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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bia May
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Mal sehen was er daraus machte.
    „Hm“, Leo wusste, dass dies ein kleiner Test war. „Gibt es irgendetwas auf der Karte, wovon dir schlecht wird?“
„Nein, nichts von dem, was hier drauf steht.“ Ela schloss ihre Speisekarte.
    Der Ober näherte sich und Leo setzte sich in Positur. Er bestellte.
    Ela spürte, hier war er in seinem Element. Er wählte einen regionalen Rotwein, kombinierte ihn gekonnt mit einer leichten Vorspeise, den gehaltvollen Rehrücken mit einem süffigen Sauternes, dann die himbeergeräucherte Mousse au Chocolat, gefolgt von ‚fromage’ mit Portwein. Der Ober notierte alles beflissen. Mit einem befriedigten Gesichtsausdruck, innerlich den Umsatz addierend, ging er von dannen.
    Ela überlegte. „Bist du eigentlich reich?“
    „Warum fragst du?“
    „Weil... wenn ich das so kurz überschlage, kostet deine Bestellung für ein Abendessen so viel wie meine Hotelrechnung für eine Woche.“
    „Gut, eine Frau, die rechnen kann.“
    „Im Ernst.“
    „Ja, im Ernst... es geht so. Arm bin ich nicht.“
    „Ich schon. Ich habe mir das Ferienmachen hier buchstäblich vom Mund abgespart. Na... immer noch interessiert?“
Nach ihrer Erfahrung mit Alex, der sie für diese reiche Tusse verlassen hatte, war sich Ela schon im Klaren darüber, dass Reichtum bei Männern unerwartete Reaktionen auslösen konnte... oder Armut.  
    „Na und? Du bist trotzdem du.“
    „Und das ist genug?“
    „In deinem Falle schon.“
    „Beweis?“
„Ich habe heute Morgen, nachdem wir uns geküsst hatten, meine Lebensgefährtin verlassen. Ich weiß, dass du es bist. Ich will mit dir zusammen sein und mit sonst niemand.“
    Ela starrte ihn an. Und starrte.
    Leo starrte zurück. Er wusste, sie glaubte ihm nicht.
    „Du ... du veräppelst mich doch?“
    Er sagte weiter nichts, schaute sie nur an.
    Ela fing sich wieder. Schrott. Wenn der glaubte, er könnte sie verarschen, dann würde sie jetzt eben einmal in die Offensive gehen. „Also, wann heiraten wir dann?“
    „In zwei Wochen, auf den Tag genau, wenn wir nach Haus kommen. Solange braucht man, ein Aufgebot zu bestellen. Allerdings...“, er machte einer kurze Pause und überlegte, „wir könnten auch gleich nach Vegas fliegen und eine Express-Trauung machen und diese später in Deutschland eintragen lassen.“ 
    „Ja genau“, murmelte Ela.
    Der Wein kam, der Ober schenkte formvollendet in die großen Burgundergläser ein. Ela schaute währenddessen Leo an. Unverwandt. Sie blieb dabei, er würde ihr Urlaubsflirt werden.
    Und falls mehr, dann eben mehr.
    „Erzähl mir von dir“, sagte sie als der Ober wieder weg war. „Schließlich muss man seinen Mann kennen.“
    Sie legte ihren Kopf schräg, beobachtete seine Mimik.
    Er lächelte nur. „Du hast Recht. Gut...“ Dann fing er an zu erzählen, als ob sie ein Recht darauf hätte, alles von ihm zu erfahren. Er hielt nichts zurück, auch das, was nicht schmeichelhaft für ihn war. 
    Er erzählte ihr von seiner Kindheit mit überstrengen, adligen Eltern. In Wirklichkeit hieße er ‚Leopold Graf von Rosenbach’. Doch das ‚von’ konnte er nicht leiden. Erzählte von seiner Sehnsucht danach, ganz normal zu leben, nicht in einem alten, ehrwürdigen Schloss, nicht mit strengen Benimmregeln. Einfach frei. Erzählte ihr davon, wie er ausgebrochen war, sobald er 18 wurde, zur Polizei ging, dort eine Lehre machte. Wie entsetzt seine Eltern gewesen waren. Erzählte, wie er immer weiter aufstieg dort, studierte, Kommissar wurde. Wie er seine erste Frau kennenlernte und von ihrer Schönheit geblendet war. Sie heiratete, weil sie es so wollte. Erzählte, wie sehr sie gegen seine Polizeiarbeit gewesen war, vor allem nachdem sie erfahren hatte, dass seine Eltern ihm sein Erbe vorzeitig auszahlen wollten, sobald er den Polizeijob an den Nagel hängen würde. Wie er sich immer geweigert hatte, das zu tun, er liebte seine Arbeit. Wie seine Frau dann versucht hatte, ihn zu vergiften, durch fortwährende Frostschutzmittel-Zusätze in sein Essen, um wenigstens an seine Lebensversicherung zu kommen. Sie war geldgierig. Wie er es entdeckt hatte, weil das Essen so bitter und seltsam schmeckte. Wie er sie ins Gefängnis gesteckt hatte. Wegen versuchten Mordes. Aus niederen Motiven, aus reiner Habgier. Besonders schwerer Fall. Lebenslang. Er erzählte Ela, dass er dann nie wieder einer Frau wirklich vertrauen konnte. Wie dann er seine jetzige Lebensgefährtin kennen gelernt hatte, eine Galeristin, selbst aus reichem Elternhaus.

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