BELLAGIO -- Roman (German Edition)
an.
Herr Hölzli war einfach süß.
X Y Y
Verkatert wachte Alex auf. Er lag in kuscheligen und teuren Daunenbetten, die mit seidener Luxus-Bettwäsche überzogen waren. ‚Gott, tut mir der Schädel weh.’
Er erinnerte sich schemenhaft an den gestrigen Abend. Nachdem sie die Häppchen von der Etagère verdrückt hatten, hatte Stefan ihn in ein edles Steakhaus zum Essen eingeladen. Dort ließ sich Alex ein ganzes, tellergroßes T-Bone-Steak munden, zusammen mit fetten French Fries. Dazu tranken sie zwei Flaschen edlen Bordeaux. Danach zogen sie erst richtig los. Eine Bar nach der anderen, Champus, Cocktails, Martinis... alles durcheinander.
Und sie hatten geredet, über Gott und die Welt. Es fing an mit dem üblichen ‚hast du mit dem und dem noch Kontakt’, ‚was ist denn aus der und der geworden’ und oberflächlichem Jobgerede. Je alkoholseliger sie wurden, desto gehaltvoller wurden die Themen. Alex erzählte ihm alles von Camille, wie er sie kennen gelernt hatte, sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte.
Alex konnte sich noch genau an den Ausdruck in den Augen von Stefan erinnern, als er davon erzählte. Ausdruckslos hatte er ihn anfangs angesehen, später völlig verständnislos. Während Alex erzählte, hatte er geschwiegen. Als er aber geendet hatte, fragte er direkt: „Wie konntest du Gabi das antun? Sie liebte dich!“
Daraufhin konnte Alex nichts sagen. Es senkte die Augen. Und leerte seinen doppelten Tequila in einem Zug.
Irgendwann, als sie völlig zugedröhnt durch die Züricher Straßen wankten, auf der Suche nach einem Taxi, erinnerte Alex sich jetzt, lallte er Stefan sogar was von seinen beruflichen Sorgen vor. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte Stefan ihm seine Hilfe angeboten.
„Was, du willst mir helfen?“, lallte Alex Stefan an. „Tja, Freundchen, hast du vielleicht 500 Millionen?“
Woraufhin Stefan ihn verständnislos ansah, so als ob das für ihn nun wirklich kein Problem sei. Er klopfte Alex auf die Brust und lallte zurück: „Freundchen, ich glaube, du weißt nicht, mit wem du es hier zu tun hast. Dein Freund Stefan hat einige Software- und Hardware-Firmen, einige sind börsennotiert. Und zusammen sind die...“, er rülpste hart, dann lallte er weiter „doch ein paar Milliarden wert!“
Alex blieb abrupt stehen. Das war zu viel.
„Was, du bist Milliardär?!“
„Juop!“ Stefan schlug sich an die Brust. „Dein Freund Stefan is Milliardär... Freundchen!“
Dann kicherte er. Und kotzte auf die Straße.
Als Alex sich das jetzt, im Bett liegend, nochmals vergegenwärtigte, war er immer noch schockiert. Stefan hatte ihn weit überflügelt. Wie konnte er nur einmal gedacht haben, Stefan wäre ein Loser.
Aber er wusste auch eines: Von Stefan würde er sich ganz bestimmt nicht helfen lassen und auch kein Geld von ihm leihen. Das wäre für ihn der ultimative Offenbarungseid.
Lieber fragte er sonst jemanden, von jedem würde er Geld nehmen, nur nicht von Stefan, so viel stand fest. Außerdem war ihm das jetzt in nüchternem Zustand extrem peinlich, dass er Stefan überhaupt erzählt hatte, wie schlecht es um ihn stand. Er hatte die Hosen herunter gelassen, jetzt stand er schutzlos da. Sicher hatte Stefan das auch gleich seiner Jenny erzählt.
Alex’ Magen krümmte sich schon prophylaktisch bei der Vorstellung, mit welch mitleidigem Blick die beiden ihn unten beim Frühstück empfangen würden.
Hier lag er nun, Alex, der Loser, kein Erfolg, keine Frau, keine Familie, am Boden. Und da stand Stefan, der Winner, mit Megaerfolg, toller Frau und tollem Leben.
Er musste hier weg. Hier fühlte er sich nur noch schlechter. Alex entschied, dass er rasch aufstehen und duschen würde. Dann würde er einen beruflichen Termin vorschieben und sich schnell verabschieden.
Ja, er musste hier weg. Er hatte das Letzte verloren, was ihm noch geblieben war. Er hatte sein Gesicht verloren.
X X X
Nachdem Ela ihren Prosecco ausgetrunken hatte, ging sie an die Rezeption und ließ sich von Herrn Hölzli einchecken. Er erledigte die wenigen Formalitäten professionell und schnell. „Signora, so. Vielen Dank. Hier Ihren Pass zurück. Haben Sie Gepäck dabei?“
„Ja, im Auto.“
„Das können Sie hier bei uns im Hof parken. Ich begleite Sie auf Ihr Zimmer.“ Er kam hinter der Theke hervor, streckte den Arm aus, um die Richtung zu zeigen, und ging voran. Eine Treppe nach oben, in den ersten Stock.
Während sie Stufe
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