BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Fliegenträger hatte sie noch nie gemocht.
Er hatte einen Platz ausgesucht, der gleich neben der Tanzfläche lag, auf der allerdings nur zwei Paare tanzten. Sie ging auf ihn zu und nahm durchaus mit Genugtuung wahr, dass er sie bewundernd anschaute. Er nahm ihre Hand und gab ihr einen formvollendeten Handkuss.
„Guten Abend. Sie sehen wundervoll aus.“
Ela lächelte ihn verschmitzt an. Plötzlich machte er einen auf höflich zuvorkommend.
„Ich glaube, wir sollten ‚Du’ sagen.“
„Leopold.“
„Gabriela.“
Er reichte ihr eines der Gläser. Sie stießen an und nippten an ihren Gläsern.
„Du weißt ja, was kommt, wenn man Brüderschaft trinkt.“ Nun lächelte er verschmitzt.
Doch Ela konterte. „Nun, ich denke, man könnte sagen, wir haben den Bruderschaftskuss bereits vorweg genommen. Für heute haben wir wahrlich schon genug geküsst.“
Er legte den Kopf leicht schräg und grinste sie an. „Das finde ich gar nicht.“
Ela lachte. „Warum überrascht mich das nicht?“
„Vielleicht kennst du mich schon besser als du denkst.“
Die kleine Band, die im Hintergrund spielte, bestand aus einem Violinisten, einem Klavierspieler und einem Kontrabassisten. Sie hatten eine kleine Pause gemacht und stimmten nun ein anderes Lied an.
‚Strangers in the Night’
klang durch die antike Halle. Leopold hörte den Anfangstönen kurz zu. „Ein passendes Lied für uns.“ Er verneigte sich kurz vor Ela, sagte „Darf ich um diesen Tanz bitten?“ und öffnete seine Arme.
Ela nickte und legte ihre Hand in seine. Er zog sie leicht an sich, und hielt sie fest und sicher.
‚Mensch, gut tanzen kann er auch noch.’ Ela tanzte gerne. Aber sie hatte es schon so lange nicht mehr gemacht.
„Und, was hast du entschieden?“ Leo verlor einmal wieder keine Zeit. Ela sah ihn fragend an.
„In Bezug auf uns.“
„Ach so.“
„Also?“
„Woher willst du wissen, dass ich etwas entschieden habe?“ Ela hatte nicht vor, sich schon wieder von ihm in die Defensive drängen zu lassen.
„Du bist Psychologin, natürlich hast du etwas entschieden und dich innerlich festgelegt.“
Ela schaute ihn überrascht an. Woher wusste er das nur?
„Also?“, setzte Leopold nach.
Ela räusperte sich. Na gut, dann würde sie eben ehrlich sein. „Ich habe mich entscheiden, dich unter der Rubrik ‚Urlaubsflirt’ einzuordnen.“ Herausfordernd und trotzig sah sie ihn an.
Er nickte verstehend. „Gut. Das reicht fürs Erste. Und nach dem Urlaub heiraten wir dann.“
Ela empfand wieder diesen seltsamen Lachreiz. „Können wir bitte dieses Thema einfach fallen lassen und die Songs genießen?“
Er zog sie enger an sich. Dann sah er ihr tief in die Augen.
Sie sah weg und kuschelte sich in seinen Arm. Schweigend tanzten sie weiter und genossen die erotische Nähe des anderen.
Als die Band zu ‚As Time goes by’ wechselte, fing Ela an, den Text leise mitzusingen.
Leopold sah sie überrascht an. „Du hast eine schöne Stimme.“
„Es geht so. Ich nehme Gesangsstunden. Früher im Studium habe ich sogar mal eine Zeitlang in einer Band gesungen.“
„Kannst du noch Lieder?“
„Nur wenige. Wie zum Beispiel das hier, oder ‚La vie en rose’, ‚Unforgettable’ und sonstige Oldies. Ich mag vor allem die von Nat King Cole, Bing Crosby, Sinatra und so weiter.“
„Die mag ich auch.“
„Aber manchmal ist mir auch nach Rock oder Hiphop.“ Ela waren das zu viele Gemeinsamkeiten. Sie wollte einen Bruch in das Gespräch hinein bringen, irgendeinen Dissens.
Leo grinste nur. „Irgendwann möchte ich dich einmal laut, vor einer Gruppe singen hören, mit Band und allem drum und dran.“
„Warum?“
„Weil ich glaube, dass du umwerfend wärst.“
„Aber so singe ich nicht mehr. Das ist lange her.“
X Y Y
Alex wachte wieder mit einem ziemlichen Brummschädel auf. Er war immer noch müde, obwohl er mehrere Stunden geschlafen hatte. „Was soll ich nur eine ganze Woche hier machen?“, fragte er sich selbst. Ohne seine Familie hatte er nichts zu tun. Keine Mädchen, die ihn an den Swimmingpool zerrten, um dort mit ihm herumzutollen. Die Kleinen hatten das immer so sehr genossen. Er war sonst eher selten zu Hause, aber im Urlaub hatte er jeden Blödsinn mitgemacht. Keine Camille, die Beautybehandlungen und Massagen für ihn gebucht hatte, um ihm Entspannung zu verschaffen. Kein Rahmenprogramm, das Camille immer mit gekonnter Hand im Vorfeld zu einem interessanten Mix aus
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