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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bia May
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jetzt selbst feststellen musste. Zumindest war man gezwungen, sich mit neuen Eindrücken auseinander zu setzen, die es einem unmöglich machten, über die eigene Situation zu grübeln. Auch andere Menschen lebten. Auch andere Menschen hatten Probleme. Auch Pärchen... Das war an so manchem giftigen Blick zu erkennen, den der eine dem anderen heimlich zuwarf. Oder an der Gleichgültigkeit mit der man sich gegenüber saß. 
    Der Mitarbeiter an der Tür zum Frühstücksraum fragte sie nach ihrer Zimmernummer und geleitete sie zu einem freien Platz. Der Raum roch angenehm süßlich nach Kuchen, Zucker und Marmelade. Das kam daher, dass die Croissants und der Kuchen unter einem Wärmestrahler lagen, der die Düfte aus den Lebensmitteln aufsteigen ließ. Dazwischen befanden sich leichte Geruchsschwaden von Kaffee und Salzigem.
    ‚Oh nein. Nicht das.’ Ela würde am liebsten auf dem Absatz kehrt machen. Der Kellner führte sie an einen Tisch fast in der Mitte des Raumes. Ela konnte es gar nicht leiden in der Mitte zu sitzen, schon gar nicht allein. Viel lieber wäre sie irgendwo am Rand in der Ecke gesessen. Trotzdem setzte sie sich brav, als der Ober ihr den Stuhl zurecht rückte und bestellte Kaffee mit Milch. Dann stand sie wieder auf und ging zum Büffet, das groß, oval und üppig mitten im Raum stand und sicherlich ein Drittel davon einnahm. Ela ging einmal ganz um das Büffet herum, auf dem sie frisches und eingelegtes Obst, verschiedene Marmeladen, Aufstriche, Käse, Platten mit Parmaschinken, Salami und Lachs, Brot, Brötchen und Kuchen fand. In einem eleganten silbernen Rechaud mit goldenen Griffen, der sich aufklappen ließ, sah sie Rühreier und gebratenen Speck.
    Sie nahm sich einen der großen vorgewärmten Teller und bediente sich kräftig bei Rührei, Speck, Parmaschinken und Lachs. Dazu noch etwas Ananas und ein Brötchen. Mit dem derart vollgeladenen Teller ging sie zurück zu ihrem Platz. Einige der Leute glotzten. Sollten Sie doch, sie hatte Kohldampf.
    Ihr Plan war, sich morgens den Bauch so richtig voll zu hauen, so dass sie für den Rest des Tages satt sein würde. Dann brauchte sie abends nur noch einen Snack und ein Glas Wein. Das würde ihr Geld sparen. So konnte sie den hohen Zimmerpreis wieder ausbalancieren.
    Auch hier auf dem Tisch im Frühstücksraum war auf allem, was sie benutzte, das Emblem und die Worte ‚Grand Hotel Villa Serbelloni’, gefolgt von fünf Sternen, aufgebracht, in blauen Buchstaben auf weißem Grund. Sogar mitten auf der Tischdecke fand sich der Schriftzug unaufdringlich eingewebt. Der Gast sollte wohl keinen Augenblick vergessen, wo er war. Ela griff zu ihrem Silberbesteck und fing an, mit großem Appetit zu essen.
    Nachdem sie den ganzen Teller aufgegessen hatte und ihr Hunger gestillt war, lehnte sie sich zurück und schaute sich um. Der Raum war in geschmackvollen Beigetönen gehalten. Die Rückenlehnen der antiken Stühle waren mit Flechtwerk versehen, was Ela bei Stühlen und Bergèren immer sehr mochte. Die hohen Decken waren rund und die Rundungen gingen ineinander über, wie in einem Kreuzgang. Wie überall waren die Decken mit kostbaren Malereien versehen.
    Blumen, Blätter und Tiere schmückten den Plafond des Frühstücksraumes, von dem aus man natürlich einen wunderbaren Blick auf den See hatte.
    Ela fühlte sich wie eine Prinzessin in ihrem Schloss. Sie trank ihren Kaffee aus und überlegte, was sie als nächstes machen würde.
    Sie beschloss, erst einmal einen ausführlichen Bummel durch ganz Bellagio zu unternehmen, ganz in Ruhe und ohne Eile. Danach würde sie dann ein paar Runden im Indoor-Pool schwimmen und relaxen. Ja, das wäre für heute ein gutes Programm. Dafür brauchte sie sich auch gar nicht umziehen. Sie konnte ihre bequemen Turnschuhe und ihren Jogginganzug ruhig anlassen. Als Ela auf ihr Zimmer zurückkam, waren die Zimmermädchen schon da gewesen und hatten alles aufgeräumt. Auf dem Couchtisch stand ein riesiger, bunter Blumenstrauß, der einen herrlichen Duft im ganzen Zimmer verbreitete. Eine Karte lag daneben.
    Ela war neugierig. „Wer schickt mir denn Blumen?“
    Kaum hatte sie die Karte aus dem Umschlag genommen, war ihr auch schon klar, wer das war.
    Das war von ihm!
    Auf der Karte stand:
    „Wenn Sie mir erlauben, erwarte ich Sie heute Abend um 20 Uhr in der Halle zum Aperitif und zu einem anschließenden Abendessen.
    Meine tiefste Verehrung
    Leopold Rosenbach“                           
    Ela grinste.

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