BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Abend werde ich dir einen Heiratsantrag machen. Überleg dir also schon mal deine Antwort.“
Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch wie zur Bestätigung.
„Ober, Champagner!“ rief er durch den ganzen Raum.
Ela war, als wäre sie in einem ihrer Träume gelandet. Einer von den paradiesischen, in denen Liebe und Harmonie herrschten. Ohne Sorgen. Ohne Fragen. Ohne Zweifel.
Das war wie in dem Film Verwünscht . Das war ‚der wahren Liebe Kuss’. Sie spürte, wie sie ihren Widerstand gegen seine Zielsicherheit aufgab. Mehr noch, sie wollte daran glauben, dass das jetzt das Echte war. Keine Spiele mehr. Nur Bleiben. Endlich Aufatmen.
Sich endlich sicher sein zu zweit.
X Y Y
Im Restaurant des Hotel Suisse, in dem Alex seine Spaghetti aß, saßen nur Paare und eine kleine Familie. Obwohl die Frauen alle in Begleitung ihrer Männer waren, linsten fast alle zu ihm herüber. Eine kam sogar nach ihrem Gang zur Toilette wie zufällig an seinem Tisch vorbei und schob ihre Karte sanft unter seine Hand. Normalerweise hätte Alex es genossen, diese Art von Macht zu haben. Heute war es ihm aber egal, mehr noch, es widerte ihn an. Warum versuchten viele Frauen andere Männer anzumachen, obwohl sie liiert waren? Und ihre Männer auch noch dabei waren? Bei Männern war das meist genauso, natürlich wenn sie eine schöne interessante Frau sahen, obwohl ihre Partnerin dabei war. Das hatte er nie verstanden. Solange er mit Camille zusammen gewesen war, war er ihr treu gewesen. Immer. Auch in New York, London oder Singapur. Er war noch nicht einmal in Versuchung geraten, wenn seine Geschäftspartner ausschweifende Abende gefeiert hatten. Ihn sogar belächelt hatten. „Macht nur“, hatte er bloß gesagt, „ich bin versorgt, ich brauche das nicht.“
„Spielverderber!“, war oft die Antwort. Nur waren damals seine Performance und die seiner Fonds so stark, dass er es sich erlauben konnte, auszuscheren.
Lange war es so gewesen, dass er sich seine Kunden aussuchen konnte, dass die Kunden froh sein konnten, wenn sie Geld bei ihm anlegen durften. Das war jetzt leider nicht mehr der Fall. Goldene Vergangenheit.
Heute Abend ging ihm jedoch nur eine einzige Frau durch den Kopf. Gabi.
Wie sollte er sich verhalten? Sollte er sie ansprechen? Allein natürlich. Ohne den Schönling.
Er wusste jetzt, dass er sie liebte.
Er nahm sich vor, sie zu konfrontieren.
Irgendeine Gelegenheit würde sich bieten. Er würde sie unauffällig beobachten und sie abpassen, wenn der Augenblick günstig war.
Er würde dem Concierge ein schönes, üppiges Trinkgeld bieten für Informationen. Welches Zimmer sie hatte. Wohin sie ging. Wo man sie alleine treffen könnte. Und so weiter.
Plötzlich hatte er wieder Hunger, nachdem er das entschieden hatte. Er wusste, dass das etwas schizophren war. Zuerst verließ er sie brutal und 15 Jahre später würde er wieder angekrochen kommen. Nein. Er machte sich keine Illusionen, dass sie ihn zurück nehmen würde. Aber er wollte mindestens um Verzeihung bitten, diese vertrackte Situation, seine Schuld, glatt stellen. Wie eine Position im Portfolio. Und das war eine, bei der er schon lange eine Nachschusspflicht hatte. Die würde er jetzt erfüllen.
X X X
Am Fuß der Haupttreppe verabschiedete sich Ela von Leo. Der Abend war so wundervoll weiter gegangen, wie er begonnen hatte. Sie hatten noch ein Dessert gegessen, eine wundervolle Mousse au Chocolat. Dazu der erlesene Wein. Dann der leichte Käseteller mit wundervollen Käsesorten. Bei solchem Käse war Ela immer froh, dass sie nicht unter Laktoseintoleranz litt, wie viele andere. Sie liebte Käse. Ihr Lieblingskäse war der sündhaft teure Vacherin. Den gab es heute Abend. Sie hatten die schweren Themen fallen gelassen und sich leicht und beschwingt über Musik, Kunst, Wetter und Politik unterhalten. Nach einem letzten Mokka hatte Leo sie zur Treppe begleitet und ihr einen Form vollendeten Handkuss gegeben.
Nicht mehr. Nur einen Kuss auf die Hand.
Ela fühlte, dass sie jetzt mehr wollte. Sie wollte, dass er sie umarmte, sie an sich drückte, wie beim Tanzen.
Aber das tat er nicht. Das einzige was er tat, war eine Verabredung mit ihr für den nächsten Tag zu treffen.
„Sehen wir uns beim Frühstück?“
„Ja. Um neun.“
„Wir haben ein Date!“
Dann drehte sie sich um und ging die Treppe hinauf. Natürlich spürte sie seinen Blick in ihrem Rücken,
Weitere Kostenlose Bücher