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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bia May
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beschwipste Gelächter würde er schon wieder in den Griff bekommen. Das wäre doch gelacht.
     
     
     

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    Alex hörte erst auf zu rennen, als er am Ende der Uferpromenade hinten am Sportclub angekommen war.
    Dort hielt er an, musste er anhalten. Er war völlig außer Atem. In seinem Kopf herrschte eine lähmende Leere und gleichzeitig jagten sich seine Gedanken gegenseitig. So mussten sich Wahnsinnige fühlen, Schizophrene. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Langsam ging er den Weg zurück.
    Was sollte er machen, wie sollte er vorgehen?
    War es wirklich Gabi? Oder war es eine seiner Halluzinationen?
    Sie würde doch, so wie er sie kannte, nie wieder freiwillig nach Bellagio kommen!
    Oder doch?
    Was sollte er jetzt nur machen?
    Ausgerechnet jetzt würde er Gabi treffen!
    Früher hätte ihm das nichts ausgemacht. Damals hatte er sie auch kaltblütig abgewimmelt, als sie nicht wusste, wie ihr geschah, als er einfach Schluss gemacht hatte. Und noch vor ein oder zwei Jahren hätte er nicht für möglich gehalten, wie er heute auf ihre Gegenwart reagierte.
    ‚Jetzt muss ich erst einmal gar nichts machen’, sagte er sich. Er würde sich das gut überlegen. Er würde jetzt einfach essen gehen, nahm er sich vor. Er würde seine geliebten Spaghetti mit Pesto essen, ein Glas Rotwein trinken, oder auch mehrere... und dabei würde ihm bestimmt eine Idee kommen.   
     
     
     

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    Leo besah sich die exklusive Speisekarte. Er hatte Ela auf sein Terrain als Feinschmecker gelockt, in das Sterne-Restaurant ‚Mistral’ im Hotel. Er wusste, auf der Tanzfläche hatte sie die Oberhand. Sie tanzte wie eine Fee, sie konnte singen wie eine Sirene, aber er war sich sicher, dass sie es nicht gewöhnt war, in Restaurants zu dinieren, in denen es steif-elegant zuging, der Ober einem den Stuhl zurecht rückte und sie aus einer Speisekarte auswählen musste, in der jedes Gericht, so klein es auch war, über 30 Euro kostete. Das würde ihr mit Sicherheit einen Schrecken einjagen und ihre Selbstsicherheit bröckeln lassen.
    Er selbst war von Kindesbeinen an ein Gourmet gewesen. Absolut nichts hatte er sich in den Mund stecken lassen, was ihm nicht hundertprozentig mundete. Er spuckte seine Mutter voll mit Kuchen, Brot, Gemüse, Fleisch... nur Weniges durfte seinen Gaumen passieren, davon dann aber auch gerne viel.
    Er linste über seine Speisekarte hinweg zu Ela hinüber. Er sah ihre Verzweiflung. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. Leo grinste in sich hinein.
    „So, Ela, sicher hast du schon gewählt?“
    „Gewählt? Eher bin ich gequält!“
    „Gequält? Warum?“ Wow, sie gab zu, dass sie sich unsicher fühlte. Leo fand das umwerfend. Eine tolle Frau.
    „Na, schau, hier kostet alles nur 30 oder 40 Euro, für so einen Mini-Preis werden die Portionen ziemlich winzig sein. Ich schwanke also. Nehme ich nun als Vorspeise den Wachtelsalat und die Hummersuppe und danach den Wolfsbarsch und die Trüffelrehrückchen oder nehme ich am besten gleich Wolfsbarsch, Trüffelrehrückchen, Jacobsmuscheln und die kandierten Lammfilets? Was meinst du?“
    Leo war sich nicht bewusst, dass seine Kinnlade vor Überraschung etwas herunterhing. Sie machte sich über ihn lustig. Oder? Sie sah allerdings ziemlich ernst aus. Sie würde doch nicht wirklich in Betracht ziehen, vier Hauptgänge zu bestellen? Locker mal für 300 Euro zu Abend zu essen? Allein?
    Ela schaute ihn ernst an. Überlegte. Hm. Sie spürte, wie Leo addierte. Ha. Da hatte er es. Sie wusste wohl, dass er sie hierher eingeladen hatte, um anzugeben. Na, jetzt gab sie eben etwas an. „Und als Dessert“, sie wählte extra das Wort ‚Dessert’ statt ‚Nachtisch’ und sprach es französisch-überheblich aus, „da würde ich zu den Crèpes Suzettes, die hatte ich schon lange nicht mehr, sehr klassisch, und danach zu der ‚Combination des Fromages’ neigen... Wäre das okay für dich?“
    Sie schaute ihm voll ins Gesicht. Mittlerweile hatte sie ihr etwas ironischer Unterton verraten. Er stieg darauf ein.
    „Aber ob du davon satt wirst? Vielleicht noch dazu die Crème Brulée à la Lavande?“
    Sie überlegte kurz. „Ja genau”. Sie zwinkerte ihm zu. „Ich weiß was, wir machen was, was ich noch nie gemacht habe. Du bestellst für mich und ich esse, was auch immer du bestellst.“ Sie grinste ihn an. Mit tief übertriebener Stimme fügte sie hinzu „Ich gebe mich ganz in deine Hand... ku-li-na-risch...“
    Zwinker, lächel, exit.

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