr nett und professionell verhielt und ihr mit keinem Wort das Gefühl gab, sie würde nicht hierher gehören. Sie wollte einen Rabatt, schließlich blieb sie ja fast eine Woche. Alex hatte nie verhandelt in Hotels, egal wie teuer sie auch immer waren. Er empfand es wohl als Privileg, sich so teure Übernachtungen überhaupt leisten zu können und war fast schon stolz darauf, generös die höchsten Preise für die Zimmer und Luxussuiten zu bezahlen. Überhaupt hatte er immer eine Schwäche und sogar eine Sehnsucht nach hoch dekorierten Sternehotels gehabt. Er legitimierte das mit der Begründung, die meisten Luxushotels wären historisch wichtige Relikte, oft wundervolle Altbauten, die unter Denkmalschutz stünden und wichtige Zeitzeugen waren. In nicht wenigen davon hätten hohe Häupter, Präsidenten und sogar Könige und Kaiser genächtigt. In einigen Hotels hatten sogar wichtige Konferenzen stattgefunden, in denen über Krieg und Frieden entschieden worden war. Aber Ela kannte den echten Grund, warum sich Alex so hingezogen fühlte zu allem Luxeriösen. Er wollte damit seine tief sitzenden Komplexe kompensieren, wollte so tun, als ob er auch in diese abgehobene, vordergründig sorgenlose Welt des absoluten Reichtums gehörte.
So war es bei Ela nie gewesen. Sie mochte schöne und teure Dinge, ja, aber sie konnte auch ohne diese Luxusartikel leben, ohne etwas zu vermissen. Sie machte sich nicht davon abhängig. Deswegen hatte sie auch keine Hemmungen, jetzt hier in diesem Grandhotel etwas um den Preis zu feilschen. Ein Hotel war schließlich auch nur ein ganz normales Unternehmen, egal wie viele Sterne es auch haben mochten. Sie alle lebten von ihren Kunden.
Herr Hölzli ließ ein wenig mit sich handeln und sein letztes Wort lag dann für fünf Nächte und Frühstück bei knapp unter tausend Euro. Ela überlegte kurz. ‚Damit könnte ich leben. Ich hätte dann noch 500 Euro für Essen, Ausflüge und so weiter.’
Laut sagte sie nur, während Herr Hölzli seinen Vorschlag kurz für sie aufschrieb: „Vielen Dank. Dann überlege ich mir das jetzt noch ein wenig. Ich setze mich solange auf die Terrasse und trinke einen Prosecco.“
„Va bene, Signora.“ Herr Hölzli streckte ihr das Blatt mit dem Angebot über die Theke entgegen und lächelte sie an. Eine so hübsche Frau würde er gerne als Gast in seinem Hotel aufnehmen. Für ein 5-Sterne-Hotel war es in diesen schwierigen Zeiten nie verkehrt, schöne Frauen mit Klasse zu beherbergen oder Prominente, die durch ihren Glanz wieder andere Gäste anzogen. Er würde noch mit dem Besitzer reden, vielleicht konnte er dieser wunderschönen Frau sogar ein Upgrade verschaffen.
Ela nahm das Blatt und ging hinaus auf die Terrasse. Sie nahm Platz auf einem der weißgeschnörkelten Metallstühle. Die Sonne sank schon langsam hinter die Berge und die letzten rotgoldenen Strahlen fielen auf das Hotel.
Herr Hölzli brachte ihr persönlich ein Glas Prosecco zusammen mit einer Erdbeere auf einem winzigen Tellerchen heraus und drapierte alles kunstvoll vor ihr auf dem kleinen Marmortischchen.
Ela schaute ihn überrascht an. „Nanu!?“
„Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses, Signora.“
Ela lachte. „Na gut, überredet. Ich bleibe!“
Herr Hölzli verbeugte sich. „Es wird uns ein Vergnügen sein, Sie zu beherbergen. Ich erlaube mir, die Unterlagen für Sie vorzubereiten.“
„Tun sie das.“ Ela lächelte ihn halb belustigt, halb herzlich
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